08/03/2017
Als Bub von vielleicht zehn Jahren ging ich eine Zeitlang jeden Morgen zur Messe. Ich lief noch bei Dunkelheit los, wenn noch alles still war und niemand auf der Straße. Wenn ich ankam, war die Kirche noch verschlossen, und ich musste draußen warten auf die Klosterfrau, die Sakristei besorgte. Sie ließ mich dann ein, und ich saß lange allein in der Bank, bis endlich die Frühmesse begann. Eines dieser Tage rief die Nonne mich in die Sakristei. Sie öffnete die Tür des Tresors und zeigte schweigend auf die große, goldene, strahlende Monstranz. Ich weiß noch, dass ich ganz ergriffen war vor dieser Pracht. Dann sagte die Schwester mir leise: „Das darf keiner berühren! Nur der Priester.“ Mir schien diese Regel völlig einleuchtend. Ich fühlte mich von ihr nicht gehindert oder ausgeschlossen, im Gegenteil, sie erschien mir ganz naheliegend und einfach. Die Monstranz zu berühren, die die hl. Hostie, die Jesus! tragen soll, wäre mir gar nicht in den Sinn gekommen. Doch in dem Moment, als die Schwester von der verwehrten Geste sprach, wurde mir klar, wie es nur einem Kind klar werden kann: Es ist etwas Besonderes um die Berührung.
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