Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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5. Sonntag im Jahreskreis (A), 5. Februar 2017

21/03/2017 


„Dunkelheit.“ – Ich bin ziemlich sicher: Bei Dunkelheit denken Sie sich gar nicht viel. Sie machen einfach das Licht an. Echte Dunkelheit gibt es ja gar nicht mehr. Um sie zu erleben, müsste man schon in menschenleere Gegenden reisen. Oder mindestens nachts in den Wald gehen. Eigentlich schade. Auch weil wir so gar nicht recht ermessen können, wie schön dieses Evangelium ist. „Ihr seid das Licht der Welt!“ Das macht ja nur Sinn, wenn diese Welt dunkel ist und Licht braucht.

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Dunkelheit.“ – Ich bin ziemlich sicher: Bei Dunkelheit denken Sie sich gar nicht viel. Sie machen einfach das Licht an. Echte Dunkelheit gibt es ja gar nicht mehr. Um sie zu erleben, müsste man schon in menschenleere Gegenden reisen. Oder mindestens nachts in den Wald gehen. Eigentlich schade. Auch weil wir so gar nicht recht ermessen können, wie schön dieses Evangelium ist. „Ihr seid das Licht der Welt!“ Das macht ja nur Sinn, wenn diese Welt dunkel ist und Licht braucht.

Stellen Sie sich Dunkelheit doch einfach vor. Jetzt. Stellen Sie sich vor: Mailberg liegt im Dunkel, in Nacht. Ganz ohne ein Licht. Weil der Strom weg ist oder sonst etwas geschehen ist. Oder einen dunklen Raum. Sie wissen nicht, wo er endet; Sie wissen nicht, wer außer Ihnen noch da ist; ob es je wieder hell werden wird. Oder Sie stellen sich ein dunkles Herz vor. Dunkel vor Traurigkeit. Oder dunkel vor Bosheit.

Und jetzt etwas Literatur (Hanya Yanagihara, Ein wenig Leben): „Was er an seinen abendlichen Fahrten noch liebte, war das Licht, die Art und Weise, wie es die Wagen füllte wie etwas Lebendiges, wenn die Bahn über die Brücke ratterte, wie es die Müdigkeit von den Gesichtern seiner Sitznachbarn wusch und sie so zeigte, wie sie gewesen waren, als sie in dieses Land gekommen waren, als sie jung waren und Amerika noch für bezwingbar hielten. Er sah diesem Licht dabei zu, wie es den Bahnwagen wie Honig füllte, Stirnfalten fortwischte, graue Haare polierte, bis sie golden leuchteten, das aggressive Glänzen billiger Stoffe sanft auf einen feinen Schimmer reduzierte. Und dann trieb die Sonne davon, der Wagen ratterte gleichgültig von ihr fort, und die Welt nahm wieder ihre normalen traurigen Formen und Farben an, die Menschen ihren normalen traurigen Zustand…“

Da sehen Sie, was Licht kann: Verwandeln.

„Ihr seid das Licht der Welt“, sagt Jesus. In einer dunklen Welt bedeutet das: Ihr seid die Ersehnten. Ihr seid die Verwandler. Sie warten auf euch; sie freuen sich, wenn ihr kommt; ihr könnt alles verändern. Die Farbe kommt von euch. Und der Trost. Ihr macht Hoffnung; ihr macht Lust aufs Leben, ihr Christen, ihr Mailberger Katholiken, ihr Ritter. – Ist das so?

„Wir sind das Licht der Welt.“ Klingt Ihnen das zu sehr nach fröhlichen Nonnen und singenden Kaplänen? Nichts für erwachsene Männer? Keine Angst: Dagegen steht schon das andere Bild dieses Evangeliums, das vom Salz. „Ihr seid das Salz der Erde.“

Recht besehen ist sowieso nichts an diesem Text harmlos und idyllisch. Jesus ist immer fordernd.

Er fordert: Eine Gemeinde (Pfarre, Ordensgemeinschaft) soll die Welt nicht süß machen, sondern würzig. Das Gegenteil von fad.

Wir könnten der Welt ein neues Gesicht geben, könnten ihr Geschmack und Eindeutigkeit verleihen. Aber wer eine Gesellschaft prägen will, muss die Alternative darstellen. Das Salz ist ja das Andere, die Zutat, etwas, das seinen ganz eigenen Geschmack hat. Das Salz ist nicht um seiner selbst willen da. Salz hat nur Sinn, wenn es auf andere Speisen trifft.

Wenn wir das Salz der Erde sind, bedeutet das: Wir Katholiken sind da, um das Leben der anderen aufzumischen.

Die Kirche kann einfach nicht die nette Nachbarin sein, auch wenn viele wollen, dass die Kirche um Gottes Willen keinen Anstoß errege. Sie wollen das Unmögliche: Nichts schlimmer als Christen, von denen nur noch der Name geblieben ist, die Ende sind, wo sie doch Anfang sein sollten.

Jesus fordert: Seid wie das Licht! Seid notwendig! Macht euch bemerkbar. Die Gemeinde soll anziehen, wie eine Stadt auf dem Berg anzieht. Wie Licht es tut. – Aber seid nicht auf Lob aus. Deutet nicht auf euch selbst, sondern auf Gott. Was ihr tut, soll nicht euch Lob und Ansehen einbringen, sondern Gott.

Viele würden gern im Verborgenen wirken, in ihrem kleinen Garten. Doch das geht nicht. Die Welt wird immer auf uns schauen, so unangenehm das manchmal sein mag. Wir Christen haben einfach zu viel versprochen. Zu viel Hoffnung geweckt. Umso bitterer wird es, wenn wir sie enttäuschen. Jesus sagt es uns klar: Man könnte euch auch wegschütten, weil ihr unbrauchbar geworden seid. Neben dieser Warnung steht das Vertrauen, das Gott in uns setzt. Gott hat sich in unsere Hände begeben. Jetzt sind die Christen die letzte Instanz. Wenn sie versagen, wird Gott auch nicht durch Wunder eingreifen.

Salz und Licht. Was wir tun, wird nicht daran gemessen, ob es gut gemeint ist. Sondern daran, ob andere sich uns anschließen können. Wir sollen andere so hineinziehen, dass sie mitmachen wollen. Und da gilt: Aufmerksam werden die Menschen erst durch abweichendes Verhalten. Durch eine Alternative. Wie das geht hat Jesus in den Seligpreisungen (s. letzte Woche) gesagt. Und er sagt es uns heute wieder: „Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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