Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Erste Woche der Fastenzeit, Montag, 7. März 2022

07/03/2022 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wir beten hier heute für Wladimir Putin. Dazu später mehr.

Eine Frau kommt zu mir, klagt über ihren Mann. Zu Recht. Der Typ hat wirklich Probleme. „Haben Sie schon für Ihren Mann gebetet?“, frage ich die Frau. Sie fällt aus allen Wolken. Diese Katholikin hatte noch nie daran gedacht, für ihren Mann zu beten. Die größte Sorge ihres Lebens – und Gott hatte nichts davon gehört.

Ein Vater, den ich frage: „Beten Sie für Ihr Kind?“, ist sehr erstaunt, beinahe ärgerlich ob dieser Frage. Er sagt mir: „Nein! Solange alles okay ist, beten wir doch nicht für die Kinder.“

Eine Mutter, schon gegen 90, deren Tochter wirklich schwer krank ist, sagt mir: „Jetzt hilft nur noch beten!“ Jetzt?! Und vorher nicht?

Ein Pfarrer kommt zu mir, sehr beunruhigt, weil, mitten in der Zeit der Kandidaten-Knappheit, sich gleich drei junge Frauen seiner Gemeinde als PGR-Kandidatinnen gemeldet haben. Alle zusammen, am selben Tag. Er wittert eine Verschwörung. Ich sage ihm: „Warum fragen Sie sie nicht einfach? Warum fragen Sie nicht einfach: Wie kommt’s?“ Er schaut mich an wie die Kuppel des Petersdomes.

Ich sage wem: „Wir müssen für Putin beten!“ Ich sehe es in seinem Gesicht, dass die Idee ihn berührt, als hätte ich etwas Unanständiges gesagt. Ich hingegen denke mir: Was sonst soll ich tun bei einem Menschen, mit dem nicht mehr zu reden ist? Das denke ich wohlgemerkt, nachdem ich jene ruhige, verstörende, ganz innere Stimme gehört habe, die mir sagt, was ich selbst nie gedacht hätte: „Bete für ihn! Mit liebevollem Herzen.“ Denn nur so kann man beten.

Wissen Sie, was in allen diesen Begebenheiten fehlt? Die Einfachheit.

Es mag sein, dass das System der Weltwirtschaft nicht einfach ist; auch die Virologie ist nicht einfach. Die Esoterik ist nie einfach, sondern immer raunend kompliziert. Politiker sind selten einfach und wenn, machen sie mir Angst. Muss wohl alles so sein. Aber dieses Evangelium war einfach, nicht wahr? Schon die Lesung von heute ist einfach.

Sie ist von dieser Erde. Wo der Tagelöhner am Abend sein Geld braucht, um es heimzutragen zu seiner Familie. Der Tagelöhner ist nämlich, schon der Name sagt es, gezwungen, von Tag zu Tag zu leben. Für solch einen Menschen ist es schlimm, wenn er seinen Lohn erst zwei Wochen später bekommt. „Der Lohn des Tagelöhners soll nicht über Nacht bis zum Morgen bei dir bleiben.“ Der Mann hat für dich gearbeitet, er braucht seinen Lohn, heute Abend, also bezahle ihn: jetzt. Das ist einfach

Was ist ein Tauber? Ein Mensch, der nicht hören kann. Einen Tauben verfluchen, wissend, dass er den Fluch nicht hören kann, ist niederträchtig. Es ist gemein – und vor allem: nicht einfach, sondern ein Spiel auf mehreren Ebenen. Ein Spiel nur für den einen, nicht für den anderen. Was ist ein Blinder? Einer, der nicht sehen kann. „Du sollst einem Blinden kein Hindernis in den Weg legen.“ Sie verstehen. Sie müssen keine Theolog*innen sein, keine Psychologen, Sie müssen nicht studiert haben, um das zu verstehen. Sie müssen nur ein guter Mensch sein wollen.

Es gibt komplexe Dinge und Situationen in dieser Welt. Aber es gibt auch die Einfachheit. Die Lesung aus dem Alten Testament handelt nicht bloß von der Heiligkeit Gottes und davon, dass wir die Schwachen beschützen sollen, sie stellt uns auch einen ganz bestimmten Menschen vor Augen. Wer sich an diese Regeln hält, wie wird der? Ich habe leider nur alte Wörter um den neuen Menschen zu beschreiben. Er wird redlich. Rechtschaffen. Aufrecht. Anständig. Er wird einfach. Sein Herz passt zu seinen Worten und seine Worte passen zu seinem Tun.

Warum meinen die Leute, sie müssten Manöver anwenden, um ans Ziel zu kommen. Kann sein, dass das so ist. Aber warum sind Manöver die erste Wahl? Geht es wirklich nicht ohne Tricks? Ohne Ironie, Doppelsinn und Manöver?

Ich sehe mir die Lüge an und weißt: Sie macht es nicht einfacher. Nie. Die eine Lüge zeugt drei weitere Lügen. – Ich sehe mir den Hochmut an und weiß: Er macht es nicht einfacher. Denn er muss sich verstellen. Demut muss das nicht. – Ich schaue auf die Faulheit und verstehe: Sie will einfach nicht helfen. Sie will einfach nicht gestört werden. Deswegen findet sie Argumente.

Was mich an den Geboten in den heutigen Lesungen so anrührt, ist die Rechtschaffenheit, Geradlinigkeit, die aus ihnen spricht. Du siehst eine Not – und hilfst. Dir begegnet ein Armer, – und du weißt: Er ist einer wie ich. Ein Mensch.

Jason Rubin, ein Kapazunder im Zuckerberg-Imperium, sagte neulich: „Ich lebe im Metaversum.“ Er meint jenen unendlichen digitalen Raum, den Facebook gerade erfunden hat oder so. „„Ich lebe im Metaversum. Ich arbeite im Metaversum und ziehe meine Zeit im Metaversum möglicherweise meinem Alltag vor.“ M. a. W. in einem der mächtigsten Unternehmen der Welt arbeiten ganz oben Leute, die davon träumen, nicht hier zu sein. Nicht auf dieser Erde.

Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden hingegen, die Christen hingegen hören das Evangelium von den Schafen und den Böcken, sie schauen die Menschen dieser Welt an – und handeln. Sie helfen.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Johannesgasse 2 - 1010 Wien - Österreich | T: +43 1 512 72 44 | E: smom@malteser.at

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