Fest des Hl. Burkard
Fest des Hl. Burkard Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Ist Burkard einer von uns? Nein. Burkhard war ein Mann. Es gibt heute nicht wenige Frauen, die sich schon deswegen von ihm abwenden. Er war Priester. Das bringt heute keine Sympathien. Priester sind komisch. Der hl. Burkard war kein Franke (schon gar kein Unterfranke). Keiner von hier. Burkhard war ein Fremder. Engländer. Er war auch nie Pfarrer oder Professor, er war Mönch, Benediktiner. Er war der erste Bischof von Würzburg. Könnte ein Mönch aus England heute noch Bischof von Würzburg werden? Sämtliche Gremien der Diözese würden aufschreien. Unsere Kirche ist sehr eng geworden. Wann und wo genau Burkard geboren wurde, weiß keiner. Gestorben ist er am 2. Februar 755. Im Jahr siebenhundertfünfundfünfzig: Ist Ihnen klar, wie viel Zeit uns von ihm trennt? Gibt es überhaupt noch irgendeine Verbindung zwischen Burkard und Ihnen? Immerhin feiern Sie mit mir sein Fest. Sie könnten auch nach Würzburg fahren und dort nach St.-Burkard gehen, die große Kirche unterhalb der Festung. Dort hat er ein Kloster gegründet, dort ist sein Grab. Sie könnten zur Festung hinaufsteigen: Die Kirche im großen Burghof war sein erster Dom. Sie können in den heutigen Würzburger Dom gehen: Burkard hat den Bau begonnen. Sie können den Main hinauf nach Neustadt fahren: Dort im Kloster hat er gelebt. Der Kallmuth war einst Neustädter Besitz. Der Mann, der aus England kam, der immer wieder nach Rom ging, wohl auch in Friesland und in Norditalien lebte, dann in Würzburg, der nahm an den großen Versammlungen des Reiches teil. Er machte deutsche, europäische Politik. Er war ein Mitarbeiter des hl. Bonifatius. Mit ihm zusammen war er von der britischen Insel aufs Festland gezogen, um im Auftrag des Papstes zu missionieren. Vor ihm waren Männer aus Irland, Kilian, Kolonat und Totnan in einem winzigen Boot über den Atlantik und den Kanal gesegelt. Allein übers Meer. Von den drei Iren hat unser Land zum ersten Mal von Jesus Christus gehört. Aber es gab noch keinerlei Struktur, keine Verbindung zum Papst; die Franken waren noch halbe Heiden. Mit Burkard nahm die Kirche Gestalt an: Die Taufe, das Vaterunser, das Glaubensbekenntnis und die Sonntagsruhe: Das sollte das Minimum für jeden Christen sein (heute komme ich in Gemeinden, die das Glaubensbekenntnis nicht mehr beten können). In Burkards Zeit entstanden die Klöster dieses Landes, auch Frauenklöster. In Kitzingen und Ochsenfurt war die hl. Thekla Äbtissin, auch eine Engländerin. In Tauberbischofsheim wirkte ihre Cousine, die hl. Lioba. Im Kloster Karlburg bei Karlstadt setzte Burkard die selige Immina als Äbtissin ein. Manche sagen, er sei in Würzburg gestorben. Andere aber berichten, hier in Homburg sei es gewesen, drunten in der Grotte. Burkhard soll sich am Ende seines Lebens in die Einsamkeit zurückgezogen haben. Mit ein paar Mönchen sei er mainabwärts gewandert, bis hierher, bis in die Höhle unter dem Burgberg. Früher war sie ein Wallfahrtsort, heute ist sie beinahe vergessen. Burkard ist der Patron von Würzburg und hilft bei Rheuma, Lendenschmerzen, Stein- und Nierenleiden (Frau T.). Ist Burkard einer von uns, das war die Anfangsfrage. Neue Antwort: unbedingt! Er hörte dasselbe Evangelium wie wir, er betete dieselben Grund-Gebete, er empfing dieselbe hl. Kommunion, denselben Christus. Er hat die Worte, die wir heute in den Lesungen gehört haben, auch gehört. Er war ein Christ, und wir sind Christen. Um was ging es diesen fernen, seltsamen, großartigen heiligen Frauen und Männern? Um Macht, sagen heute viele schlaue Leute. Darum, den Germanen die fremde Christen-Kultur aufzuzwingen. So gesehen wäre auch Burkard ein kolonialistischer, rassistischer Mann. Aber ich überlege: War das germanische Heidentum mit seinen kriegerischen, unbarmherzigen Göttern besser als das Christentum? Es gibt wieder Leute, die antworten: Ja, das Germanische war besser als das Christliche. Ich überlege weiter: War es gleich gut? Sind alle Religionen gleich gut? Haben Bonifatius und Burkard sich geirrt? Hätten sie bleiben sollen, wo sie waren? Ich weiß, dass alles, was wir Menschen tun, aus gemischten Motiven kommt. Wir sind gut und schlecht zugleich. Ich komme zu Ihnen, weil ich Sie mag, weil ich meine Pflicht als Priester tun will, aber auch, weil ich mich auszeichnen will. Auch aus Eitelkeit also. Ein anderer macht vielleicht viel in Vereinen und Politik, aber er macht es nicht für Gott, sondern weil er die Stille nicht aushält. Auch bei den Heiligen ist nicht alles lauter. Ich bin aber sicher, Kilian, Bonifaz, Burkard, Thekla, Lioba: Alle waren überzeugt, dass sie etwas Gutes nach Franken bringen. Etwas, das besser ist. Das Beste! Und das glaube ich wie sie. Es war ein Glück, dass das Christentum nach Franken gebracht wurde. „Jesus zog durch alle Städte und Dörfer. Als er die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben.“ Sie sind doch auch müde und erschöpft! Ich glaube wirklich, dass es so geht mit der Kirche: Sorge, Glaube, Tat. Paulus sagt: „Denn wir predigen nicht, um euch irrezuführen, auszunutzen oder zu betrügen, sondern weil Gott uns geprüft und uns das Evangelium anvertraut hat.“ Um Herzen zu heilen (s. Js 61). – Heilen aber kann kein amtlicher Reformprozess, kein Bau-Projekt, keine Verwaltung. Heilen kann nur die Gnade. Nur Gott. „Schmuck statt Schmutz“, heißt es in der Lesung. Jubel statt Verzweiflung: So wirkt die Kirche. Das Beste statt Blödsinn. Der schönste Gottesdienst, die beste Predigt, das ernsteste Gebet, das liebenswürdigste Wort, der treueste alte Brauch, die großzügigste Hilfe für die Armen. Amen. FÜRBITTEN Priester: Ich kenne Homburg nicht gut. Aber ich weiß, dass Sie Sorgen haben. Der bauliche Zustand von Friedhof und Kirche, die geringe Zahl der Ministranten, die immer zu wenigen, die ein Ehrenamt übernehmen: Das sind alles ernste Sachen, – und da ist noch nicht die Rede von dem, was jeder Einzelne hier trägt, auch nicht vom Zustand der Welt in diesen Tagen. Fürbitte halten heißt beten. Beten macht aber nur dann Sinn, wenn Sie Vertrauen haben, dass der Himmel Sie hört und Ihnen hilft. Wenn das fehlt, sind die Fürbitten nur dazu da, dass die Lektor*innen auch zum Zug kommen… Beten und Vertrauen! Der hl. Burkard ist doch Ihr Patron, der Patron für ganz Homburg. Und Sie haben Anliegen. Also müssen Sie ihn bitten. Lektor*in „Denn sie waren mühselig und beladen, wie Schafe, die keinen Hirten haben. Er hatte Mitleid mit ihnen.“ Dieses Mitleid Jesu ist die Grundlage aller Seelsorge. Aber heute gehen die, die mühselig und beladen sind zu Twitter und kotzen sich dort aus. Das ist das Problem der Kirche. Daran können Sie alle etwas ändern. Wir beten, dass wir alle zusammen gute Seelsorgerinnen und Seelsorger werden, dass wir die Not unserer Verwandten oder Nachbarn sehen und etwas tun. – Ruf: Heiliger Burkard, bitte für uns (Priester) Der Hl. Burkard half den Hungernden, indem er seinen goldenen Bischofsring verkaufte. Sein Amtsabzeichen. Er konnte also helfen, weil die Kirche reich war. Wir beten um eine Kirche, die gerecht und hilfsbereit mit dem Besitz umgeht. – Ruf Wir beten für alle, die es richtig finden, dass Juden erschossen werden: Dass sich ihr Herz bekehrt. – Ruf Wir beten für das palästinische Volk in Kriegsgefahr. – Ruf Wir beten für die verstorbenen Bischöfe von Würzburg und für den 89. Nachfolger des hl. Burkard, Bischof Franz. – Ruf Wir beten für die Pfarreien zwischen Neustadt und Homburg, für alle, die sich engagieren und für die Pfarrer. – Ruf Wir empfehlen Gott die vielen Kranken, von denen wir wissen. – Ruf Wir beten für unsere lieben Toten, besonders für die, die um diese Kirche beerdigt sind. – Ruf Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Fest des hl. Burkard Andacht in der Homburger Burkardus-Grotte am 15. Oktober 2023, 14 Uhr MEDITATION Am Ende seines Lebens findet er die Höhle, irgendwo, in einem Felsen über dem Fluss. STILLE Im Dunkel kehren die Bilder wieder. Und dann, dann verschwinden die Bilder im Dunkel. Der alte Mann hat Angst, im Dunkel. „Wie schön es ist da draußen!“, sagt ihm ein Bruder. Gott schweigt. Er zweifelt. Es war. Amen. Lass es fortgehen. Lass alles fortgehen. Er will fort, noch einmal, hinaus. GOTT IST DA. Der, den er sein ganzes Leben lang gesucht hat. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
Predigt in Homburg, St.-Burkardus zum Patrozinium am 15. Oktober 2023
Da, wo später einmal das Dorf Homburg sein wird, ist noch nichts. Kein Mensch. Nur das Laub und die Vögel. Keine Frage, keine Antwort.
Am Ende wird es wieder dunkel. Er ist in Sicherheit.
Die Spinne webt ihr silbriges Netz vor die Höhle, am Morgen hängt darinnen der Tau.
Burkard ist in der Stille.
Die grünen Hügel seiner Heimat. Die Insel im Meer. Die graue See.
Die Ruinen der Ewigen Stadt. Rom.
Die Berge und Täler und Wälder des Landes um Würzburg.
Und so viele Menschen.
Die Mutter. Der Vater.
Bonifatius. Er vor allem.
Die Brüder im Kloster.
Der König.
Auch die Frauen: Thekla, Lioba, Immina.
Und die Armen, die beim Tor auf ihn warten.
Er lässt die Erinnerungen gehen, und sie treiben fort wie in einem Schelch auf dem Main.
Dann gehen auch die Namen und die Worte.
Er wird leer.
Er wird still.
Gott ist da.
Er glaubt an Gott, sein Leben lang und doch hat er Angst vorm Sterben.
Dann geht auch die Angst fort.
Er weiß das.
Er braucht diese Schönheit nicht mehr.
Das ist das Recht Gottes: zu schweigen.
Der Mann wartet.
Burkard hat gelernt zu warten.
War es richtig?
War es nötig?
Das Große Amen.
Geh weg von dir selbst.
So wird mehr Gott
Aber er bleibt.
Er wartet.
Er bleibt, hier, in diesem Raum, im stillen Dunkel.