Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Montag der 6. Woche im Jahreskreis, 15. Februar 2021

15/02/2021 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wer sich versteckt, will der nur gefunden werden? Wer zu Boden blickt, will der in Wahrheit nur berührt werden? Wer ein Zeichen fordert, will der nur Aufmerksamkeit?

„Da versteckten sich Adam und seine Frau vor Gott.“ Die beiden, die das eine und einzige Gebot Gottes übertreten hatten.

„Da überlief es Kain ganz heiß, und sein Blick senkte sich.“ Der Brudermörder.

„Sie forderten ein Zeichen vom Himmel.“ Die mörderischen frommen Männer.

So viele verschiedene Gründe unsere Taten haben mögen, so durchmischt wir Menschen sind aus Gutem und Bösem: Irgendwann kommt der Moment, wo es eindeutig wird, endgültig, unumkehrbar. Die Schlange windet sich davon, der Bruder liegt tot auf dem Boden, Jesus wird in ein Grab gelegt.

Der Tatsache geht eine Entscheidung voraus. Diese letzte Entscheidung vor der Tat ist immer einsam. Sie fällt im verschlossenen Menschen. Lesung wie Evangelium erzählen vom verschlossenen Menschen.

Der Blick zu Boden: Das ist das äußere Zeichen der inneren Verschlossenheit. Der Mensch wird hermetisch. – „Da überlief es Kain ganz heiß, und sein Blick senkte sich.“ Das beschreibt die eine Sekunde, die alles entscheidet. Das Erkennen. Kain erkennt, dass er erkannt wurde. Und er erkennt, dass er dennoch handeln wird.

Gott nimmt sein Opfer nicht an, weil er Kain kennt. Das Opfer der Brüder war nur äußerlich gleich. Doch Gott sieht das Äußere und das Innere. Deswegen nimmt er das eine Gebet an, das andere nicht. Deswegen segnet er die eine gute Tat, die andere nicht. Weil sie nur äußerlich gut ist, im Inneren aber nicht.

Kann Gott eine Spende segnen, die gegeben wurde, um die Achtung des anderen zu erlangen, seine Dankbarkeit, eines Tages Rückzahlung in irgendeiner Form? Gott kann nur die Gabe annehmen, die aus reiner Liebe getan wird. In Wahrheit kann Gott also nur das Opfer Christi annehmen. Wer sich diesem Opfer nicht anschließt, ist verloren. Das Gemischte, das Verdorbene hat vor Gott keinen Bestand. Weil Gott nicht gemischt ist und nicht verdorben. Gott ist rein.

Kain erkennt, dass er erkannt wurde; Kain weiß, dass Gott weiß. Allerletzte Chance. „Wenn du recht tust, darfst du aufblicken; wenn du nicht recht tust, lauert an der Tür die Sünde als Dämon. Auf dich hat er es abgesehen, doch du werde Herr über ihn!“ Kain weiß, dass Gott Recht hat. Er weiß, dass es wahr ist, was Gott sieht. Dieses Wissen, das Gewissen ist die letzte Chance.

Doch Kain sagt zu Abel: Gehen wir aufs Feld! In diesem Moment ist der Mord schon geschehen. Im Herzen des Kain. Und dann liegt Abel da. Die Erde hat das Blut Abels getrunken und sie wird das Blut Jesu trinken. – Ist Ihnen eigentlich klar, mit wieviel Blut die Erde getränkt ist, auf der Sie hier stehen, auf der Sie nachher nach Hause gehen? Wieviel Krieg und Untat hier waren?

Kain ist der Mensch, der sich verschließt. Der auf den Boden blickt, um den gegenüber nicht sehen zu müssen. Den, dessen Blick die Rettung wäre. Wieviel Ehebruch, wieviel Betrug, wieviel Intrige wäre nicht geschehen, wenn der Ehebrecher, der Betrüger, der Intrigant im letzten Moment in die Augen eines Kindes geblickt hätte, in die Augen eines Freundes oder eines Priesters oder auch nur in die eigenen Augen? Wenn er sich im Spiegel angeschaut hätte? – „Der Herr sprach zu Kain: Warum senkt sich dein Blick?“

Und Jesus stellt die letzte Frage: „Was fordert diese Generation ein Zeichen?“ Würden die Pharisäer zum Glauben kommen, wenn er ein Zeichen täte?

Kommen die Menschen zum Glauben, weil sie die Schönheit der Schöpfung sehen? Weil ein Kind ihnen vertraut? Weil ein Argument gut ist? Weil die Kirche seit 2000 besteht? Weil Heilige Wunder wirken? Tausende haben Jesus gehört, Tausende waren Augenzeugen seiner Wunder, – und wie viele haben geglaubt? Ein paar, eine Handvoll. „Dieser Generation wird niemals ein Zeichen gegeben werden. Und er verließ sie.“

Und wir bleiben zurück und halten Kain für der Revoluzzer, den Täter, den Stolzen. Wir vergessen Abel. Wir vergessen die Opfer.

„Wo bist du?“, sagt Gott zu Adam. „Was hast du getan?“, fragt Gott den Kain. Gott ist es, der fragt. Adam, Eva, Kain, die Pharisäer… sie fragen nicht. Judas hat keine Frage mehr, er geht hin und hängt sich auf. Verzweiflung? Letzter Hochmut? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur: Reue fragt. Reue bittet. Wenn Sie nicht mehr fragen und nicht mehr bitten, sind Sie verloren.

Gott straft. Mann und Frau werden aus dem Paradies verbannt, Kain wird „rastlos und ruhelos“ irren auf der Erde. Da draußen sind die Nachkommen Kains, rastlos und ruhelos.

Gott straft. Aber Gott rettet auch. Kain hat ein Ende gesetzt; Gott setzt kein Ende: Adam und Eva werden Eltern, Kain wird gezeichnet, „damit keiner ihn erschlage, der ihn finde“. Kain steht unter dem Schutz Gottes. Strafe und Vergebung. Ende und Öffnung. Wie gestern im Evangelium. Die Heilung des Aussätzigen. Jesus berührt den, den keiner berühren will, aus Angst sich anzustecken. Jesus heilt ihn und er gehört wieder zu den anderen. So ist Gott. Mit dem Aussätzigen, mit Kain, mit denen, die sich isoliert haben; mit denen, die nur noch zu Boden blicken.

Also: Das Unberührbare berühren, lieben, was keiner lieben will, das Unverzeihliche verzeihen. In der Eucharistie empfangen wir seine Kraft dazu.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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