Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Fest des hl. Evangelisten und Apostels Matthäus

21/09/2023 


Die Predigt zum Anhören

Fest des hl. Evangelisten und Apostels Matthäus
Predigt in Marktheidenfeld, St.-Laurentius am 21. September 2023

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Hl. Geistes

Zuerst die mittelgute Nachricht: „Wenn Matthäus weint statt lacht, / er aus Wein oft Essig macht.“ Lachendes Spätsommerwetter war heute eher nicht… Mal schauen also. Noch eine Nachricht, von der ich gar nicht weiß, ob sie nun gut oder schlecht ist: Die in der Matthäus-Nacht geborenen sollen geistersichtig werden. Sagt der gute alte Volksmund. Für die Finanzbeamten ist der 21. September auf jeden Fall ein guter Tag, denn der Apostel Matthäus ist ihr Schutzpatron. Wie auch der der Zollbeamten, Wechsler und Buchhalter. – Da oben haben Sie sein Bild. Der Evangelist Matthäus wird mit einem (Menschen oder) Engel an seiner Seite dargestellt. Sonst wissen wir kaum etwas über ihn. Vielleicht hat er in Äthiopien gepredigt, vielleicht in Persien, vielleicht wurde er gesteinigt, vielleicht am Altar erdolcht. Es wird so viel erzählt über ihn… Ziemlich sicher steht er am Anfang des Matthäus-Evangeliums. Das übrigens vielen Heiligen besonders lieb war.

Was Christen glauben, ist in den Evangelien zu finden. Und in den Gebeten der Liturgie. Die offiziellen Texte der Liturgie enthalten die Lehre der Kirche. Wer die katholische Lehre kennen will, soll einfach aufmerksam die Liturgie feiern. Da findet er nicht schöne Floskeln, sondern Aussagen über unseren Glauben, mindestens so klar wie die Katechismus‘.

In der Präfation der Märtyrer-Feste heißt es: „In der menschlichen Schwäche bringst du deine göttliche Kraft zur Vollendung.“ Das bedeutet: Gott handelt mit dem Menschen zusammen. Seine Kraft, unsere Schwäche. Dieses Zusammenspiel gilt auch für die Evangelien.

Der Katechismus sagt: „Gott ist der Urheber der Heiligen Schrift[1].“ In der Schrift ist enthalten, was Gott von sich offenbart. Von sich mitteilt. Gott der Autor der Heiligen Schrift: Irritiert Sie das? Wenn ja, muss es Sie auch irritieren, dass es am Ende der Lesung heißt „Wort des Lebendigen Gottes“. – Entweder das ist nur eine Floskel oder das ist die Wahrheit.

Das von Gott Geoffenbarte wurde, heißt es weiter, „unter dem Anhauch des Heiligen Geistes aufgezeichnet“. Gott hat die Verfasser der Heiligen Schrift inspiriert. Er hat Menschen erwählt und befähigt, seine Offenbarung in Worte zu bringen.

Jeder Mensch aber hat ganz eigene Fähigkeiten und Kräfte. Derer sich Gott bedient. Deswegen klingt jedes der vier Evangelien anders. Deswegen scheinen sich die Evangelien gelegentlich zu widersprechen. D. h. sie setzen Akzente unterschiedlich, sie wählen unterschiedliche Worte und Bilder, um etwas auszudrücken. Der Evangelist überliefert das, was Gott will, aber in seiner eigenen Sprache, im Geist seiner Zeit. Matthäus würde heute anders schreiben als vor 2000 Jahren. Anders, aber nichts Anderes.

Die Evangelisten wählten aus dem, das mündlich oder schriftlich schon überliefert war, aus. Sie fassten zusammen. Sie schrieben mit Blick auf die Gemeinden, die sie kannten; sie wollten nicht Geschichtsschreibung betreiben, sondern verkündigen, als Zeugen. „Doch immer“ schrieben sie, sagt der Katechismus, „sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit[2]“. Die Wahrheit, die Gott aufgezeichnet haben wollte. Wozu? „Um unseres Heiles willen.“ Die Schrift ist also dort wahr, wo es um unser Heil geht. Damit erteilt der Katechismus den Fundamentalisten eine Absage, die meinen, auch wo es z. B. um Naturwissenschaftliches geht, sei die Bibel die Wahrheit.

Das Christentum ist also eine Religion des Wortes. Aber nicht des Papiers. Nicht eine Religion aus beschriebenen Seiten, die wir umblättern. Das Christentum ist die Religion des menschgewordenen, lebendigen Wortes: Ohne Christus ist die Bibel nur ein Buch von vielen. Sie müssen die Bibel mit Christus lesen. Christus muss unseren Geist für das Verständnis der Schrift öffnen. Sonst bleibt die Bibel toter Buchstabe. Die Hl. Schrift ist also durch das Wirken des Hl. Geistes entstanden und sie wirkt auch nur durch den Geist Christi.

Sie sind alle durch Ihre Taufe zu einem geistlichen Leben berufen. Sie sind durch Ihre Taufe fähig zu einem Leben mit Gott.

Was aber steht am Anfang des geistlichen Lebens? Das Hören. Wir alle haben von anderen vom Glauben erfahren. Die wieder von anderen. Und so zurück bis zum Evangelium. Am Anfang des Glaubens steht also der Zeuge: Die Mutter, die ihren Kindern aus der Bibel vorliest, der Großvater, der seine Enkel mitnimmt in die Kirche, der Priester, der von Gott spricht.

Der hl. Matthäus ist einer der ersten Zeugen. Zeuge für Jesus aus Nazareth, den Christus. Und Sie, Christinnen und Christen von heute, hören und werden selbst Zeuginnen und Zeugen.

FÜRBITTEN

„Folge mir nach!“
Das Leben ist so laut. Herr, lass uns hören, wenn du rufst.

Du hast die Evangelisten inspiriert.
Heiliger Geist, hilf uns, einander in Liebe zu ertragen.

Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe…“
Wir beten um die Einheit der Kirche.
Wir beten um Treue zur Lehre der Apostel.

„Damit wir zum vollkommenen Menschen werden…“
Heiliger Geist, forme uns, unablässig und machtvoll.

Wir beten für die Bekehrung der Kriegführenden in den Familien, Büros und in den Nationen.

Wir beten für die, die Kranke pflegen.

Wir beten für unsere Verstorbenen und für alle, die trauern.

[1] Katechismus, Nº 105,

[2] Id., Nº 107.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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