Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Christmette 2016 – Das Wunder –

16/01/2017 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Dies geschah zum ersten Mal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien.“ Das sind Tatsachen. Sie lassen sich nachprüfen. Tatsachen stehen fest. Für immer.

Tatsache ist wohl auch: Sie sind müde; irgendwo zwischen Freude und Erschöpfung. Tatsache ist der riesige Zeitabstand, der uns hier von den Ereignissen in Bethlehem trennt. Tatsachen sind die alten Gewohnheiten unseres Denkens; unsere Zweifel, unsere Herzensträgheit; – vielleicht gehen nur die kleinen Kinder ganz leicht und sorglos auf Weihnachten zu. Die Kinder freuen sich einfach. Bei uns Erwachsenen werden die Tatsachen zu Barrieren. Sie bauen sich auf: vor uns, uns zur Seite, hinter uns, überall. Keiner kann mehr frei atmen; die Sicht wird eng; alles wird starr. Wir funktionieren noch, – aber große Hoffnungen haben wir nicht mehr. Doch dann, vielleicht an diesem Fest, ein Moment, in dem alles ruhig wird, still. Frei. Neu.

Tatsachen: Die Frau ist schwanger; in der Pension ist kein Platz für sie; die Hirten sind auf dem Feld. Und dann, mitten in die stummen, alten Realitäten hinein, das Wort eines Engels: „Ich verkünde euch eine große Freude.“ Das ist: neu.

Wunder helfen gegen Tatsachen. Sie verändern die Tatsachen. Weihnachten kann Sie verändern. Sie können Wunder wirken! Weihnachten: Das sind entweder Wunder – oder Gewohnheiten. „Fest der Familie?“ Das ist gemütlich, nützlich, Zusammenhalt und so… Ähnlich die Geschenke. Und das gute Essen dieser Tage: So schön das sein kann, es bleibt doch irgendwo stecken, zwischen Genuss und Sattheit. Was Weihnachten wirklich ausmacht, das sind die Wunder. Das Leuchten der Engel, die Reinheit der Frau, das Kind, die tanzenden Hirten. Die Jungfrau, die Mutter wird und doch Jungfrau bleibt. Der Dornbusch, der in Flammen steht und doch nicht verbrennt. Das Wunder des Mannes, der seine Frau nicht verlässt. Das Wunder des Joseph. Die Chöre der Engel. Das Wunder einer Geburt. Ein Kind kommt zur Welt. Sie haben dieses Wunder selbst erlebt. Das Wunder des armen Königs. Ein Kind erlöst die Welt. Ein Kind nimmt die Sünden der Welt weg. Gott, der nie sichtbar war, wird mit den Händen greifbar. Wunder über Wunder. Die Frau, die wieder aufrecht gehen kann; der Blinde, der wieder sieht; Brot, das kein Brot mehr ist, Wein, der zu Blut wird. Einer, der tot war, lebt. Und das Wunder, dass es Sie gibt! Warum sollte es Sie geben? Aber es gibt Sie doch! In Bethlehem wird Jesus geboren. Ein Arme-Leute-Kind, das in Wahrheit Gottes Sohn ist. Er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; er wird geboren, dass des Friedens kein Ende werde. – „Wir leben auf einem blauen Planeten,  / der sich um einen Feuerball dreht, / mit nem Mond, der die Meere bewegt / – und du glaubst nicht an Wunder?“ Merken Sie, wo das hin geht? Anbruch einer neuen Welt.

Das Wunder von Weihnachten hat Kraft, immer neu. Das ist das Erstaunliche an Weihnachten. Wie geht das? Weil das Kind, die Schönheit, die Reinheit, weil die Wunder uns Menschen zu Herzen gehen. Die Dinge sind nicht, was sie zu sein scheinen. Es geschieht, was nicht geschehen sollte. Es gibt neue Möglichkeiten.

Und damit haben wir die Wahl. Ab dem Stephanitag wieder unsere alte Ordnung, gleichgültig, lieblos, ängstlich, – oder das Kind bleibt. In unserm Leben. Das Wunder des Friedens ist möglich. Weihnachten kann etwas verändern.

Friedenstiften war schon immer eine übermenschliche Aufgabe. Auch zurzeit Marias und Josefs. Die Weihnachtsgeschichte spielt in einer Welt der Gewalt. Gott selbst muss eingreifen in den Lauf der Dinge; er muss ein Wunder wirken, damit Frieden möglich wird. Er tut es! Jesus verkörpert einen Frieden, die über das hinausgeht, was Menschen sich bis dahin vorstellen konnten. Der Friede kommt in Gestalt des Neuen. Jesus ist neu. Und jetzt liegt es an uns. Leben wir mit Hoffnung – oder aus den schlechten Erfahrungen der Vergangenheit?

„Friede auf Erden“ ist ein Himmelsgeschenk. Aber wir müssen es annehmen (einer, der ein Geschenk nicht annimmt…). Man muss, ja!, den Frieden erkämpfen. In dem, was wir reden, kann der Glanz der Wahrheit liegen; in dem, was wir tun, kann Liebe sein; unser Leib und unser Herz können rein sein; der Schrei der Armen muss nicht auf Gleichgültigkeit stoßen; das Leiden der Kranken nicht auf unsere Unachtsamkeit; die Einsamkeit der Alten und die Zartheit der Kinder können unser Herz rühren. Jedem Leben, auch einem, das uns ganz fremd ist, können wir mit Liebe und Ehrfurcht – Respekt – begegnen. Es ist immer möglich, neu anzufangen: das Wunder von Weihnachten.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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