Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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24. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B)

15/09/2024 


Die Predigt zum Anhören

24. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B) – (Jak 2,14-18)

Predigt in Bischbrunn am 15. September 2024

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Gehen Sie in die Kirche?“, fragt der Diakon das Brautpaar. „Oh ja!“, sagen beide. Alles gut. Nein, nicht alles gut. Ein Missverständnis. Der Diakon meinte: „Gehen Sie am Sonntag in die Kirche?“ Das junge Paar hingegen meint: „Wir gehen in die Kirche einmal im Jahr, in die Kindermette.“ Das Missverständnis wird weder angesprochen noch geklärt, stattdessen wird der Hochzeits-Termin ausgemacht; alles andere gäbe ja Ärger. Lieber schief als Ärger.

Anderes Missverständnis: „Glauben Sie an Gott?“ – „Ja!“ Der antwortet, meint aber nicht Gott, den Vater, den dreifaltigen, nicht den Gott der Christen, er meint „eine höhere Macht“.

Gott eine höhere Macht oder eine „kosmische Energie“? Um das zu glauben, muss man nicht Christ sein. Der Weg von „Gott ist so eine Art Energie“ bis in die Heilige Messe ist sehr weit. Der Weg von „Gott ist eine höhere Macht“ bis zu einer guten Tat ist auch weit. Kurz: falsch gedacht und nichts getan. So soll es in der Kirche nicht sein. Wir brauchen im Glauben Wahrheit und Tat. Beide.

„Was nützt es, wenn einer sagt, er habe den Glauben, aber es fehlen die Taten?“, fragt der Jakobus-Brief. 1 : 0. – Ich will die Menschen, die ich eben beschrieben habe, gerne lassen, wie sie sind. Aber anzufangen ist mit ihnen halt nichts. Ihr sogenannter Glaube führt zu keiner Tat.

Der Kirchen-Betrieb funktioniert mit Hilfe von Missverständnissen, Ahnungslosigkeiten und Irrtümern. Die werden hingenommen; das nennt man „Pastoral“. Dass das Brautpaar nach dem Fest nie mehr auftauchen wird, ist die Wahrheit. Dass alle tun, als sei das nicht so, das ist die sogenannte Seelsorge. Ich bin im Zweifel, ob aus Schiefem, Verschwiegenem, Falschem etwas Gutes entstehen kann. Der Glaube braucht Wahrheit und Taten.

„Was nützt es, wenn einer sagt, er habe den Glauben, aber es fehlen die Taten?“ Der Apostel Jakobus denkt bei Taten eindeutig an das Gute, das wir anderen Menschen tun. Kranke besuchen, verwirrten Alten zuhören, Armen etwas abgeben, dunkelhaarige Menschen nicht verachten, nicht empfindlich sein, nicht nachtragend, sondern freundlich… Das geht. Man muss es nur tun.

Der Blick auf die Lesung aus dem Propheten Isaias und auf Bischbrunn, wo heute morgen die sogenannte Ewige Anbetung gehalten wurde, dieser Blick bringt mich allerdings auf die Frage: Ist nicht auch das Gebet eine Tat? Glaube ohne Gebet geht ebenso wenig wie Glaube ohne Tat. Wer wirklich glaubt, der betet. Wer betet, der begegnet Gott, der hält Gott aus, führt eine Auseinandersetzung mit Gott. Wer betet, macht sich auf, Gott zu lieben. Kann man eine höhere Macht lieben? Kann die kosmische Energie uns hören? Will sie das? Wann und wo beten die, die nie in die Messe gehen?

Das Gebet finde ich schwerer als alles, was mit dem Namen Caritas zusammengefasst wird. Die, die sich vor der „Ewigen Anbetung“ drücken, ahnen, dass das Gebet schwer ist. Beten bedeutet Dauer, Aushalten, Bleiben, kein Ergebnis sehen. Das ist viel schwerer, als ein Pfarrcafé zu organisieren. Ich weiß das, weil ich zehn Mal lieber meine Wohnung aufräume als mich hinzusetzen und still zu werden vor Gott. Ich muss mich zwingen zu beten. Ich muss kämpfen.

Bei Isaias geht es um einen Propheten; die Lesung spricht aus der Ferne bereits von Jesus und seinem Schicksal. Sie können den Text aber auch auf Ihr Gebet anwenden. Da heißt es: „Ich bin nicht zurückgewichen.“ – „Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen.“ – „Darum mache ich mein Gesicht hart wie Kiesel.“ – „Nahe ist, der mich freispricht.“ Das alles beschreibt die Situation dessen, der betet.

Wer betet, darf nicht zurückweichen. Nicht vor der Langeweile, nicht vor der Wahrheit, nicht vor dem eigenen Unvermögen, nicht vor der Majestät und dem Rätsel Gottes; er darf der Schmähungen nicht achten, die ihm die Fehler seines Lebens nachrufen; er muss sein Gesicht hart machen; er muss ein Stein werden, – den Gott nach seinem Belieben bewegt, wirft oder liegenlässt.

Freunden Sie sich mit dem Gedanken an, dass Gebet eine Anstrengung ist. Lehren Sie das Ihre Kinder. Vielleicht tun Sie sich leichter, wenn Sie sich daran erinnern, dass die Anstrengung allgemein hochgeachtet wird. Für den 50-jährigen Manager, der anfängt, auf den Marathon zu trainieren, für die Eltern, die wollen, dass ihr Sohn Profifußballer wird oder ihre Tochter Influencerin, für jeden, der Karriere machen will, ist Anstrengung okay; für all das braucht es Härte, Kampf. Nur der Glaube soll schmusig sein wie ein Sofakissen. – Sie wissen, dass heute, am 15. September auch der Tag der Sieben Schmerzen Mariens ist und gestern das Fest Kreuzerhöhung war. Es sollte also klar sein, dass Glaube und Beten nicht auf den Ponyhof und in den Streichelzoo gehören, sondern ins echte Leben. Das aber ist anstrengend.

Wir Christen stehen in der Nachfolge der Propheten des Alten Bundes. Das bedeutet konkret: Jeder Christ muss lernen zu hören und weiterzugeben, was er von Gott gelernt hat, unverfälscht, befreit von den eigenen Vorlieben. Christen sollen ja nicht ihr Reich aufbauen, sondern das Reich Gottes. Und das in einer Welt, die müde und mutlos ist oder wütend. Die Hoffnung braucht, Taten, die Hoffnung machen. Hoffnung geformt im Kampf der guten Tat und des Gebetes.

FÜRBITTEN

(Wir halten nach jeder Bitte eine kurze Gebetsstille.)

Herr, lehre uns beten!

Lehre uns zu hören!

Lehre uns zu unterscheiden zwischen unserem eigenen Willen und dem Heiligen Geist!

Viele Menschen sind müde geworden, sie sind enttäuscht oder wütend oder mutlos. Mache die Christen in Bischbrunn zu Zeichen der Hoffnung für alle.

Petrus lehrt den richtigen Glauben, aber er handelt nicht danach.
Gib, dass unsere Taten zu unserem Bekenntnis passen.

Im Leben Marias gab es Freude, aber auch bitteren Schmerz. Ihr Bild und Ihre Fürsprache sollen alle trösten, denen es schlecht geht.

Die „Ewige Anbetung“ bei uns dauert kaum drei Stunden. Stärke unsere Hoffnung auf den Himmel, wo wir Dich, Gott, schauen dürfen und von diesem Glück in Ewigkeit nie genug bekommen können.

Wir beten für die Regierung.

Wir beten um ernsthafte Friedensverhandlungen.

Wir geben Dir, Vater, unsere Toten in die Hände.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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