Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Montag, 8. November 2021, 32. Woche im Jahreskreis

08/11/2021 


Die Predigt zum Anhören

Montag, 8. November 2021, 32. Woche im Jahreskreis
(Lesungen vom Donnerstag derselben Woche)

 

(Lesungen vom Donnerstag derselben Woche)

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wir sind uns einig: Nicht alles muss gesagt werden und nicht alles muss gehört werden. Mal den Mund halten und auch einmal weghören, sind legitime Weisen der Kommunikation. Es kann sogar Momente geben, in denen es geboten ist, nichts zu sagen, kein Wort. Und andere, wo man gar nicht hören darf, was da eben gesagt wurde.

Nur weil das Wort „Gott“ lautet, werden diese Regeln nicht aufgehoben. Nicht jede Rede von Gott ist richtig, nicht jede notwendig; manchmal muss man weghören, wenn von Gott die Rede ist. Weil der, der da redet, sich längst disqualifiziert hat. Oder weil das, was er von Gott erzählt, falsch ist, Blödsinn oder Blasphemie. Es gibt auch fromme Blasphemien.

Aber! „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott.“ So beginnt das Evangelium des hl. Johannes. Worte gibt es, damit sie gesprochen werden und gehört werden. Von Gott muss also gesprochen werden. Nicht ewiges Schweigen ist die Art, Gott zu begegnen, sondern das Sagen.

Wie reden Sie von Gott? Reden Sie überhaupt von Gott? Mit wem? Mit niemandem? Ist Ihre Sprachlosigkeit ehrfürchtig oder hilflos? Oder einfach gleichgültig? Und wie ist, falls Sie denn von Gott sprechen, Ihre Sprache von Gott? Hilflos? Hoffentlich! Ehrfürchtig? Hoffentlich! Keusch, ohne egoistische Interessen? Auch das wäre ein gutes Ziel.

Wenn meine Fragen Sie irritieren, machen Sie ein Spiel. Sie haben gleich jetzt, in dieser Messe Gelegenheit dazu. Das Spiel ist einfach. Sie sagen Ihrem Herzen ein einziges Wort. Es ist ein ganz kurzes, einfaches Wort. GOTT.

Sagen Sie es ernst und einfach. Und dann schauen Sie, was dieses eine Wort in Ihnen bewirkt. GOTT.

Etwas Größeres als Gott kann nicht gedacht werden. – „Gott ist absolut vollkommen. De fide.“ – ”Gott ist absolut einfach. De fide.“ – „Gott besitzt eine unendliche Erkenntniskraft. De fide.“ – „Gott ist das absolute Gute.“ – „Gott ist absolut unveränderlich. De fide.“

„De fide“ heißt, dass eine Wahrheit unzweifelhaft von Gott geoffenbart ist. Unbedingt zu glauben. Wer es nicht glaubt, lehnt die Offenbarung Gottes ab. Er widersteht Gott.

Alles Aussagen des Dogmas. Nichts davon kann ich zurücknehmen. Alles das finde ich: wunderschön. Wir können über Gott sprechen. Wir kommen der Wahrheit nahe. Der Vollkommenheit Gottes. Freut Sie Vollkommenheit? Die Vollkommenheit Gottes agaciert die Leute. Die Vollkommenheit eines Weines löst Andacht aus.

Die Lesung begann mit den Worten: „In der Weisheit ist ein Geist, gedankenvoll, heilig, einzigartig…“ Ich weiß, dass das Wort „Weisheit“ Ihr Herz nur flüchtig berührt, wie ich weiß, dass die Worte des Dogmas Sie nicht freuen. Sie sind, ob Sie wollen oder nicht, Kinder Ihrer Zeit.

Aber Sie sind auch mehr. Ja, Sie sind Kinder Ihrer Zeit und müssen es sein. Sie teilen die Mühen Ihrer Zeitgenossen. Auch deren Mühen mit Gott. Aber Sie sind auch Glieder der Ewigen Kirche. Und Töchter und Söhne Gottes.

Also hören Sie noch einmal. Ich ändere nur ein Wort. Statt „Weisheit“ sage ich „Gott.“ – „GOTT ist gedankenvoll, heilig, einzigartig, mannigfaltig, zart, beweglich, durchdringend…“ GOTT ist unbefleckt, klar, unverletzlich, das Gute liebend, scharf, nicht zu hemmen, wohltätig, menschenfreundlich, fest, sicher, ohne Sorge…“

Das Buch der Weisheit wählt eine andere Sprache als die Dogmatik. Die Theologen definieren, die Dichter suchen. Sie umkreisen das eine Wort mit anderen Worten. Der vom Heiligen Geist inspirierte Dichter umkreist das Wort Gott mit 21 anderen Worten. 21 Eigenschaften Gottes nennt er. 3 x 7, die vollkommene Zahl.

Sie wissen alle, wie es dem Dichter geht. Erinnern Sie sich an Momente, wo Sie wussten: ein Wort reicht jetzt gar nicht; wo Sie wussten: Jetzt muss ich das richtige Wort suchen. Solche Momente sind in der Liebe, im Leiden, in der Schönheit. Gehen Sie hinüber ins weltberühmte Museum und merken Sie wieder einmal, wie Sie ins Stammeln kommen und spüren, dass „ah, diese hässlichen Habsburger“ dem Blick der zarten Prinzessin wie sie Velasquez gemalt hat nicht gerecht wird. Das Ihre Worte nicht reichen.

Sprechen Sie von Gott. Von Gott sprechen, ist mit Gott leben. Manchmal mehr schlecht, manchmal mehr recht. Wie Sie auch mit Ihren Kindern oder Ihrem Partner nicht leben, wenn Sie nicht mit ihm und über ihn reden. Taten reichen nicht.

Jesus, das ist doch der, der spricht. Göttliche Worte. Menschliche Worte. Heilig und arm zugleich. „Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Zeichen erkennen könnte. Man kann auch nicht sagen: Seht, hier ist es!, oder: Dort ist es! Denn das Reich Gottes ist schon mitten unter euch.“

„Man kann nicht sagen…“ Merken Sie, wie die Sprache des Herrn selbst kreist und sucht? Das Reich Gottes muss gesagt werden und passt dennoch nicht in die Sprache. Es ist nur zu ahnen an den Worten und Taten dessen, der spricht.

Ihre Worte sind nicht anders. Heilig und armselig zugleich. Und so ist es gut. Lernen Sie zu sprechen. Zuerst zu sich selbst. Beginnen Sie mit einem einzigen Wort: GOTT.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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