Mittwoch der Osteroktav (Apg 3,1-10; Joh 20,11-18)
Mittwoch der Osteroktav (Apg 3,1-10; Joh 20,11-18) Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Bettler*innen können harte Knochen sein. Wer in der Großstadt lebt, weiß das. Und fromme Leute können unerträglich sein. Die milde Herablassung frommer Leute ist schwer auszuhalten. „Nein, kein Geld, aber ich bete für Sie!“ Fromme Leute helfen anderen, ja. Aber immer von oben nach unten. In der Szene, die die Apostelgeschichte schildert, läuft alles auf einen gewaltigen Krach hin. Der kranke Bettler will etwas. Er braucht etwas. Und bekommt es nicht. Stattdessen? Einen frommen Spruch. Einen Moment lang denkt man sich: oh, oh… Das gibt Ärger. Doch dann eine Geste („Petrus fasste ihn an der rechten Hand“) und ein Wunder. Jetzt geht es nicht mehr um Wollen und Bekommen. Jetzt stehen drei Menschen in der Welt Gottes. Später geht es um das Bekennen und um die Schwierigkeiten, die auf die warten, die Christus bezeugen. Den Auferstandenen. Der Glaube an die Auferstehung verändert den Menschen. Dies ist die Geschichte eines Bruches. Die normalen, gewohnten Verhaltensweisen zerbrechen in hundert Stücke. Vergessen Sie nicht: Das alles spielt unter frommen Menschen, in einem Tempel, auf dem Weg zum Gebet. In dieser Welt geht das so: Menschen wollen etwas von Gott. Ich bete – Gott gibt mir. Ich mache eine Wallfahrt, dafür bekomme ich eine gute Ernte. Ich bete einen Rosenkranz, dafür bekomme ich Gesundheit. Oder wenigstens ein gutes Gefühl. So funktionieren Religionen. So funktionieren sogar viele Partnerschaften. Ich gebe dir, du gibst mir. Man kann diese Geschäftemacherei mit Gott vulgär finden, doch damit kommt man nicht weit. Menschen sind so. Wir können uns eine reine, ganz selbstlose Liebe wünschen, aber letztlich ist die reine Liebe nicht unserer Natur. Weil wir brauchen. Zu einer reinen Liebe ist nur Gott fähig. „Es ist ein Geschenk deiner Gnade, dass wir dir danken“, heißt es in einer Präfation. Gott braucht unseren Dank nicht. Gott braucht auch unseren Glauben nicht. Gott ist in sich selig, auch ohne uns. Aber Liebe lässt ihn nach außen treten: erschaffend und schenkend. Für uns ist die Frage: Kann ich mich lieben lassen? Ohne nervös zu werden? Kann ich empfangen, mich beschenken lassen, ohne es gleich wieder gut machen zu wollen? Und damit sind wir bei Maria aus Magdala. Alle ahnen, dass sie Jesus liebte, auch wenn die Evangelien das nicht ausdrücklich sagen. Die Leute machen daraus ein Verhältnis. Hatten Maria Magdalena und Jesus Sex?? Sie kennen diese Fernseh-Sendungen. Wir sind hier nicht am Stammtisch. Wir hier wissen, dass man manchmal lieben kann ohne Berührung. Dass man lieben kann, ohne dafür zu bekommen, was man sich wünscht. Jesus lässt Magdalena stehen, nachdem er ihr einen Auftrag gegeben hat. Nachdem er sie beim Namen genannt hat. Würden Sie sagen, Jesus war kalt zu ihr? Gemein? Er war liebevoll und verweigerte ihr dennoch. „Halt mich nicht fest!“ Wie ist eine solche Beziehung möglich? Wie ist die tiefe Veränderung möglich, die sich zwischen den drei Männern der Lesung abspielt? Das alles ist möglich, weil die Auferstehung unsere Systeme aufsprengt wie Dynamit den Felsen. Alle wünschen sich Geld, ein Almosen. Und Gesundheit. Aber wer wünscht sich Auferstehung, das heißt: ein ganz neues Leben? Alle wünschen sich eine glückliche, gemütliche Beziehung. Aber wer ist fähig, allein zurückzubleiben, mit einem Auftrag und dem Wissen: Der, der tot war lebt. Die Auferstehung macht, dass diese Menschen nicht bei einer Heilung stehenbleiben. Auch nicht bei einer Begegnung im Garten. Die Auferstehung, Pfingsten, die Eucharistie: Das sind die großen Risse in dieser Welt. Durch die das Licht dringt. Christus ist der leise Störer, der plötzlich da ist und alles in Bewegung bringt. Der Geheilte „lief und sprang umher“, Maria „geht“. Die Frau bricht auf. Natürlich ist die Auferstehung Christi ein Geheimnis. Es braucht lange um hineinzuwachsen. Eines steht fest: Bei der Auferstehung geht es nicht in erster Linie um ein Weiterleben nach dem Tod, sondern um eine Beziehung. Es geht darum dort zu sein, wo Christus ist. Im dreifaltigen Gott. Große Worte. Ein großer Weg. Auf! Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
Predigt in St. Laurentius zu Marktheidenfeld am 12. April 2023