Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Weihefest der Hauptkirche des Ordens auf Malta, 20. Februar 2017

21/03/2017 


Entweder – oder. Wer dieses Fest nicht nur glänzend feiert, sondern dem Fest wirklich begegnet, wird schnell vor einer Alternative stehen.

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wir feiern den Weihetag der Hauptkirche des Ordens, Sankt-Johannes-der-Täufer in La Valetta auf Malta. Ein Bauwerk von großer Pracht. Vor unseren Augen richten sich auf Geschichte, Ruhm, Ritter, Baumeister, Tote, Tapferkeit, Ehre, Glanz. Und all das kennt ja nicht nur der Souveräne Malteser-Ritter-Orden. Auch die Wiener, die österreichischen, die europäischen Katholiken feiern prächtige Gotteshäuser voller Geschichte. Die afrikanischen und asiatischen Katholiken weniger…

Also Geschichte einerseits – und Aufbruch andererseits. Das ist die Alternative, vor der wir stehen. Auf der einen Seite Erinnerungen, Besitz, Halt – auf der anderen Seite: Innerlichkeit und Weg. Jeder hier weiß, was der Christ zu wählen hat.

Die Texte des Kirchweihfestes machen es mehr als klar: Bei aller Liebe, aller Ehrfurcht vor den Bauwerken, in denen das Wort Gottes verkündet und das heilige Opfer gefeiert wird, da ist doch auch die Erkenntnis, dass die Kirchen immer zu klein sind – zu klein für Gott –, dass sie aufhalten können, dass der Christ in ihnen leben, beten, hören… und sie doch gleichzeitig verlassen muss. Der Weg geht vom Sichtbaren, Greifbaren zum Geist. Ins Innere.

Dieses Fest stellt uns die Alternativen der Zeit vor Augen: Strukturreform der Erzdiözese oder Jüngerschule; Verfassungsreform des Ordens oder echte, innere Erneuerung; ein Europa, das sich um die Wirtschaft herum ordnet oder ein Europa, das zu einem neuen gemeinsamen Geist findet.

„Lasst euch… zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen.“ Vergeistlichung (und nicht: Vergeistigung!) ist also der Auftrag des Kirchweihfestes. Die Bauwerke sollen sich mit Geist füllen, nicht nur mit Zeremonien. Und nicht nur die Bauten der Kirche, auch die Organisation, das Recht, die Kunst, der Alltag sollen sich mit Geist füllen. Alles, was Körper ist, soll nie ohne Geist sein.

Der Geist, der hier gemeint ist, hat nichts zu tun mit Intellekt, Bildung oder Wissen. Der Heilige Geist ließ sich nicht auf dem Feuilleton nieder an Pfingsten, sondern auf ein paar ängstlichen, einfachen Menschen, Frauen und Männern, dem Aufgeben näher als dem Erfolg. Sie wurden erfüllt mit Heiligem Geist und brachen auf, verließen den Abendmahlsaal. Solche sind es, denen heute gesagt wird: Ihr seid „eine heilige Priesterschaft“.

Was ist eine Priesterin? Was ist ein Priester? Der Priester ist der, der weggibt. In der Taufe wurden wir alle zu priesterlichen Menschen gesalbt. Der Priester bringt Gott Opfer dar. Für sich selbst und für die anderen, an ihrer Stelle. Er gibt etwas. Er gibt es weg.

Kein Opfer ohne Gabe. – Seit Urzeiten opfern die Menschen den Göttern. Sie gaben ihnen aus ihrer Ernte oder ihrer Jagd; sie gaben ihr Gold. Was immer ihnen kostbar war. Dann, als die Zeit erfüllt war, kam das Christentum und führte alle Opfer der Menschheit zur Vollendung. Christus gab sich selbst, die „reine und makellose Gabe“. Und trug uns auf: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ Seit jenem Abend geben die Christen und Christinnen. Was beim Letzten Abendmahl begann und sich Stunden später am Kreuz vollendete, ist ein lebendiges, körperliches Opfer. Aber vor allem ein geistiges. Denn nicht das Leiden Jesu rettet uns, sondern die Liebe darin. Es rettet uns der mit Liebe erfüllte Leib des Herrn.

Der Priester ist der, der gibt. Nicht, weil er achtlos ist oder gedankenlos. Er gibt nicht das weg, was er gering schätzt. Er gibt das, was ihm kostbar ist, in einem feierlichen alltäglichen Akt.

Jeder hier hat etwas, das ihm kostbar ist. Wünsche, an denen wir hängen, Hoffnungen, die wir hegen, Sorgen, die uns ausmachen, Menschen, die uns teuer sind, Dinge, die uns gehören, Erinnerungen, Momente, Siege. Und wir sind uns selbst kostbar. So hoffe ich wenigstens für Sie und für mich. Uns selbst können wir geben, zusammen mit Christus, dem Hohenpriester, von dem alles Priesterliche sich ableitet.

Aus all dem, was uns kostbar ist, können wir jene geistigen Opfer machen, „die Gott gefallen“. Das ist der Gottesdienst, der in den ehrwürdigen Bauwerke der Kirche gefeiert werden soll.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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