960 Jahre Geschichte
Der Orden entsteht um 1048. Es sollen Kaufleute aus der alten Seerepublik Amalfi gewesen sein, die vom Kalifen von Ägypten die Genehmigung erhielten, in Jerusalem eine Kirche, ein Konvent und ein Pilgerspital zu errichten, in dem den Pilgern ohne Unterschied des Glaubens und der Herkunft Schutz und Obdach gewährt werden sollte. Der Orden vom Hl. Johannes zu Jerusalem – die Klostergemeinschaft, die mit der Leitung des Hospitals betraut wurde – erlangt unter der Leitung ihres Gründers, des Seligen Bruder Gerhard, die Unabhängigkeit. Mit der Bulle „Pia postulatio voluntatis“ vom 15. Februar 1113 stellt Papst Paschalis II. das Hospital unter den Schutz des Hl. Stuhles, mit dem Recht, seine Leitung frei zu bestimmen, unabhängig von religiösen oder sonstigen Laienautoritäten. Mit dieser Bulle erlangt der Orden erste rechtliche Eigenständigkeit. Die Ritter waren Religiose, verpflichtet durch die drei monastischen Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams und wurden Bruder oder Fra‘(von Frater) genannt. Ordenspatron ist der Hl. Johannes der Täufer und der Ordensfeiertag wird jährlich am 24. Juni gefeiert.
Mit der Gründung des Königreiches von Jerusalem durch die Kreuzritter wächst dem Orden die Aufgabe des militärischen Schutzes der Kranken, der Pilger und der eroberten muslimischen Gebiete zu. Neben dem Hospitaldienst übernimmt der Orden jetzt auch die Aufgabe der Verteidigung des Christentums. Als Zeichen wird das achtspitzige weiße Kreuz angenommen, das bis auf den heutigen Tag das Zeichen des Ordens ist.
1309 Rhodos
Nach dem Verlust von Akkon im Jahr 1291 – der letzten Bastion der Christenheit im Hl. Land – zieht sich der Orden zunächst nach Zypern und dann, im Jahr 1309, unter der Leitung des Großmeisters Fra’ Foulques de Villaret, auf die Insel Rhodos zurück.
Zur Verteidigung der christlichen Welt baut der Orden eine mächtige Flotte, mit der er das östliche Mittelmeer kontrolliert und die sich in zahlreichen ruhmreichen Seeschlachten, so vor Syrien und Ägypten, bewährt. Die von Anfang an durch päpstliche Dekrete garantierte Unabhängigkeit von anderen Staaten sowie das allgemein anerkannte Recht, bewaffnete Streitkräfte zu unterhalten, bilden die Grundlage für die internationale Anerkennung der Souveränität des Ordens.
Durch das im Mittelalter populäre Ritterideal erhält der Orden zahlreiche Schenkungen, beispielsweise die Kommende Mailberg im Weinviertel (www.schlosshotel-mailberg.at), und breitet sich schnell über ganz Europa aus. Seit Beginn des 14. Jahrhunderts gliedern sich die Institutionen des Ordens und die Ritter, die aus ganz Europa nach Rhodos kommen, in Zungen. Zunächst sind es sieben Zungen: Provence, Auvergne, Frankreich, Italien, Aragon (Navarra), England (mit Schottland und Irland) und Deutschland. Im Jahr 1492 wird eine achte Zunge gebildet, die von Kastilien, die sich zusammen mit Portugal von der Zunge von Aragon getrennt hatte. Jede Zunge war in Priorate oder Großpriorate gegliedert und diese wiederum in Balleien bzw. Kommenden als wirtschaftliche Einheiten. Letztere bestanden zumindest aus einem Spital und einer Kirche.
Der Orden wurde vom Großmeister, der später auch als Fürst von Rhodos fungierte, und vom Rat regiert. Er prägte eigene Münzen und unterhielt diplomatische Beziehungen zu anderen Staaten. Die wichtigsten hohen Ämter und Funktionen wurden von Vertretern der verschiedenen Zungen wahrgenommen.
1530 Malta
Die Expansionspolitik des osmanischen Reiches führte zu zahlreichen Kämpfen und Kampfhandlungen mit der mächtigen Flotte und dem Heer von Sultan Suleiman dem Prächtigen. Nach 6 Monaten schwerster Belagerung, mussten sich die Ordensritter im Jahr 1523 schließlich ergeben und die Insel Rhodos unter ehrenvollem Abzug räumen. Während der folgenden Jahre versucht der Orden wieder ein eigenes Territorium zu erlangen.
Im Jahr 1530 übergibt Kaiser Karl V. mit Zustimmung von Papst Clemens VII. dem Orden die Inseln Malta, Gozo und Comino sowie Tripolis die als Lehen. Dabei wird vereinbart, dass der Orden bei kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen christlichen Nationen neutral zu bleiben hat.
Wissend, dass die Osmanen beabsichtigen weiter nach Europa vorzudringen und sich der strategischen Position der Insel Malta bewusst, verlegt der Orden die Hauptstadt zum großen Hafen, befestigt diese durch starke Verteidigungsanlagen und errichtet ein Spital im Endausbau 740 Betten hatte.
So gelingt es den Rittern im Jahr 1565 unter der Führung des Großmeisters Fra’ Jean de la Vallette (nach ihm ist bis heute die Hauptstadt von Malta benannt) nach 3 Monate dauernden und schweren Kämpfen die große Türkische Belagerung abzuwehren.
1571 Seeschlacht von Lepanto
Dieser Erfolg des Ordens führt zu einer Aufbruchsstimmung in Europa, zur Bildung der Hl. Liga und zu der Idee die Türken aus dem Mittelmeer zu vertreiben.
In der Seeschlacht von Lepanto, an der sich auch der Orden mit seiner Seeflotte beteiligt, wird die osmanische Seemacht im Jahr 1571 entscheidend geschlagen.
1798 Verlust von Malta
Zwei Jahrhunderte später, im Jahr 1798, besetzt Napoleon Bonaparte, auf dem Weg nach Ägypten, Malta wegen seiner strategischen Bedeutung. Großmeister Fra‘ Ferdinand von Hompesch und die Ritter, durch die Ordensregel gebunden, gegen Christen die Waffen zu erheben, sahen sich genötigt, die Insel zu verlassen.
Krise und Exil
Der Verlust von Malta führt zu einer großen Krise. Viele Ritter halten Großmeister Hompesch für zu schwach, der nun aus dem Exil regiert. Als sich Zar Paul I. von Russland, der stark mit den Ideen des Ordens sympathisiert, zum Gegen-Großmeister ausruft, unterstützen ihn zahlreiche Gliederungen. Der Zar, der kein Professritter des Ordens ist, sondern verheiratet, der orthodox und nicht katholisch ist und auch nie ordnungsgemäß gewählt wurde, versucht so den Einfluss Russlands im Mittelmeer zu stärken. Er führt kurzzeitig von 1798 – 1800 „de facto“ die Amtsgeschäfte des Ordens obwohl dies „de jure“ nicht möglich gewesen wäre.
Großmeister Hompesch dankt schließlich ab und stirbt verarmt und verbittert im Exil. Gemäß den Statuten des Ordens wird, nachdem der Nachfolger von Zar Paul I., Zar Alexander I., die Großmeisterwürde zurückstellt und den Orden in Russland verbietet, als neuer Großmeister Fra‘ Giovanni Tommasi gewählt.
1834 Rom
Nach Sitz in Messina, Catania und Ferrara lässt sich der Orden im Jahr 1834 endgültig in Rom nieder, wo ihm in der Via Condotti 68 der Magistralpalast sowie die Magistralvilla neben der Kirche Santa Maria am Aventin  gehören, die Exterritorialität besitzen.
20. und 21. Jahrhundert
Der Orden besinnt sich wieder auf seine ursprüngliche Mission, den „Dienst am Herrn Kranken“, den Hospitaldienst.
Während des Ersten Weltkrieges führt der Orden einen freiwilligen Sanitätsdienst und versorgt mit seinen Lazarettzügen, Spitälern und Autoambulanzen mehr als 400.000 Verwundete.
1936 wird die Lepra-Hilfe gegründet.
Nach dem verheerenden II. Weltkrieg werden die karitativen Aufgaben und der Hospitaldienst unter der Leitung des Großmeisters Fra’ Ludovico Chigi Albani della Rovere (1931-1951) wieder aufgebaut und intensiviert.
Durch die Neugründung zahlreicher Gliederungen (Assoziationen) sowie die Belebung der ehrwürdigen Großpriorate erfährt der Orden unter Großmeistern †Fra’ Angelo de Mojana di Cologna (1962-1988) und †Fra’ Andrew Bertie (1988-2008) eine beachtliche Ausweitung seines karitativen Engagements.
Nach dem Fall des Eisernen Vorhanges gründet der Orden zahlreiche Hilfswerke und Gliederungen in den zentral- und osteuropäischen Ländern und baut auch sein Netz an diplomatische Vertretungen weiter aus.
Die Großmeister †Fra‘ Matthew Festing (2008-2017) und †Fra‘ Giacomo Dalla Torre del Tempio de Sanguinetto (2018-2020) festigen diese Entwicklung, so dass der Orden heute in mehr als 120 Ländern der Welt vertreten ist und Hilfsprojekte durchführt.
Leitbild
„Unsere Bruderschaft wird unvergänglich sein, weil der Boden, auf dem diese Pflanze wurzelt, das Elend der Welt ist, und weil – so Gott will – es immer Menschen geben wird, die daran arbeiten, dieses Leid geringer, dieses Elend erträglicher zu machen.“
Im Sinne dieser Worte des Seligen Gründers Fra‘ Gerhard stellt sich der Orden und seine Hilfswerke in den Dienst am Nächsten.
Im Geiste der Worte Christi: „Was ihr den geringsten meiner Brüder getan habt, dass habt ihr mir getan“ sollen die Mitglieder auf Basis ihres christlichen Glaubens ihre Dienste verrichten und gemäß einer Ordensregel aus dem Jahre 1290 „Diener sein der Herren Kranken“.
Das Auftreten und Benehmen eines Maltesers verlangt in allen Lebenslagen Demut, Gehorsam und Bereitschaft auf Verzicht. Malteser sollen in ihrer Arbeit Zeugen für ihre religiöse Haltung und den Orden geben, da sie die Ehre, das Ordenskreuz zu tragen, dazu verpflichtet.
Malteserisch soll auch die Art, wie die Dienste geleistet werden, sein, nämlich verantwortungsvoll und mit Caritas, und wo nötig, tröstend und mit Feingefühl, also mit einem Adel des Geistes und der Gesinnung.
Die Geschichte hat gezeigt, dass diese auf dem Glauben basierende Solidarität gegenüber Mitmenschen nicht an Aktualität verloren hat. Sie war und ist die eigentliche Triebfeder des Ordens, der Kern ihrer Tätigkeit und die Herausforderung der Zukunft.