Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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26. Sonntag im Jahreskreis (A)

01/10/2023 


Die Predigt zum Anhören

26. Sonntag im Jahreskreis (A) – (Erntedank – Phil 2,1-11)
Predigt am 01. Oktober 2023 in Erlenbach

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wissen Sie, wer ausgestorben ist? Die Säbelantilope. Vermutlich aber auch (wenn ich mich so umsehe) der Kiebitz, das Rebhuhn und der Fasan. Wissen Sie, was noch ausgestorben ist? Das Handzeichen am Steuer, die Lichthupe, alles, was es da gab, um sich bei einem anderen Autofahrer zu bedanken (…) – Können Sie mir einen guten Grund sagen, warum man das nicht mehr machen sollte, sich bedanken?

Wenn Sie der Meinung sind, man solle anderen Menschen helfen, sich um alte Verwandte kümmern, Kranke besuchen; wenn Sie denken, es sei gut, anderen zuzuhören und zum Geburtstag zu gratulieren und seinen Neffen und Nichten was Schönes zu schenken, wenn Sie spüren, dass es besser wäre, den Menschen das Leben nicht noch schwerer zu machen, sondern leichter, wenn Sie so denken und das alles auch tun, was bekommen Sie dann? NICHTS.

Das ist nicht bloß meine, sondern eine allgemeine Beobachtung. Die Leute sagen nicht mehr Danke. Man hilft einem – und der wird extra pampig; man schenkt einem was – und niemand sagt: „Danke schön!“ Sich durchsetzen, auftrumpfen, schimpfen, das können jetzt alle. Dankbar sein… keiner mehr. Gar keiner?

Können wir überhaupt Erntedank feiern? Oder ist das bloß noch ein treuherziger alter Brauch? Anders gefragt: Wie geht es nach dem Gemüse am Altar weiter? Sind Sie Gott wirklich dankbar?

Sind Sie der Kirche dankbar? Für schöne Momente? Sind Sie Ihren Eltern dankbar? Ihrem Mann? Ihrer Frau? Der nervigen Cousine? Der Heimat? Ihren Kindern, die so lebendig sind und lustig?

Es gibt in den Texten dieses Tages (wir haben den 26. Sonntag im Jahreskreis) ein Wort, das uns weiterbringt. In der zweiten Lesung heißt es: „Jesus Christus war wie Gott, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein. Sondern er entäußerte sich und wurde den Menschen gleich.“ Jesus hält nicht fest, was er hat und was er ist. Jesus lässt los. Das muss man können, wenn man dankbar sein will: loslassen.

Menschen, die vor allem bestehen auf etwas, die werden nicht dankbar, die werden mürrisch, wenn sie es nicht bekommen und selbstzufrieden, wenn sie kriegen, was sie sich wünschen. Wem aber Dankbarkeit – für Erntegaben, Zuwendung, Hilfe, Erlösung, für die ganze Schöpfung – wem das wichtig ist, der wird einen Schritt auf den anderen zu machen: auf den Helfer, auf den Geber. Ist das so schwierig? Wenn ich dankbar sein will, muss ich anerkennen können: den anderen, und das, was der für mich getan hat. Loslassen und anerkennen.

Was ist das Wesentliche an Jesus Christus? Seine Beziehung zum Vater. Und wie ist die? Gehorsam und dankbar. „Siehe, ich komme, deinen Willen zu tun“, sagt Jesus am Ende seines Lebens hinauf zum Vater. Dieser Gehorsam hat nicht mit Kasernenhof zu tun, sondern mit Vertrauen. Und dann heißt es: „Er nahm beim Mahl das Brot und sagte Dank… Ebenso nahm er den Kelch mit Wein, dankte wiederum…“ Brot und Wein, die Erntehaben überhaupt… Im entscheidenden Moment seines Lebens dankt Jesus, er lobt und er gibt sich selbst, gibt sich hin. Diesem Mann sollen wir nachfolgen.

Lob, Hingabe, Dank: Alle drei drohen aus unserer Welt zu verschwinden.

Ich bin schon dafür, dass man seine Rechte kennen soll, sich behaupten können muss, auf sich achten soll und auf seine eigene innere Stimme hören. Aber wenn das alle tun, immer und als Erstes, dann wird die Welt: fürchterlich.

Halten Sie dagegen, als Katholikinnen und Katholiken. Nicht trotzig, nicht stolz, nicht bitter, nein: dankbar. Seien Sie dankbare Männer, dankbare Frauen, seid dankbare Kinder… und die Welt wird schöner.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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