Fest des Hl. Mauritius und seiner Gefährten
Fest des Hl. Mauritius und seiner Gefährten Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Sie wissen es: Wer in die Kirche geht, wird nicht mehr vom ganzen Dorf getragen. Wird nicht bewundert. Eher verlacht. Besonders für die Jungen ist das schwer. Wer jung ist, möchte dazugehören und von den anderen geachtet oder sogar bewundert werden. Was soll ein junger Mann oder eine junge Frau also in der Kirche? Wer in die Kirche geht, ist für viele: nicht cool. Seltsam. Ein Frömmler, eine Betschwester, eine Tabernakel-Wanze, ein Pfaffen-Freund, nicht von heute, hat zu viel Zeit, soll erstmal für Afrika spenden, bevor er in die Kirche rennt. Wer am Sonntag in die Kirche geht, ist Fan eines Domkapitulars oder eines Klosters und kann nur dort in die Kirche gehen, nirgendwo sonst. Da geht es eher um einen Club der Gleichgesinnten als um den Lieben Gott. Wer am Sonntag in die Kirche geht, tut etwas, was sogar Weihbischöfe nicht mehr für nötig halten. Ich habe das mit eigenen Ohren gehört. Ich halte dagegen: Wer in die Kirche geht, bekennt. – „Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen.“ Darum geht es. Das sage ich Ihnen am Fest des hl. Mauritius und seiner Gefährten. Mauritius (oder Moritz) war ein Offizier in der sogenannten Thebäischen Legion des römischen Heeres. „Thebäisch“ kommt von der Stadt Theben in Ägypten. Afrika also. So wird der hl. Mauritius als Schwarzer dargestellt. Die Soldaten dieser Legion sollen alle Christen gewesen sein. Als der Kaiser ihnen befahl, gegen andere Christen vorzugehen, verweigerten sie den Gehorsam. Der Kaiser ließ alle töten. Das geschah um das Jahr 285. Diese Soldaten haben bekannt. Sie haben sich dazu bekannt, Christen zu sein. Dafür wurden sie ermordet. Der hl. Moritz ist der Schutzpatron der Kaufleute, Messerschmiede, Tuchweber, Wäscher, der Weinstöcke, der Pferde und der Soldaten. Wenn Soldaten sich zu Christus bekennen, dann wiegt das Bekenntnis noch schwerer. Soldaten sind ja gerade nicht dazu da, etwas zu bekennen. Sie sollen gehorchen und handeln. Der Soldat fragt sich in der Regel nicht: Wo ist die Grenze? Bis wohin kann mein Gehorsam gehen? Noch vor Gericht haben sich die SS-Leute und Militärs darauf berufen: Wir haben nur unsere Pflicht getan, wir haben nur gehorcht. Und bei Babi Jar 33.000 Juden in die Grube geschossen. Auch Kinder. Die Soldaten der Thebäischen Legion haben eine Grenze gezogen: „Hier ist es genug. Hier hast du kein Recht mehr, Kaiser. Oder Führer.“ Das waren junge Männer, die als Soldaten gelernt hatten, mit dem Tod und mit der Macht umzugehen. Die dann zusammen sagen konnten: Wir bestimmen die Grenze. Wir bestimmen unseren Tod. Wir bekennen uns zu Christus. Das Bekenntnis zieht immer eine Grenze. Wer heute in die Kirche geht, sagt: Hier mache ich es nicht wie ihr. Hier bleibe ich nicht im Bett, nicht vor dem Fernseher, nicht im Vereinsheim. Hier bin ich treu. Einem andern, nicht euch. Wer in die Kirche geht, bekennt, dass es Gott gibt und dass es eine Pflicht gibt. Und Grenzen. Das ist eine ganz andere Art zu denken als die, die wir kennen. Heute sind viele gläubig, weil es ihnen guttut. Nicht weil es wahr ist. Der Glaube wird an dem gemessen, was er bringt, nicht an der Treue. Dazu braucht es keinen Mut. Einen echten Christenglauben ohne Bekennen gibt es nicht. Irgendwo muss das Bekenntnis seinen Anfang nehmen. Hier zum Beispiel: „Komm her, ich zeige dir, wie man das Kreuzzeichen macht.“ – „Setzt euch zu mir, ich erzähle euch eine Geschichte aus der Bibel.“ – Oder hier: „Ich gehe jetzt in die Kirche, wir sehen uns später.“ Bekennen: Wohin führt das? Wir kennen den Weg nicht, der vor uns liegt. Wir kennen nur das Letzte Wort vor dem Ziel: „Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.“ Das bedeutet: Bruch. Scheitern. Und wir spekulieren alle darauf, dass das nicht ernst gemeint ist. Das Schlusswort Jesu ist wie ein Felsblock, der ins System schlägt. Ich will ihn liegenlassen, nicht wendig-schlau wegräumen. Mir genügt es, heute zu wissen: Der hl. Mauritius und die anderen Soldaten waren nicht wendig, nicht schlau, nicht Nazi-gehorsam. Sie waren treu. Dem Richtigen. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
Predigt in Oberndorf am 22. September 2023