Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Trauerfeier für Herrn Walter Hund

08/11/2024 


Die Predigt zum Anhören

Trauerfeier für Herrn Walter Hund, ehrenamtlicher Hospizbegleiter der Malteser Wertheim

Predigt in der evangelischen Stiftskirche zu Wertheim am 08. November 2024

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Sehr geehrte Frau Dekanin Klomp,
sehr geehrter Herr Becker, sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Malteser!

„Tuitio fidei et obsequim pauperum“ – „Sorge für die Kranken und Armen, Bewahrung und Verteidigung des Glaubens.“ So bringen die Malteser ihre Aufgabe auf den Punkt. Hat Herr Hund den Glauben bewahrt und verteidigt? Kann ich überhaupt Antwort geben auf diese Frage? Von allen Maltesern hier habe ich ihn wohl am wenigsten gekannt. Ich rede hier nur, weil die anderen heute nicht reden können: Sein Tod hat viele Malteser ins Herz getroffen, erst recht die, die ihn zusammen mit seinen Freundinnen und Freunden in den letzten Monaten begleitet haben. Mit wundem Herzen mag keiner öffentlich reden. Manche müssen es halt einfach.

Dies steht fest: Walter Hund hat den Kranken geholfen und er wusste, dass Menschen auf viele Weisen arm sein können, „mühselig und beladen wie Schafe, die keinen Hirten haben“. Walter Hund kam 2021 zu den Maltesern für die Ausbildung zum Hospizhelfer. Sie verstehen, was das bedeutet: Er war bereit, den Sterbenden zu helfen. Von Anfang an beschenkte er unsere Gemeinschaft. Mit Blumen aus seinem Garten, mit seiner Zeit, mit seiner großzügigen, aufmunternden, einfühlsamen Art. Und selbstgemachtem Gebäck. „Hefezopf, Käsekuchen, Scones etc.“, schrieb man mir auf. Kann man lieblos Kuchen backen, kann man einen Garten hassen? Nein, da lernt man, auch das Kleinste mit Liebe tun. Das ist die große Lebenskunst.

Um es den Menschen ein wenig leichter zu machen, braucht es Herz, Taktgefühl und Großzügigkeit. Die Geizigen und die Büffel kommen gar nicht auf die Idee, andere zu verwöhnen. Walter Hund hat uns verwöhnt.

Er nahm an sämtlichen Aktivitäten der Malteser teil: Gruppentreffen, Flohmarkt, Oster-und Weihnachtsmarkt, Messeumzug, Ausflüge im Sommer und Weihnachtsfeier im Winter, Glaubensgespräche. Er war da. Dieser Mann war bereit zu lernen und er konnte seine Zeit verschenken. Beim letzten Weihnachtsmarkt stand er Stunden in der Küche und kochte Suppe für die Passanten drunten auf der Straße. Bis zum Schluss dachte er an andere: Die Marmelade für den kommenden Malteser-Weihnachtsmarkt ist fertig. Keine Spur von „ich muss jetzt auch mal an mich denken“. – Helfersyndrom, Gutmensch, Wichtigtuer… die Hilfe für die Kranken und Armen lässt sich leicht in Verruf bringen, dann ist das Gewissen wieder ruhig. An Walter Hund rühren solche Vermutungen nicht. Dafür war seine Art zu helfen viel zu still. Er tat das Gute wie nebenher, ohne Aufsehen, m. a. W. vornehm. Nur so kann man zu den Sterbenden gehen, zu den Menschen also, bei denen man sich selbst zurücknehmen muss; bei denen man nie denken darf: “Die Alte merkt doch eh nichts mehr.“ Walter Hund wusste: Die da liegen, stumm und reglos, die spüren, wenn einer bei ihnen ist. Jede Woche war er da, bei den Todkranken.

Und die Wahrheit? Wie stand es mit dem Verteidigen des Glaubens bei diesem Malteser? Heute wird der Glaube oft mit leuchtenden Augen verteidigt, mit fröhlichen Bekenntnissen, tönenden guten Werken, in unerträglichem Kirchen-Jargon; je nach Kultur und Temperament sogar mit Feuer und Schwert. Es geht auch anders. Man kann so bekennen, dass es Menschen besser geht in der Nähe des Glaubens. Diese stille Weise lernt man in einem Garten, am Krankenbett, vielleicht sogar beim Lesen und Korrektur-Lesen, beim wahren Reisen, wo es um das Hinschauen und Begegnen geht.

Diese Art des Glaubens zeigt sich auch darin, wie einer mit der Diagnose umgeht, der Krankheit, dem Sterben und mit denen, die ihn begleiten.

Warum ich? Warum tut Gott mir das an? Solche Fragen gehen durch jeden Sinn, aber ich kann mir nicht denken, dass Herr Hund lange bei diesen Fragen blieb. Schon allein, weil er nicht blöde war und wusste, dass es Fragen gibt, die ohne Antwort bleiben. Aber auch weil sein Gott nicht so war. Nicht ein Lieferant von Wohltaten, sondern Schöpfer einer Welt, die uns manchmal in Schrecken versetzt und dann wieder hinreißt mit ihrer Schönheit, einer Welt mit so vielen verschiedenen Menschen.

Es gibt viele, die bei Garten, Blumen, Gebäck und Krankenbesuchen milde lächeln. Die Checker mit den weißen Sneakers und den schwarzen Autos, die echten Männer und die Ideolog*innen können gerne lächeln. Die Malteser wissen, dass die Wahrheit in den anscheinend kleinen, treu durchgehaltenen Gesten ist. Walter Hund war ein Menschenfreund. Keiner von denen, die sich selbst als Menschenfreunde deklarieren, um dann den anderen vorschreiben zu können, wie sie wohl zu sein hätten. Der Malteser Walter Hund tat etwas dafür, dass anderen Menschen das Leben leichter wurde. Und schöner.

Darf ich Ihnen zum Schluss mein Lieblingswort aus Walter Hunds Worten zitieren? „Meine Damen, nehmt euch die Blumen mit! Ich bringe beim nächsten Mal neue.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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