Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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27. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B). Erntedank

06/10/2024 


Die Predigt zum Anhören

27. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B). Erntedank
Predigt am 05. Oktober 2024 in Oberndorf und

Predigt am 06. Oktober 2024 in Bischbrunn

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Ich hasse Blumenkohl und Erntedank kann ich nicht leiden. – Nicht zu schnell erschrecken, nicht gleich schimpfen!

Sie wissen längst – liebe Schwestern und liebe Brüder in Christus –, Sie wissen, wie sehr mir die Schönheit dieses Landes ans Herz geht. Sie ahnen auch, dass ich das gute Essen und Trinken schätze. Essen und Trinken kommen aber vom Land und von der Arbeit der Bauern, gleich ob hier in Franken, in Ägypten oder in Peru. Sie wissen auch, dass ich es schätze, wenn die Kirche wie zu Erntedank prächtig geziert ist. Aber!

Aber das alles genügt mir nicht. Da ist doch mehr!

Es genügt mir nicht und ich will, dass es richtig ist. Erntedank beschäftigt in vielen Pfarreien Scharen von Helfer*innen, Kindergartenkindern und Lehrkräften. Nicht zu Unrecht, denn wer weiß, was alles passieren kann, der versteht die Erleichterung und Dankbarkeit, wenn die Ernte endlich da ist. Aber!

Aber wie kommt es, dass alle Erntedank feiern, aber Feste wie Pfingsten oder Mariä Verkündigung z. B. kaum jemanden interessieren? Das ist nicht richtig. Der Heilige Geist ist für die Kirche unendlich viel wichtiger als jede Ernte. Die Erlösung, die ohne Jesus und Maria nicht sein kann, ist für jeden Menschen unendlich viel wichtiger als jeder Weinstock. Ich weiß, dass die meisten das anders sehen, aber sie sind nicht im Recht. Erntedank bleibt, das ist mein Einwand aus Erfahrung, zu leicht im Boden stecken. Ich bin Christ, weil ich gerettet werden muss und weil ich Gott schauen will eines Tages. Nicht wegen Ernten. Auch nicht wegen Kunstschätzen oder Kirchenmusik oder Pfarrcafé. Es geht um den Himmel. Um Gott.

„Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, es ist Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist.“ Paulus an die Römer (14, 17).

Wir können also für die Ernte danken, wir sollen den Armen davon abgeben, den Wettersegen beten, aber wir müssen weiter blicken, wir Christen.

Die Lesungen dieses Sonntags sprechen von der Schöpfung, vom Menschen, von Mann und Frau, vom Gesetz Gottes, vom Sinn, den der Tod Jesu hatte und vom Ziel des Ganzen; das ist der große Rahmen des Erntedanktages. „Gott, für den und durch den das All ist“, Gott will „viele Söhne und Töchter zur Herrlichkeit führen“ (Hebr 2). Nicht in die Pizzeria.

Natürlich haben die meisten lieber hübsch arrangiertes Gemüse vor Augen als Ehe-Probleme. Genau deshalb spricht Jesus davon, wie das sein soll mit Mann und Frau. Heute machen viele ein großes Bohei um ihre Kinder (nicht um die Kinder, die irgendwo in Fabriken arbeiten), aber Jesus sagt uns, wir sollen wie die Kinder werden.

Wie sind Kinder? Manchmal süß, manchmal nervig, gut. Wenn man genauer hinsieht, sind Kinder Menschen, die Hilfe brauchen, die große Wünsche haben, die dankbar sein können und die ihren Eltern, den Erwachsenen überhaupt vertrauen (deswegen ist es so schlimm, wenn ein Erwachsener einem Kind etwas antut).

So sollen wir Erwachsene also werden: Hilfe bei anderen suchen, dankbar sein, einander vertrauen.

Erziehen Sie Ihre Kinder (oder Enkel) zur Dankbarkeit? Also nicht zum braven Danke-sagen, sondern zur Haltung dahinter? Dankbarkeit geht nicht davon aus, dass einem alles zusteht; sie weiß, dass nicht alles selbstverständlich ist.

Für was danken Sie Gott? Für die gute Ernte? Für die Gesundheit? Für Ihre Kinder? Für ein Leben in Deutschland statt z. B. im Sudan? Jetzt, wo alle alles schlecht machen, könnten doch die Christen die Dankbaren sein.

Oder danken Sie Gott für die Erlösung? Also für den Tod Christi, für die Gnade, die Ihnen hilft, liebevoll zu sein? Danken Sie Gott für die heilige Kirche? Oder danken Sie – noch tiefer gedacht – dafür, dass es überhaupt etwas gibt und nicht nichts? Dass es Sie gibt?

Diese Welt ist ungerecht. Nicht weil nicht alle das Gleiche haben, sondern z. B. weil Arbeit ungerecht bezahlt wird. Warum bekommen Frauen weniger Lohn als Männer? Warum kostet ein Frauen-Haarschnitt mehr als ein Männer-Haarschnitt? Warum soll einer, der schreibt oder zuhört oder fotografiert oder musiziert am besten umsonst arbeiten, aber der Computerfachmann darf 200 € die Stunde nehmen? Weil viele Leute denken, Schreibtisch sei keine Arbeit. Solcher Quatsch regt mich auf, weil das ungerecht ist. Aber konzentriert bin ich darauf nicht. Ich weiß auch, was mir geschenkt ist. Geschenkt ist mir, dass ich hier lebe und nicht in Moldawien, dass ich gesund bin, dass ich Katholik bin und glauben kann… alles geschenkt, nicht geschuldet. Also bin ich dankbar. Für so Vieles.

Wem? Wem bin ich dankbar? Gott. Das ist Erntedank.

FÜRBITTEN

Wir danken für die gute Ernte und beten für die, die heuer nichts ernten konnten. – Kurze Stille zum Beten

„Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.“

Wir beten für alle Ehepaare, für Partner, für Freunde und für die, die sich nach einem anderen Menschen sehnen. – Kurze Stille

„Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau.“

Wir beten für die Eltern: dass sie ihre Kinder loslassen können, wenn es Zeit ist. – Kurze Stille

Jesus ist gekrönt „mit Ehre und Herrlichkeit“.

Weil er sein Leiden angenommen hat.

Wir beten für die, die leiden an Seele oder Leib: Dass sie liebevoll leiden. – Kurze Stille

Am 2. Oktober war das Fest der Schutzengel. Wir bitten den Vater im Himmel: Sende deine Engel und halte alles Böse von den Kindern fern. – Kurze Stille

Das Gebet um den Frieden ist dringender denn je. Oktober ist der Monat des Rosenkranzes. Wir beten zusammen ein Ave Maria um den Frieden in dieser Welt.

MEDITATION

Gott, Du bist, der Du bist. Der Notwendige, der Allgütige und Ewige. Auf Dich allein kommt es an. Und auf alles, was in Dir ist: Dein Geheimnis, Deine Unbegreiflichkeit, Deine Weite, Dein unnahbares Licht und Deine Nacht. Es sei!

Du bist groß und mächtig, alles vermagst Du, weil Du der Liebende bist.

Aber Du bist auch fern und schweigend, heilig und furchtbar.

Ich sage Amen zu allem, was Du bist. Du sollst es sein, auch wenn ich davor zittere, dass Du so bist. Du reichst in Höhen, die ich nie ersteigen werde, und in Fernen, die nicht enden, die immer weitergehen. Aber ich sage: Amen, es sei! Du musst sein, der Du bist!

Alles, was von Dir ausgeht: Deine Ratschlüsse, Deine Werke, Deine Schöpfungen, Deine Fügungen, Deine Zulassungen! Unbegreiflich sind sie mir, und sie werden mir wohl ewig unbegreiflich bleiben. Aber sie sollen sich erfüllen. Amen!

(nach Peter Lippert, „Der Mensch Job redet mit Gott“.)

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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