Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Dienstag der ersten Fastenwoche, 7. März 2017

20/04/2017 


In Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Worum geht es, wenn ich einen liebe? Mein Kind oder meine Frau, meinen Mann oder den Menschen, der mir jetzt gerade über den Weg geht? Worum geht es bei der Liebe eigentlich?

Jedenfalls nicht um Information. „Euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet.“ Jesus lehrt uns nicht zu beten, sondern zu lieben.

Wenn ich einen liebe, geht es nicht um Information, sondern um Kennen: den anderen kennen, einander erkennen. Deswegen ist diese Zeit so dermaßen lieblos: Informationen ohne Ende, aber wenig Erkennen, also wenig echte Liebe.

Beim Beten geht es nicht darum, Gott zu informieren. Wozu auch? Gott ist allwissend. Um was geht es aber dann? Um das Bitten? Immerhin sind es sieben Bitten, aus denen das Vaterunser besteht, jenes Gebet, das Jesus die Menschheit lehrt. Aber hinter dem Bitten steht etwas noch Elementareres: Das Sprechen. Wer bitten will, muss reden. Nicht die Bitte ist das Wichtigste, sondern das Sprechen mit Gott. Das Sprechen aber ist selbst noch nicht das Erste. Das Allererste, vor dem Bitten und dem Sprechen, ist die Zuwendung. Wer bitten will, muss reden; wer reden will, muss sich dem anderen zuwenden. Gebet ist also zuallererst: Zuwendung zu Gott. Das will Jesus. Jesus will, dass wir Gott lieben. Das geht nicht ohne Zuwendung. Wenn wir richtig beten, wenden wir uns Gott zu. Dem, der uns schon längst zugewandt ist. Der uns immer zugewandt ist.

Viele haben das Gefühl, Gott beobachte uns, streng oder argwöhnisch, auf der Suche nach Fehlern, die wir begehen. Gott weiß alles. Aber er ist nicht zuerst Beobachter, sondern zugewandt.

Die Liebe kann Geplapper ertragen. Aber leben kann sie davon nicht. „Ihr sollt nicht plappern wie die Heiden…“ Plappern ist tönen und reden ohne Geist. Hier die Worte, – und der Geist ganz woanders. Wer plappert, macht einen Schwall von Worten und erstickt den Geist darunter. Wo aber der Geist fehlt, geschieht nichts mehr. Wer plappert, bleibt bei sich. Zum anderen kommt er nie. Deswegen ist das eine Zeit der Einsamen. Weil alle plappern.

Wie aber kann man den Geist finden? Wie kann man zum anderen, zu Gott gelangen beim Beten? Es gibt drei Dinge, die helfen, dass einer wirklich mit Herz und Geist betet, sich Gott wirklich zuwendet, anstatt allein mit sich selbst zu bleiben. Diese drei sind: die Not, das Glück und die Kirche.

Am echtesten sind wir, wenn wir in Not sind und Gott um etwas bitten; wenn wir glücklich sind und ihm von Herzen danken. Und wenn wir uns durch die Gebete der Kirche läutern lassen. Was sind die „Gebete der Kirche“? Das ist zuerst die Liturgie, dann die Psalmen: jene Gebete, der uns von den Juden geschenkt wurden; jene Gebete, die Jesus selbst gebetet hat. Und dann sind da noch die Gebete der heiligen Frauen und Männer, der Menschen, die Gott geliebt haben. Ohne die Gebete der Kirche wird unser Beten zu subjektiv; es läuft Gefahr, immer nur uns selbst zu spiegeln, statt zum lebendigen Gott zu gelangen. In den Gebeten der Kirche lernen wir Gott und uns selbst kennen. Sie halten, nähren, gestalten unser persönliches Gebet.

Unsere Hoffnungen, die Freuden, die Leiden, wenn wir uns schämen, wenn wir dankbar sind oder uns Sorgen machen: Alles kann das persönliche Gebet nähren. Hauptsache es ist wahr. Was soll Gott mit Floskeln oder frommen Wünschen? Und irgendwann, wenn alles gesagt ist, wird das Gebet still. Der Mensch ist mit Gott allein, auf dem Grund seiner Seele. Aber diese Beziehung zwischen dem Menschen und Gott muss immer wieder ans Tageslicht gerufen werden; der Alltag immer wieder hinunter auf den Grund gerufen werden. Damit die Beziehung zu Gott unsere ganze Existenz trägt. Wenn die Beziehung zu Gott uns trägt, können wir Frieden stiften, Schmerz ertragen, die anderen verstehen und uns den anderen öffnen. Gottesliebe ist die Bedingung der Nächstenliebe. Beten heißt reden mit Gott und hören auf Gott. Eine Beziehung mit ihm führen. In dieser Beziehung wird unser Leben recht. Darum geht es Jesus. Das Vaterunser will uns in seine Gesinnung einüben. Bei Jesus lernen wir Gott kennen.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf  Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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