Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Weißer Sonntag – Sonntag der Barmherzigkeit

16/04/2023 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Thomas. Wie finden Sie den?

Thomas ist ein Holzkopf. Auf Anhieb mag ich ihn nicht. Dann schon.

Ich weiß nicht, wie das früher war, aber mir scheint, heute lieben alle Thomas. In den Kirchen steht der Zweifel höher im Kurs als der Glaube. Zweifel ist cool, Gläubige sind irgendwie peinlich. Ich halte das für einen sehr riskanten Weg. Aus drei Gründen: Erstens bin ich sicher, dass der Glaube kostbar ist. Zweitens weiß ich, dass man den Glauben verlieren kann, wenn man nicht aufpasst. Drittens finde ich es schlimm, wenn er verloren geht. Richtig schlimm. Es ist nicht egal, ob einer glaubt oder nicht. Dabei gibt es in meinem Privatleben deutlich mehr Ungläubige als Gläubige; ich kann mit Menschen, die nicht glauben. Und ich finde nicht alle, die glauben, toll. Gläubige können mühsam sein.

Zurück zu Thomas. Der zweifelt. Genau besehen ist er vom Zweifel längst zum Unglauben übergegangen. Für ihn steht fest: Auferstehung – Quatsch. Wäre Jesus nicht zurückgekommen: Thomas hätte damit leben können, die Auferstehung zu leugnen. Das ist nicht einfach okay wie „muss jeder selbst wissen“. Der Unglaube des Thomas ist ein Problem. Für das Evangelium auf jeden Fall. Offenbar auch für Jesus. Der hätte Thomas ja einfach in seinem Unglauben lassen können. Aber so denkt Jesus nicht. Für den Jesus der Evangelien ist es entscheidend, ob ein Mensch glaubt oder nicht glaubt.

Wissen die Katholiken das noch?

„Es gibt so viele Wege zu Gott wie es Menschen gibt“, hat ein Papst gesagt. Behalten haben die Leute davon: viele Wege. Aber sie wissen nicht mehr wohin. Geblieben ist Vielfalt ohne Gott. Wozu?

Die Katholiken machen sich Sorgen, wie es weitergehe. Mit was genau? Mit den schönen Bräuchen? Mit Pfarrern, Messen, Kindergottesdiensten und Kirchenrenovierungen? Das alles kann man auch ohne Glauben haben. Eine Pfarrei muss das herausfinden: Wie wichtig ist uns der Glaube an Christus?

Wie wird nun das Problem des Thomas gelöst? Wie geht der Weg vom Unglauben zum Glauben?

Das leere Grab lässt Thomas kalt. Das leere Grab ist für ihn kein Argument. Die Reden der Frauen und der anderen Apostel überzeugen ihn auch nicht, obwohl die doch seine Freunde waren. Wie löst Thomas sein Glaubensproblem? Er vertraut auf seinen eigenen Kopf. Das bringt ihn in Lebensgefahr. Ja, der Mann ist in großer Gefahr. Wer meint, der Glaube eines Menschen sei nicht weiter wichtig, wird das nicht verstehen.

„Selig, die nicht sehen und doch glauben.“ Ist Ihnen klar, was Jesus da sagt? Er sagt dem Mann: „Für dich habe ich die große Ausnahme gemacht.“ Der normale Weg ist genau das: nicht sehen und trotzdem glauben. Wenn Sie Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter vertrauen, tun Sie auch nichts anderes: Sie vertrauen, ohne alles nachzuprüfen. Ohne zu „sehen“.

Um ein Haar hätte Thomas im Dunkel geendet. Aus eigener Schuld. Die Schuld des Thomas ist nicht, dass er eine Bedingung stellt: „Wenn ich nicht die Wunden sehe, dann glaube ich nicht.“ Die Schuld ist die Blockade, die entsteht. Nachdenken, zweifeln, prüfen, sich Zeit lassen ist gut. Den Glauben suchen ist gut. Den Glauben verweigern ist… Was? Grauenvoll.

Die Begegnung mit Christus entscheidet hier alles. Thomas ist stur. Christus ist stark. Er rettet diesen Mann vor dem Unglauben. Und wie? Jesus gibt nach. Thomas bockt, und Jesus geht ihm nach. Der Heiland der Welt geht einem einzelnen Menschen nach… Thomas sagt nein, Jesus gibt nicht auf. Jesus setzt seine Worte ein und seinen Körper. „Fass mich an!“

Aber in der Sache selbst macht Jesus nicht den leisesten Kompromiss. Die Auferstehung ist wahr und sie ist entscheidend. Erinnern Sie sich an das Evangelium vorhin? „Damit ihr durch den Glauben Leben habt.“

Wie kann ich glauben? Wie kann ich Glauben weitergeben? Ich habe nur eine einzige Antwort: Wirklich glauben kann ich nur, indem ich Christus nahekomme. – Sie können, in der Messe z. B., das Evangelium aufmerksam hören. Sie können etwas über den Glauben lernen, indem Sie im Katechismus blättern. Sie können Christus in den Armen finden. „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Es hilft zu wissen und zu handeln. Aber irgendwann muss es persönlich werden. Es ist wie vor einem Date: Irgendwann muss man den anderen ansprechen: Du! Glauben heißt nicht, ein paar Sachen über Jesus zu wissen. Irgendwann müssen Sie Ihm sagen: Du. Meinetwegen am Steuer vor der Ampel. Irgendwann müssen Sie Christus ansprechen. Ihn. Ihn selbst.

Und was haben Sie davon, wenn Sie glauben? Das müssen Sie selbst erkennen. Ich kann nur für die Kirche sprechen, für Ihre Pfarrei z. B. Das heutige Evangelium erzählt davon, wie der Auferstandene den Aposteln Frieden bringt. „Der Friede sei mit euch.“ Oder meinen Sie, das sei nur ein Spruch? Wie er ihnen seinen Geist gibt. „Er hauchte sie an und sprach: Empfangt den Heiligen Geist.“ Wie er ihnen Macht verleiht: „Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen.“ Frieden, Heiliger Geist, Macht sind Folgen des Glaubens. Das bedeutet aber: Ohne den Glauben zerbröselt das alles wie ein trockener Osterzopf. Die Macht wird ein Machtkampf, der Heilige Geist ein Mythos, der Friede ein bloßer Spruch. Genau das, was heute in der Kirche passiert.

Sprechen Sie Ihren Heiland an. „Du!“ Meinetwegen können Sie Gott auch siezen wie die Franzosen vom alten Schlag. Wenn Ihnen „Du“ zu wenig ist, sagen Sie: „Du, Lebendiger!“ Oder Sie sagen wie Thomas: „Mein Herr und mein Gott!“ Probieren Sie’s aus.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Johannesgasse 2 - 1010 Wien - Österreich | T: +43 1 512 72 44 | E: smom@malteser.at

X