25. Sonntag im Jahreskreis (A)
25. Sonntag im Jahreskreis (A) – (Mt 20,1-16, Is 55,6-9) Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Da sagt dir einer etwas. – Du weißt: Er hat Recht. – Aber am liebsten würdest du ihm eine scheuern. – Das wäre dumm, zumindest hier. Hier ist es nämlich der Chef, der Recht hat. „Freund, dir geschieht kein Unrecht“, sagte der Gutsherr. „Du hast den abgemachten Lohn bekommen. Es ist ein guter Tageslohn.“ Aber die, denen er das sagt, kochen vor Zorn. Was ist ihr Problem? Die einen haben den ganzen Tag gearbeitet und bekommen ihren Lohn. Die anderen haben nur eine Stunde gearbeitet und bekommen ihren Lohn. Soweit okay. Aber die einen bekommen das gleiche Geld wie die anderen. Darum geht es. Das Problem ist also der Neid. Das Problem beginnt mit dem Vergleich. Die einen könnten ja sagen: „Wir haben gearbeitet, wir haben bekommen, was abgemacht war, alles gut.“ Sie könnten sogar sagen: „Na, komm, freuen wir uns für die armen Schlucker.“ Tun sie aber nicht. Die einen gönnen es den anderen nicht. Das nennt man Neid. Neid ist eine Todsünde. Warum? Weil der Neid die Seele tötet. Wenn Sie immer wieder, über lange Zeit hin, von Grund auf neidisch sind, wenn Sie den Neid in sich pflegen, wenn Sie ihn wässern und düngen mit Ihren Gedanken, – dann wird der Neid ihre Seele vergiften. Sie wird austrocknen und absterben, und am Ende werden Sie sogar ein neidiges Gesicht haben. Neid tut Ihnen nicht gut. Jeder Blick nach links und nach rechts – was hat der? Was hat die? – ist eine neue Dosis Gift. Der Neid lebt vom Vergleichen. Also vergleichen Sie nicht! Das Problem ging damit los, dass die einen geschaut haben, was die anderen bekommen. Sie hätten ja einfach auf den Denar in ihrer schmutzigen Hand schauen können und sich denken: „Mein Lohn! Ich habe gut gearbeitet, meine Frau wird sich freuen.“ Sie hätten, mit anderen Worten, bei sich bleiben können. Stattdessen kümmern sie sich um die anderen. Wir halten uns immer wieder im Leben anderer Leute auf. Wir richten. „Das steht denen nicht zu!“ Doch wie heißt es in der Bibel? „Nur einer ist euer Richter.“ – Auf mich wirkt dieses Wort immer wieder befreiend. Ich muss nicht richten; die anderen Leute gehen mich nichts an. Das Gewissen sagt mir: Bleib‘ ruhig, bei dir selbst. Nicht richten heißt: nicht vergleichen. Das Vergleichen kann man sich abgewöhnen. Die neidischen Arbeiter haben noch ein Problem: Sie denken am Abend zurück an den Morgen. Sie „legen die Hand an den Pflug“ und blicken zurück in die Vergangenheit. Statt zu sagen: „Jetzt ist jetzt. Ich habe meinen Lohn wie abgemacht, gut.“ Doch nein, sie denken: „Heute morgen hätten wir mehr fordern sollen.“ Hätten… Sie denken: „Was werden die Leute im Wirtshaus sagen und beim Bäcker?“ Werden… Sie leben in der Vergangenheit und in der Zukunft, aber nicht jetzt. Sie hadern mit dem, was geschehen ist und fürchten das, was kommen könnte. Aber (Sie wissen es eigentlich alle) die Vergangenheit ist geschlossen, fort, und die Zukunft ist nichts als ein Fragezeichen. Es hat schon seinen Grund, dass wir beten sollen: „Unser tägliches Brot gib uns heute.“ Heute, nicht an irgendeinem Morgen, der vielleicht gar nicht kommt. Männer, die von illegalen Auto-Rennen träumen, Leute, die um jeden Preis aufsteigen wollen, die ’s den anderen zeigen wollen, die werden das nicht verstehen. Die werden sogar sagen: Wenn alle so dächten, was würde da aus der deutschen Wirtschaft werden? „Es braucht Konkurrenz“, rufen sie, „es braucht Neid und Gier, und Geiz ist geil und Ihr, ihr Christen, ohne Neid und ohne Wut auf den Chef, ihr seid: Opfer. Wehrt euch!“ Wir sehen das anders. Dieses Evangelium macht die Stelle klar, wo sich unsere Wege unterscheiden von denen, die weder Christen sind noch Menschen guten Willens. Wir sehen vieles anders, weil wir an Gott glauben. Der Gutsherr ist ein Bild für Gott. Man kann sagen: Gott gibt es nicht. Man kann auch denken: Gott ist ungefähr so wie ich. Er tickt ähnlich. Viele machen es so. Man kann aber auch wissen: Gott ist ganz anders. „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege.“ So hieß es in der Ersten Lesung. Können Sie sich einlassen auf einen, der nicht denkt wie Sie denken? Können Sie den „Vater“ nennen? Können Sie dem vertrauen? Anders gesagt: Können Sie ihm gehorchen, ohne zu murren? Die Arbeiter im Evangelium murren. Sie hingegen sollen ehrlich beten: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf der Erde.“ Die, die den ganzen Tag gearbeitet haben, müssen gehorchen, weil der Gutsherr die Kohle hat. Aber sie tun es nur widerwillig und wütend. Jesus gehorcht dem Vater auf ganz andere Weise: Vertrauensvoll. „Ich komme, deinen Willen zu tun.“ Der Vater richtet, nicht wir. Er stellt uns ins Jetzt, in diesen Augenblick. Er sorgt für uns, er gibt uns, was wir wirklich brauchen. Heute. Morgen ist wieder ein Tag. FÜRBITTEN Die Kinder zeigen es uns, das Evangelium zeigt es uns: Das Leben ist mehr als Leistung und Lohn. Gott ist immer jetzt. Kurz vor den Wahlen beten wir um kluge, gerechte, mutige, selbstlose Politikerinnen und Politiker. So viele Kranke hoffen auf unser Gebet… DANKSAGUNG Wenn du mehr sein willst als deine Mitmenschen, dann sei es durch mehr Güte. Zeige dich gegenüber den Menschen in Not, wie Gott sich ihrer erweist; ahme ihn nach in seiner Güte. (Gregor von Nazianz, Stundenbuch, Lesehore Samstag 24. Woche) Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
Predigt in Rettersheim am 24. September 2023
Wir beten um mehr Gottvertrauen.
Christus hilf uns, nicht an der Vergangenheit zu klammern und die Zukunft nicht zu fürchten!
Wir beten auch für die, die in der Nähe von Kranken leben.