Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Vierter Adventsonntag, 18. Dezember 2016

16/01/2017 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Der Apostel Paulus schreibt: „An alle in Mailberg, die von Gott geliebt sind.“

Natürlich schreibt Paulus das nicht. Er schreibt „an alle in Rom“. Aber was hilft uns das? Sie hören Rom und denken: „weit weg, lange her.“ Es geht aber nicht um Rom. Es geht um Mailberg. Um die, die hier von Gott geliebt sind. Um die „berufenen Heiligen“ in diesem Dorf. Es gibt hier in Mailberg berufene Heilige. So wie es sie in Rom gab.

Über einen kleinen Umweg können Sie verstehen, wie das gemeint ist. Fragen Sie sich einmal: Wer liebt mich? Gibt es jemanden, der mich liebt? Wie viele sind es, die mich wirklich lieben? Nicht jeder kann Sie lieben, das wissen Sie. Es ist wichtig, das einzusehen. Wer von allen geliebt werden möchte, hat das Leben nicht verstanden. „Wer liebt mich?“, fragen Sie also. Und die Kirche sagt Ihnen: „Gott! Gott liebt dich!“ Paulus schreibt „an alle, die von Gott geliebt sind“. Nur, was habe ich davon, dass Gott mich liebt? Gott beschützt mich nicht vor Gegnern und nicht vor allen Krankheiten oder Unfällen. Gott hat keine Hand, die ich halten kann; Gott trinkt kein spätes Bier mit mir und geht nicht mit mir tanzen. Mit Gott kann man keinen Sex haben. Welche Liebe soll das also sein?

Gott ist anders – und entweder Sie entdecken, dass Liebe auch anders sein kann und fangen an, anders zu lieben, oder die so genannte Liebe Gottes bedeutet nichts für Ihr Leben. Sie bleibt eine Floskel.

Der erste Schritt wäre also: einräumen, dass es nicht nur eine Form der Liebe gibt. Liebe hat viele Gesichter. Ihr Bub liebt Sie anders als Ihr Mann, nicht wahr? Ihr bester Freund liebt Sie anders als Ihre Frau. Was also hindert, sich auf die andere, neue Art der Liebe einzulassen, mit der Gott liebt und geliebt wird?

Vielleicht würden wir da sogar verstehen, was menschliche Liebe wirklich ist. Denn jemanden süß finden, heißt noch nicht, ihn lieben. Mit jemanden Sex haben, heißt nicht, ihn lieben. Ist das, was wir landläufig mit Liebe verbinden, wirklich Liebe? Kann es nicht sein, dass Gott, der uns so fremd und fern erscheint, uns wahrer liebt als jeder andere? Dass seine Liebe dort ist, wo die Liebe der Menschen nicht hinreicht?

Wer leidet, leidet allein. Er ist einsam, bei aller menschlichen Liebe. Gott aber kann auch im Leiden sein (und vielleicht auf den Höhen des Entzückens, wo wir ja auch alleine sind).

Die besondere Art der Liebe Gottes wird in der Bibel beschrieben. Heute heißt es da: „An alle in Rom, die von Gott geliebt sind, die berufenen Heiligen… Durch Gott haben wir Gnade und Apostelamt empfangen, um alle Heiden zum Gehorsam des Glaubens zu führen. Zu ihnen gehört auch ihr, die ihr von Jesus Christus berufen seid.“ Gnade, Amt, Glaube, Gehorsam, Heiligkeit… vor allem aber Berufung: die Schlüssel, um die Liebe Gottes zu verstehen. Gott beruft Sie. Er hat die Propheten berufen, dann Maria, dann Josef – und heute eben Sie.

Wen werde ich berufen, wen werde ich mit einer wichtigen Aufgabe betrauen? Einen, dem ich vertraue. Wem werde ich vertrauen? Dem, zu dem ich ja sage. Vielleicht ist dies das Erste in der Liebe Gottes: Er bejaht Sie. Er ist Ihnen gut. Er tut, was Menschen nicht oft tun und selten für immer und schon gar nicht bedingungslos: Gott respektiert sie.

Fragen Sie sich: Wie viele Menschen bejahen mich? Zuerst und immer und überall? Bejahen mich von Grund auf? Wer erweist heute dem anderen wirklich noch Respekt? Gehen Sie respektvoll mit einander um in Mailberg? Gott bringt Achtung in diese Welt.

„Gott ist mit uns.“ Das ist die Zusage des heutigen Evangeliums. Man muss sie nur noch glauben. Das ist nicht leicht, denn Gott wirft unsere Vorstellungen über den Haufen, immer wieder. Der Liebe Gott ist manchmal gar nicht lieb. Aber dann, wenn alles überstanden, bestanden ist, dann verstehen Sie: Es war gut so. Das war wirklich Liebe. Josef hat das erlebt, Maria hat das erlebt. Ihre schweren Momente haben sie nicht irr werden lassen; sie sind treu geblieben.

Was hat das alles mit diesen Tagen zu tun? Mit dem Advent, mit Weihnachten? Diese Tage erzählen von Menschen, in deren Leben Gott eingegriffen hat. Die er berufen hat. Und jetzt beruft Gott Sie! Weihnachten bedeutet: Gott begegnet Ihnen. Oder es bedeutet nicht viel.

Berufen zu sein, das aber kann nicht ohne Wirkung auf andere bleiben. Gott hat keine geheime Affäre mit uns; man liebt Gott nicht für sich allein; man vertraut ihm nicht für sich allein. Hier wird Ihre Geschichte mit Gott, die so tief geht, ganz schlicht. Sie äußert sich im Mitgefühl mit anderen. Die Liebe zwischen Ihnen und Gott äußert sich in Solidarität untereinander. In ganz einfacher Hoffnung und im Vertrauen.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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