Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

„Für mich ist das Gebet ein Aufschwung des Herzens, ein schlichter Blick zum Himmel, ein Ausruf der Dankbarkeit und Liebe inmitten der Prüfung und inmitten der Freude.“ – Hl. Theresia vom Kinde Jesu

Das christliche Gebet begleitet die Geschichte der Menschen, die eine Heilsgeschichte ist, als ein Rufen Gottes nach dem Menschen und ein Rufen des Menschen nach Gott. Unser Beten prägt durch die konkreten Formulierungen und Begriffe unseren Glauben, unser Denken und unser Tun. Es ist ein wichtiger Ausdruck unseres Glaubens und eine „Schule des Hörens“. Das Ordensgebet verbindet alle Ordensmitglieder und alle Angehörige der Hilfswerke.

 

Ordensgebet

Herr Jesus Christus, Du hast mich aus Gnade berufen, Dir als Malteserritter zu dienen. Demütig bitte ich Dich auf die Fürsprache Unserer Lieben Frau von Philermos, des heiligen Johannes des Täufers, des seligen Gerhard und aller Heiligen: Laß die Treue zu unserem Orden mein Leben und Handeln durchdringen. Im Bekenntnis zur römisch-katholischen und apostolischen Kirche will ich mit Deiner Hilfe den Glauben standhaft bezeugen und ihn entschlossen gegen alle Angriffe verteidigen. Dem Nächsten will ich in Liebe begegnen, besonders den Armen und unseren Herren Kranken. Gib mir die nötige Kraft, diesem Vorsatz gemäß selbstlos und als aufrechter Christ zu leben, zur größeren Ehre Gottes, für den Frieden der ganzen Welt und zum Wohl unseres Ordens. Amen.

Erläuterungen

Unser Ordensgebet beginnt mit der Anrufung unseres Herrn. Damit bringen wir zum Ausdruck, dass wir uns immer bewusst sein wollen, wer es ist, zu dem wir beten. Der Hl. Apostel Paulus sagt: „keiner kann sagen: Jesus ist der Herr, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet.“ (1 Kor 12,3). Wenn wir Jesus im Bewusstsein des Glaubens als unseren Herrn ansprechen, geschieht es im Hl. Geist, wir sind also mitten im Geheimnis des Dreieinen Gottes. Es ist ein Moment echter Anbetung.

Unser Maltesersein ist ein Gnadenruf Gottes. Gnade bedeutet ein unverdientes Geschenk. Im Tiefsten sind wir nicht bei den Maltesern, weil nur wir es so wollten, sondern weil der Herr Jesus Christus uns gerufen hat. Freilich hat ER das nicht in einer Erscheinung getan, sondern eben durch unsere Hörbereitschaft, unseren Wunsch, durch andere Freunde oder durch sonstige Umstände unseres Lebens. Niemand von uns ist von Anfang an perfekt. Gott ruft uns so wie wir gerade sind. Wir dürfen daher zu recht auf Gottes Gnade vertrauen. Das gibt uns Trost gerade wenn wir uns alleine, schwach und unvollkommen fühlen.

Es geht also nicht in erster Linie um meine eigene Unterhaltung und Profilierung, sondern um den Dienst an Gott und den vielfach Bedürftigen. Gottes Wille und nicht meine Selbstverwirklichung stehen im Vordergrund.

Demut ist der Anspruch unserer inneren Gebetshaltung. Es gibt manche Fehlformen des religiösen Lebens, in denen eher Demütigung als Demut im Vordergrund stehen. In der christlichen Spiritualität wird Demut nicht als ein Sich-Kleinmachen oder als Leugnen des eigenen Wertes gesehen. Vielmehr bedeutet sie eine realistische Selbsteinschätzung des Menschen in seiner Position in der Welt, in seiner eigenen Geringfügigkeit im Vergleich zur Größe Gottes, aber zugleich in seiner Würde und in seinem Wert als Geschöpf, als Abbild und Kind Gottes.

Eine heutige Interpretation der zwölf Stufen der Demut, die in der Benediktinerregel hervorgehoben werden, kann diese Geisteshaltung umschreiben: Demut wächst aus der Stärke. Demut kann den Kopf unter den Arm nehmen, ohne das Gesicht zu verlieren. Einen Demütigen kann man nicht demütigen. Demut schaut in den eigenen Spiegel. Demut erklärt Versagen nicht weg. Demut entschuldigt sich bei anderen. Demut ist lernfähig und – willig. Demut ist das Ja zur Erde und Sehnsucht nach dem Himmel. Demut wagt den Schritt aus der Grenze in die Weite. Demut ist die Zumutung von Mut. Demut übt den Himmel. Demut ist nie Besitz, sondern stets Versuch.

Maria wird unter unzähligen Titeln angerufen. Heilige sind Freunde im Himmel. Sie sind Vorbild und helfen den Gläubigen auf Erden, den Weg zum Himmel zu gehen. Von allen Heiligen ist Maria Jesus Christus am Nächsten. Und zwar nicht, weil sie seine leibliche Mutter ist, sondern, weil sie ihm am ähnlichsten ist. Sie ist von Anfang an ohne Sünde gewesen, deshalb ist sie jetzt schon vollkommen verherrlicht, mit Seele und Leib im Himmel.  „Per Mariam ad Jesum“ – durch Maria zu Jesus ist eine gute Losung. Es gibt keinen direkteren Weg zu Jesus als über Maria. Ein Umweg? Nein, denn sie „liegt am Weg“, auch am Weg der Malteser zu Jesus Christus.

Die Originalikone befand sich einst in einem Heiligtum am Berg Philermos auf Rhodos, war dann in Malta, in Russland und kam nach dem ersten Weltkrieg auf verschlungenen Pfaden über Kopenhagen und Berlin schließlich nach Jugoslawien, wo sie 1999 in den Beständen des Nationalmuseums von Cetinje, der alten Hauptstadt Montenegros, wieder aufgefunden wurde.

Im ersten Spital in Jerusalem befand sich ein noch heute existierendes kleines Kirchlein „zum Hl. Johannes“. Er ist der Patron des Ordens und gilt uns als Größter der Propheten, Mittler zwischen Altem und Neuem Testament, Rufer in der Wüste, Mahner zur Umkehr und erster Märtyrer. Der selige Gerhard hat durch seine Bruderschaft die erste Gemeinschaft um 1048 gegründet, die 1113 von Papst Paschalis II. als Orden anerkannt wurde. Beide haben den Willen Gottes gesucht und verwirklicht. Dadurch weisen sie auf Jesus Christus hin! „Seht das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt!“.

Die Heiligen finden sich in allen gesellschaftlichen Schichten und Berufen, sie leben alle den Geist der Seligpreisungen. Die Heiligen zeigen uns, wie eine Welt nach dem Willen Gottes ausschauen könnte. Wir entdecken in ihnen die Stärken und die Schwächen, die wir selber haben. Wir bewundern ihren stetigen Kampf um die Liebe in ihrem Herzen. Wenn sie es geschafft haben, heilig zu werden, können wir es mit Gottes Hilfe auch! „Heiligkeit ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit!“ (Sel. Mutter Teresa von Kalkutta)

Unsere Berufung ist nicht selbstverständlich, sondern muss sich immer wieder konkretisieren. Die Aufnahme neuer Mitglieder zeigt wunderbar, wie Menschen, jüngere und ältere, ihrem  Getauftsein und Gefirmtsein eine bestimmte Form geben wollen. Gebet und Tat, Glaube und Liebe, Innerlichkeit und Zuwendung, Heiligung der Mitglieder, Einsatz für den Glauben und Dienst am Nächsten, Freude und Ernst, Gemeinschaft und Individualität, Bindung und Freiheit, Kontemplation und Aktion sind vereint und nebeneinander und füreinander fruchtbar. Der Orden ist eine Gemeinschaft vieler Menschen unterschiedlicher Herkunft und Prägung, die alle das achtfache Elend bekämpfen wollen. Die Treue ist Voraussetzung, dass echte und langfristige Hilfe für Menschen geleistet wird. Vieles geschieht in kleinen Schritten und im Verborgenen. Der eigentlich Treue ist Jesus. ER steht zu uns, ist barmherzig und ermöglicht und hilft uns, in Seinem Sinne zu danken, zu reden und zu handeln.

Unser Glaube ist nicht von uns selber aus verschiedenen Elementen zusammengestellt, sondern es ist der Glaube der Kirche, die im Credo von Nicäa-Konstantinopel als Eine, Heilige, Katholische und Apostolische Kirche bezeichnet wird. Wir bekennen uns nicht nur zu unserem Glauben, sondern beziehen aus ihm auch unsere Kraft und den Auftrag zur christlichen Nächstenliebe. Manchmal braucht es Klarstellungen und bewusstes Bekennen in den Inhalten des Glaubens. Dafür soll jedes Mitglied lernen, darin auskunftsfähig zu sein und den Glauben „buchstabieren“ zu können.

Katholisch im eigentlichen Wortsinn bedeutet allumfassend, ganz oder vollständig. Die Kirche verkündet den ganzen Glauben; sie hat und spendet die Fülle der Heilsmittel; sie ist zu allen Völkern gesandt; sie wendet sich an alle Menschen; sie umfasst alle Zeiten; sie ist ihrem Wesen nach „missionarisch“.

Die Kirche ist apostolisch: Sie ist auf feste Grundlagen gebaut, auf die „zwölf Apostel des Lammes“; sie ist unzerstörbar; sie ist unfehlbar in der Wahrheit gehalten; Christus leitet sie durch Petrus und die anderen Apostel, die in ihren Nachfolgern, dem Papst und dem Bischofskollegium bei ihr sind.

Es gilt immer aufs Neue zu überprüfen, wer unser Nächster ist. Allen unseren Nächsten gemeinsam ist aber, dass wir in ihnen unserem „Herren“ Jesus Christus dienen wollen. Gottesbegegnung in Menschenbegegnung.

Auf die Frage welches das erste Gebot sei, antwortete Jesus: „Das erste ist: Höre Israel! Der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott lieben, mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt dazu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.“ (Mk 12, 29-31)

Die Liebe ist jene göttliche Tugend, kraft derer wir Gott um seiner selbst willen über alles lieben und aus Liebe zu Gott unseren Nächsten lieben wie uns selbst. Der Apostel Paulus schreibt: „Es blieben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.“ (1Kor 13,13)

Das von der Liebe beseelte sittliche Leben gibt dem Christen die Freiheit der Kinder Gottes. Er verhält sich vor Gott nicht mehr wie ein Sklave, in knechtischer Furcht, und auch nicht wie ein Tagelöhner, der entlohnt werden will, sondern wie ein Freund, ein Sohn, eine Tochter, der auf die Liebe dessen antwortet, der „uns zuerst geliebt hat.“ (1 Joh 4, 19)

Gott weiß, dass wir nicht aus Eigenem alles vermögen und bietet uns deshalb seine Hilfe an. Durch die Sakramente (Versöhnung-Beichte, Krankensalbung, …), das persönliche und gemeinsame Gebet, die Mitfeier der Sonntagsmesse und vieles mehr wirkt Gott in unserem Leben und kann uns verwandeln und stärken.

Die vier Kardinaltugenden bilden die Angelpunkte des sittlichen Lebens und regeln menschliches Tun, ordnen die Leidenschaften, lenken das Verhalten der Vernunft, dem Glauben entsprechend.

  • Klugheit – Lässt in jeder Lage das wahre Gut erkennen und richtige Mittel zu dessen Erlangung wählen; sie lenkt unmittelbar das Gewissensurteil.
  • Gerechtigkeit – ist der beständige und feste Wille, Gott und dem Nächsten das zu geben, was ihm zusteht.
  • Tapferkeit – lässt in Schwierigkeiten standfest sein und am Erstreben des Guten festhalten. Sie besiegt die Angst vor Verfolgung und Tod.
  • Mäßigung – Zügelt die Neigung zu übertriebenen Vergnügungen und lässt im Gebrauch geschaffener Güter das rechte Maß einhalten.

Für nichts anderes und genau in dieser Reihenfolge wollen wir unseren Dienst tun. Die Seligpreisungen verweisen auf das, was Gott schenkt: Leben in Fülle. Das dürfen wir von Gott erwarten. Mit dem Kreuz erinnern wir die Menschen an die Gabe Gottes und bestärken uns als Gemeinschaft in diesem Glauben. Das wirkt friedensstiftend.

Amen bedeutet: „Es geschehe!“ Oder So sei es oder so ist es. Durch das „Amen“ sprechen wir unser „fiat“ und wollen leben und verwirklichen, was wir sprechen und beten.

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Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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