Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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33. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B), 14. November 2021

14/11/2021 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wer nicht hinhört, hat gar nichts. Seine Ruhe halt.

Wer aber hinhört, der hat Angst.

In meinem ganzen Leben habe ich höchstens fünf, sechs Menschen getroffen, die sich auf die Wiederkunft Jesu freuen. Der, den wir Christen unseren Herrn, König, unseren Bruder, Erlöser, Freund, unseren guten Hirten nennen, der soll bitte möglichst lange fortbleiben! Ist das nicht absurd? Lieber die grauslige Welt, die wir kennen als das Reich Gottes, unter dem wir uns nichts vorstellen können. Weil wir nicht wollen. Weil wir zu faul sind zu hören. Wer das Evangelium hört, wer Jesus kennt – und diese Welt kennt, der kann nicht anders als zu hoffen: endlich! Endlich kommt der Herr! Alles wird gut. Wissen Sie, dass die ersten Christen um nichts anderes so sehr beteten als darum, dass diese Welt zu Ende gehe und Jesus wiederkomme? Was ist aus uns Christen geworden?

„Dann wird man den Menschensohn mit großer Kraft und Herrlichkeit kommen sehen.“ Ich für meinen Teil will lieber Jesus Christus kommen sehen als geldgierige Emi-Imi-granten, Herrn Lukaschenko, Herrn Putin, Herrn Schmid oder Frau Klum oder die Herrschaft der Querdenker und Esoteriker. Diese Welt ist nicht so, dass ich mir ihre ewige Fortdauer wünsche. Ich kann mir Besseres vorstellen als diese Welt.

Ich kann mir auch vorstellen, dass das Thema einem Angst macht. Der Weg zur Wiederkunft Christi ist nicht leicht. Er geht durch allerhand Dunkel und bringt manchen Abschied. Das macht uns Menschen immer Angst.

Das heutige Evangelium mit seinen schreckerregenden Bildern ist da sehr ehrlich. „In jenen Tagen, nach der Drangsal, wird die Sonne sich verfinstern und der Mond nicht mehr scheinen, und die Sterne werden vom Himmel fallen.“ Wir hören das und haben Katastrophenbilder aus Hollywood vor Augen. „Independance Day III“ oder so.

Aber liegen wir da richtig? Für die Menschen damals bedeuteten die Sonne, der Mond und die Sterne vor allem Orientierung und Ordnung. Diese Menschen hatten keine Uhren, ihre Tage richteten sich nach der Sonne. Sie lebten in chaotischen, gewalttätigen Zeiten. Wenn sie in der Nacht hinauf zu den Sternen schauten, konnten sie sich sagen: Es gibt eine ruhige, schöne Ordnung. Das Evangelium sagt also zuerst einmal: Die Menschen werden alle Orientierung und Ordnung verlieren. Aber ihr, ihr Christen, ihr habt doch schon längst eine neue Orientierung! Das Reich Gottes. Die Worte Jesu. Sein Beispiel.

Macht Ihnen das gar keinen Mut in wirren Zeiten?

Hinzukommt noch dies: Die Angaben der Bibel sind so widersprüchlich, dass man den Zeitpunkt des Weltendes nicht berechnen kann. Wir wissen es nicht und werden es nie wissen. Bis es so weit ist.

Und auch das: Die schrecklichen Bilder (Es sind nur Bilder!) sind nicht die Haupt-Aussage dieses Evangeliums. Lassen Sie sich von den Bildern nicht ablenken, hören Sie genau hin! „Dann wird man den Menschensohn mit großer Kraft und Herrlichkeit kommen sehen.“ Der Kern des Evangeliums ist: Christus wird wiederkommen. Mit Kraft. Herrlich. Und noch mehr: Die Engel, allen voran Michael, „der große Fürst“ werden für uns einstehen. Wir sind nicht allein in all den Kämpfen. Und so heißt es dann: „Dein Volk wird in jener Zeit gerettet.“

Sie wissen es alle: Das Ende kann jeden Moment kommen. Keiner von uns weiß, ob er morgen noch leben wird. Auch das Ende dieser Welt kann jederzeit kommen. Vielleicht ein Planet, der aus der Bahn gerät und den Erdball trifft, vielleicht ein paar Industrienationen, die diese Erde vollends kaputt machen.

Doch mit dem Ende kommt Jesus. Der „Menschensohn“. Das heißt übersetzt: der echter Mensch. Der gute Mensch. Der vom Tod auferstanden ist. Das gibt mir Hoffnung.

Das Leben ist unsicher, die Zeiten sind mühsam: Meine Strategie ist die Hoffnung. Gibt es bessere Methoden? Soll ich jeden Tag Angst haben? Viele haben diese Strategie: Angst. Vor lauter Angst sagen sie dann: Das alles gibt es gar nicht, die Kirche lügt euch an. Sicher? Die, die Angst haben, lassen sich von den Erfahrungen der Geschichte oder von den Lebensgesetzen beeindrucken. Aber gibt es nicht mehr als die Geschichte? Sind die schlechten Erfahrungen alles? Andere haben Angst und füllen ihre Keller auf mit Frischwasser, Nudeln und Klopapier. Andere basteln am Menschen, der nicht mehr stirbt. Andere – Milliardäre – fliegen ins All. Andere nehmen Drogen oder glotzen nur noch aufs Smartphone. Wir, wir hoffen! Wir bleiben wachsam und halten am Wort Jesu fest.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mir helfen auch klare Bedingungen. Erstens, ganz realistisch: Mein Leben hat begonnen, mein Leben hier in dieser Welt wird enden. Zweite Bedingung: Gut sein. In der Lesung war die Rede von den „Verständigen“ und von denen, „die viele zum Rechten geführt haben“. Also: Nachdenken, Verantwortung übernehmen für sich und für andere und ein guter Mensch sein.

Das misslingt. Immer wieder. Auch weil wir Sünder sind. Ziemlich elende. Und so weiß ich: Von Rechts wegen bin ich verloren. Wenn Gott nur gerecht ist, habe ich keine Chance. Aber ich habe einen guten Richter. Einen Freund. Ich habe Fürsprecher.

Also mehr Hoffnung als Angst. Also sich nicht mit dem hier zufriedengeben. Sich nicht hängen an. Überlegen, wer Christus ist. Überlegen, was hier fehlt. Mutig sein. Es wird alles gut.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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