Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Erste Woche der Fastenzeit, Montag, 22. Februar 2021

22/02/2021 


Die Predigt zum Anhören

(Lesungen vom Mittwoch derselben Woche)

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Gott ist schuld. Wann hat sich diese Einsicht durchgesetzt? Seit dem Ersten Weltkrieg? Oder dem Zweiten? Endgültig seitdem bekannt wurde, dass Scharen von Priestern Scharen von Kindern missbraucht haben? Dass Gott gut sei, glaubt man nicht mehr. Ich glaube: Gott ist gut. Und Sie glauben es. Aber die Leute glauben es nicht mehr. Ein wütender, feiger Instinkt sagt ihnen: Gott ist schuld. Aber nicht Gott hat die Kriegserklärung unterzeichnet. Das war der Kaiser Franz Joseph. Gott hat kein KZ ersonnen. Das waren deutsche Beamte und Ingenieure. Und die Sekretärinnen haben alles stenographiert. Gott sitzt auch nicht vor einem Schalter, auf dem steht: „Vulkanausbruch, 5 Millionen Tote.“ Vulkane brechen aus, weil die Gesetze der Physik gelten, und Tote gibt es, weil Menschen sich am Hang des Vulkans ihre Häuser bauen. Menschen steuern Autos, Menschen verderben die Natur, Menschen verlassen andere Menschen. Gott zerstört keine Ehe.

Doch sie geben Gott die Schuld. Im letzten wird Gott angeklagt, diese Welt erschaffen zu haben. Das war sein Fehler. Von der Abtreibung bis zur Sterbehilfe korrigieren wir die Fehler Gottes. Wir selbst wollen gerne sein, wie Gott den Menschen gemacht hat: lebendig, frei.  Nur die anderen, die sollen es nicht sein. Nicht alle, nur manche. Die Netten. Und zur Freiheit soll noch die Garantie kommen, es werde uns nie etwas Arges geschehen. Auch unseren Lieben nicht. Wenn es so wäre, und immer die Sonne schiene und der Ackerboden dennoch feucht wäre, dann wäre die Welt super.

Gott ist also der Angeklagte. Aber kann ich hier der Anwalt Gottes sein? Das kann nur misslingen. Braucht die Morgenröte einen Anwalt? Der Ozean? Braucht eine Symphonie einen Anwalt? Diese Predigt kann nicht gelingen. Eines aber könnte glücken: Das Denken über Gott zu verändern.

Wie wird Gott landläufig gesehen? Wenn nicht als der Große Schuldige, dann als der, der uns Menschen beobachtet. Der Bedingungen stellt, etwas will, verlangt und dann beobachtet, wie wir reagieren. Reagieren wir falsch, folgt die Strafe. Wenn die Menschen der großen Stadt sich nicht ändern, wird Gott die Stadt vernichten. Feuer vom Himmel. Oder eine Pandemie. Gott lässt die Welt laufen, wie sie laufen will; am Ende kommt die Rechnung: So denken die Leute von Gott. Die Heilige Schrift denkt anders.

Ja, Gott könnte die große Stadt einfach machen lassen. Vielleicht lässt Gott uns Menschen lange Zeit einfach machen. Was dabei herauskommt, zeigt die Geschichte. Im Buch Jona aber ist es anders. Dass die Menschen in der großen Stadt sich wieder zu Gott hinwenden, ist ja nur deswegen möglich, weil Gott sich zuerst an die Menschen gewandt hat. Gott beobachtet nicht, Gott schickt Jona. Der Prophet ist die Initiative Gottes. – „Und die Leute von Ninive glaubten Gott.“

Gott tat das, was wir so selten tun: den ersten Schritt. Und Gott tat noch einmal, was wir so selten tun: Er lässt den Menschen ihre Freiheit. Ein einzelner kleiner Prophet kann eine große Stadt nicht zwingen.

Gott gab den Menschen ein Zeichen. Jona war das Zeichen. Zeichen machen aber nur dann Sinn, wenn sie verstanden werden können. Ein Zeichen, das keiner verstehen kann, ist nutzlos, absurd. Damit ist der Ball in unserem Feld: Wir bekommen Zeichen. Wir müssen sie sehen, entziffern. Und handeln.

Auch hier gilt das Gesetz der Verschwendung. Wie in der Schöpfung so in der Welt der Gnade. In wenigen Wochen schon wird Ihnen jeder Kirschbaum draußen am Feld die Schönheit der Verschwendung zeigen. Unmöglich kann aus jeder einzelnen Blüte eine Frucht werden. Die meisten der weißen Blüten sind „nutzlos“. Kinder sind auch nutzlos, die Alten in den Heimen sind nutzlos, Künstler sind nutzlos. Auch die Alpen und der Atlantik. Nur Geschäftsleute und Angestellte sind nützlich. Geht Ihnen auf, wie anders die Welt Gottes ist? Eine Überfülle an Zeichen. Vielleicht sind es jeden Tag hunderte Zeichen, die Gott uns gibt. Damit wir wenigstens hier und da verstehen. Wenn wir aber niemals verstehen, weil wir überzeugt sind: da ist kein Zeichen; weil wir nicht suchen, nicht hören, nicht hinschauen, – was soll dann werden?

„Diese Generation ist böse. Sie fordert ein Zeichen.“ Die Menschen, von denen Jesus spricht, wollen nicht suchen, nicht hören, nicht hinsehen. Sie wollen bestimmen, was das Zeichen zu sein hat und was es zu sagen hat. Das ist nicht Kommunikation, sondern Diktat. Menschen wollen Gott diktieren.

Sie fordern also ein Zeichen ihrer Wahl. Die rote Rose zum Valentinstag ist aber nicht das einzige mögliche Zeichen der Liebe. Vielleicht gab es längst ein Dutzend anderer Zeichen? Zwischen zwei Menschen gibt es Zeichen. Zwischen einer Regierung und den Bürgern. Und zwischen Gott und den Menschen. Es gibt die Möglichkeit einer Verständigung. Und dann? Dann kommt die Entscheidung. Die Menschen in der großen Stadt mussten sich entscheiden, Jona zuzuhören und ihm zu glauben. Die Bekehrung ist immer eine persönliche Entscheidung. Die „böse Generation“ wird sich entscheiden, Jesus zu töten…

Das letzte Zeichen, das Gott gab, ist die Auferstehung. Aber auch die wird nur durch eine Entscheidung angenommen.

Sehen, hören, verstehen, entscheiden. Und selbst ein Zeichen sein. „Mach dich auf den Weg“, sagt Gott zu Jona, „sei ein Zeichen.“ Und Jona ging einen Tag lang, weit, Stunde um Stunde in die große, fremde Stadt hinein.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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