Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Erster Fastensonntag (B), 21. Februar 2021

21/02/2021 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Der Geist trieb Jesus in die Wüste.“ Und Sie? Was treibt Sie in die Wüste? Ein Streit? Die Langeweile? Die Isolation? Ein Virus oder die Armut oder das Alter? In der Wüste ist es einsam, – was macht Sie einsam?

Die Welt um Sie herum sagt Ihnen: Einsamkeit ist ganz schlecht. Einsamkeit müsst Ihr meiden, fliehen, verhindern mit allen Mitteln. Das Evangelium sagt das Gegenteil.

Natürlich soll keiner einsam sein, der es nicht will. Natürlich sollen wir gerade jetzt Kontakt halten, uns um die kümmern, die alleine sind und daran leiden. Aber dass die Leute panisch werden, wenn die Einsamkeit sich auch nur zeigt, ist das recht? Das Beispiel so vieler großer Seelen, das Beispiel Jesu muss uns zu denken geben. Unsere Zivilisation ist aus der Einsamkeit heraus erstanden; weil Menschen sich die Einsamkeit zugetraut haben.

„Der Heilige Geist trieb Jesus in die Wüste. Er lebte bei den wilden Tieren, und die Engel dienten ihm.“ Leicht ist Einsamkeit nicht. Wo sie ist, da sind die wilden Tiere der Seele. Die Einsamkeit ist eine Herausforderung, ein Kampf, ein Leiden, eine Angst. Ja und? Die Leute – halbe Kinder – stellen sich Schönheitsoperationen, sie wollen Bewerbungsgespräche, Wettkämpfe, sie wollen „wild und gefährlich“ leben. Also warum nicht die Einsamkeit? Jesus ist ja schon dort.

Wüste ist Kampf. Und wer sagt, dass ein Zimmer in einer Großstadtstraße nicht auch die Wüste sein kann? Oder die 20 Minuten, bevor die anderen aufstehen?

Kampf. Um die Konzentration auf das Eine. In den großen Wüsten Ägyptens, Syriens, des Sinais und Palästinas haben Frauen und Männer gekämpft: allein um den alleinigen Gott. In der Wüste erfährt der Mensch, was es bedeutet, im Feuer zu sein, im Geist zu sein, schon dort zu sein. Wer in die Einsamkeit geht, sucht nach seiner wahren Heimat.

Die Einsamkeit sagt dir: Bleib stehen. Gerade. Atme. Sei still. Sprich nicht mehr. Nicht mit dem anderen. Auch nicht mit dir selbst. Erwarte nicht zu hören. Schau nicht um dich. Schau nicht in dich. Sehe nicht. Du musst dich nicht beschäftigen, du musst nichts verstehen. Erinnere dich nicht. Plane nicht. Um dich sind die wilden Tiere und die Engel. Aber du musst sie nicht beachten. – „Die Erde aber war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser“ (Gen 1,2). So beginnt die Heilige Schrift. So ist die Einsamkeit!

Viele sind allein, aber nicht einsam. Weil sie zwar allein sind, aber ihr Leben bis oben hin anfüllen. Termine, Aufgaben, Sachen, Ansichten. Wüste ist das nicht. – Andere sind einsam, aber nicht allein. Gott ist da. Überall. In der Wüste und im Club.

„Der Heilige Geist trieb Jesus in die Wüste. Er lebte bei den wilden Tieren und die Engel dienten ihm.“ Teufel und Heiliger Geist, Tiere und Engel: Die Einsamkeit hat immer beides. Deswegen ist sie ja eine Herausforderung. An der wir aber reifen können. Nichts schlimmer als unreife Menschen…

Solche Herausforderung nennt man auch „Versuchung“. Versuchungen werden uns nicht zugemutet, um uns zu quälen; auch nicht, um uns zu Fall zu bringen. Sondern um uns zu stärken, reif zu machen, erwachsen. Wer betet „Führe uns nicht in Versuchung“, der sagt: „Ich weißt, es ist jetzt gefährlich. Ich bin schwach. Bleib bei mir, Vater, damit ich bestehe.“ Ein Heiliger schreibt: „Wenn wir in der Einsamkeit die tierischen Sitten der Menschen mit reinem Geist ertragen, dann verdienen wir den Dienst der Engel.“

Die Einsamkeit ruft die Engel herbei. Damit sie uns Antwort und Trost geben. Die Wüste war für Jesus die Vorbereitung auf sein öffentliches Wirken. Für uns ist sie die Vorbereitung auf unsere Verantwortung in der Welt, als Eltern, als Christen, als Priester, als Bürger…

„Der Heilige Geist trieb Jesus in die Wüste.“ – Jesus ist also da draußen. Bei den wilden Tieren. Bei den Engeln. Er ist auch in der Vorhölle, dem „Reich des Todes“. Er steigt ganz hinunter. Ist auch dort. Drunten. Jesus ist in der Kirche, in den Getauften, in den Sakramenten. Er steigt bis in die tiefste Tiefe des Brotes und Weines. Er ist da. Immer. Solange wir leben.

„Die vierzig Tage und Nächte bedeuten die ganze Zeit dieser Welt“, sagt der Heilige.

Wissen Sie, was die Welt und die Kirche heute brauchen? Frauen und Männer, die allein sein können. Die ihr Wohlergehen nicht von anderen abhängig machen, die ohne Beifall leben können, sich selbst ertragen können, die Fähigkeit erworben haben, sich selbst zu leiten. Männer und Frauen, die bereit sind, auf Gott zu warten.

FÜRBITTEN

Die Sintflut kam und die Sintflut ging. Die Menschheitsgeschichte geht weiter. Denn Gott hat einen Bund mit den Menschen geschlossen. Gott hat sich an uns gebunden. Wie eine Frau an ihren Mann, wie an Mann an seine Kinder.
Wir beten um tiefes Gottvertrauen.
Die Sintflut ist das erste Vorzeichen der Taufe.
Wir beten für alle Getauften: um Treue.
Gott hat nicht nur den Menschen gerettet, sondern alle Lebewesen bei uns.
Wir beten um die Bewahrung der Schöpfung.
„Hinabgestiegen in das Reich des Todes…“ Gott erlöst die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft.
Wir beten für die Welt.
„Christus ist der Sünden wegen ein einziges Mal gestorben.“
Das Leiden ist nicht sinnlos. Unser Leiden kann andere retten.
Wir beten für alle, die leiden.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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