Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Fest der Vierzehn Heiligen Nothelfer, 8. August 2022

08/08/2022 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Margarete, Katharina, Barbara. – Georg, Blasius, Erasmus, Veit, Pantaleon. – Christophorus und Dionys. Cyriakus, Achatius, Eustachius und schließlich Ägidius: die Vierzehn Heiligen Nothelfer. Heute, am 8. August, werden sie gefeiert, Frauen und Männer aus dieser geplagten Welt hier. In denen aber (die Lesung wie das Evangelium des Wochentages zeigen es an), eine ganz andere Welt einbricht. Und alles verändert.

Das Vertrauen in diese heiligen Frauen und Männer ist schwach geworden in der Kirche. Als ich klein war, damals in Mainfranken, da wurden sie schon nicht mehr allgemein verehrt, aber die Leute wussten noch, dass es sie gab. An manchen Tagen des Jahres fuhr man hinauf nach Vierzehnheiligen. Dort staunte man über Balthasar Neumanns Basilika und betete wohl auch in allerhand Anliegen; dann ging das Jahr weiter. Ich habe die Vierzehn Nothelfer vor Kurzem für mich neu entdeckt. Vielleicht weil die Anliegen und Sorgen überhandnehmen. Nun erinnert sogar die Kirchenzeitung an ihren Festtag. Sie sind wieder da, die Bildstöcke am Feld, die stillen Dorfkirchen und ihre Seitenaltäre, auf denen sich gleich vierzehn Heilige versammeln. Mit ihnen kommen auch ihre Legenden. Dazu lächeln die klugen Leute. Das Vertrauen hebt wieder an. Wir haben doch wahrlich Sorgen. Christus hat uns die Heiligen geschenkt, damit wir uns anhalten können.

Gedankensprung. Così fan tutte, das könne doch wirklich kein vernünftiger Mensch ansehen, sagte neulich eine sehr vernünftige Dame. Die Oper sei einfach zu unrealistisch. Natürlich sind Verkleidungsszenen nie glaubhaft, da hat die norddeutsche Dame schon Recht. Aber die Irrungen und die Schmerzen der Liebe, die sind höchst realistisch. Und so ist es auch mit den Heiligen: Die Legenden sind nicht kostbar wegen der unglaublichen Verwicklungen und Wendungen, sondern wegen des Vertrauens, wegen der Not und wegen der Heiligkeit. Die Not ist da, jeder hier weiß es. Das Vertrauen ist in Gefahr; brüchig ist es geworden. Und die Heiligkeit, die von woanders her kommt, kraftvoll, die ist meine Hoffnung.

Natürlich wird niemand die Geburtsurkunde des hl. Christophorus finden, aber so viele Menschen brauchen Schutz auf Reisen. Und gegen Seuchen. So viele haben ein Augenleiden oder Zahnweh. So viele andere fürchten Hagel, Wassergefahren, Dürre und Unwetter. Weil nämlich das Überleben ihrer Familie davon abhängt. Man kann natürlich zuhause bleiben, statt zu reisen oder behaupten, die Seuche gebe es gar nicht; man findet vielleicht einen Zahnarzt, der einen drannimmt und man kann die Felder und Wiesen auch einfach zubetonieren. Oder aber man packt sein Herz mit Vertrauen voll und hält es dem starken Christophorus hin. Oder dem heiligen Vitus. Auch Georg hilft in Kriegsgefahr und Seuchen.

Mit den Namen der vierzehn heiligen Helferinnen und Helfer ist alles da: der Krebs, die Angst, Besessenheit, Verfolgung, Krieg, Krämpfe und Koliken. Alle Sorgen dieser angstvollen Zeit. Achatius wird angerufen in Todesangst. Da waren doch viele auf den Intensivstationen, die Todesangst hatten; da sind viele Kinder in den Kellern der Ukraine, die Todesangst haben. In ausweglosen Lagen wird Achatius auch angefleht. An Barbara wenden sich junge Frauen in Not und die Menschen, die eine gute Sterbestunde herbeisehnen. Cyriacus und Dionysius helfen bei Kopfschmerzen und in Gewissensnöten. Erasmus bei Krämpfen und Magenleiden. Eustachius kämpft gegen die Zerstörung der Natur. Katharina beschützt die Mädchen. Brauchen die heute keinen Schutz? Margareta ist die Wundheilige und erfleht eine gute Geburt. Pantaleon steht bei in der Verlassenheit. Der jugendliche Veit vermag Unwetter abzuwenden und viele Krankheiten zu heilen.

Mit den Vierzehn Nothelfern steht plötzlich das ganze Leben vor uns, das, was alle kennen. Wer diese Frauen und Männer feiert, der hört auf, sich das Leben schönzureden. Er wird ehrlich, realistisch. Demütig, wenn Sie wollen. Er kann, mit diesen Helfern um sich, die eigenen Wunden anschauen. Die Wahrheit macht frei; das ist das Erste. Und dann die Wunden Gott hinhalten, vertrauen, dass er heilt. Heilen heißt nicht immer wegnehmen; viel öfter heißt es verwandeln. Gott nimmt das Schwere nicht sofort weg, wenn wir darum bitten. Aber er wird es verwandeln. Wenn seine Liebe in unsere Wunden strömt, wird alles anders. Vielleicht bleibt ein Schmerz, – aber die Angst geht.

Der Nothelfer, der uns die Befreiung von der Angst verheißt, ist der hl. Blasius. Sie können sich doch die Angst des Buben vorstellen, der eine Gräte verschluckt hatte und nicht mehr atmen konnte… Blasius, der Arzt war, heilte ihn. Sie können Gott um Heilung bitten. Sie können aber auch lernen, vor Gott mit Ihrer Angst zu sprechen. Ihr ins Gesicht zu sehen. Das wird leichter gehen, wenn ein Heiliger in Ihrer Nähe ist. Sie kennen doch die Bilder, auf denen die hl. Margarete den Drachen spazieren führt, an einem zierlichen Bändchen! Die Maler haben verstanden. Der Drache, das ist das Negative, das sind die Schattenseiten. Die muss man integrieren, „führen“. Manches Negative aber kann man nicht integrieren, das muss man „töten“: Heiliger Georg, du mächtiger Kämpfer, hilf!

Und dann wird es hell. Der Prophet sieht die Welt der Heiligen. „Wie der Anblick des Regenbogens, der sich an einem Regentag in den Wolken zeigt, so war der helle Schein ringsum. So etwa sah die Herrlichkeit des Herrn aus“ (Ez 1,28). Amen.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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