Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Fest des hl. Andreas Kim Taegôn und des hl. Paul Chông Hasang

20/09/2023 


Die Predigt zum Anhören

Fest des hl. Andreas Kim Taegôn und des hl. Paul Chông Hasang (1 Tim 3, 14-16 / Röm 8,34)
Predigt am 20. September 2023 in Marktheidenfeld, St.-Laurentius

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wie wohl der Spätsommer des Jahres 1846 in Marktheidenfeld war? Genauso prächtig wie dieser Tage? Saßen unsere Vorfahren drunten am Main und schauten hinauf zur schönen, edlen Brücke, die damals ganz neu im blauen Himmel stand? Waren sie glücklich damals?

Im September 1846 wurde Andreas Kim erst gefoltert, dann enthauptet. Er war 25 Jahre alt. Der erste katholische Priester Koreas.

Korea 1846: Das ist weit weg. Sie leben heute, im schönen Bayern. In bewegten Zeiten. Umbruch. Das Christentum wird nicht immer konzentrierter, nicht immer klarer; nein, es explodiert in alle Richtungen. Gruppen und Kreise, individuelle Frömmigkeiten, Movimenti, Prediger, Heiler, Bruder- und Schwesternschaften (seien sie nun am alten Ritus oder am Priestertum der Frauen interessiert), Naturfrömmigkeiten, esoterisches Heilswissen. Und so weiter. Mitten in diesem Wirbel: der abgeschlagene Kopf eines jungen Priesters.

20. September, Fest des hl. Andreas Kim Taegôn und seiner Gefährten.

Die Märtyrer machen fest, was in Bewegung ist; sie machen völlig klar, was eben noch diskutiert wurde. Gegen das Blut verliert jede Debatte.

Andreas Kim Taegôn war einer von mehreren Tausend Christen, die damals in Korea umgebracht wurden. Johannes Paul II. sprach ihn heilig, zusammen mit 102 weiteren koreanischen Märtyrern. – Wenn Sie eine Ahnung haben wollen von dem, was da geschah, lesen Sie sich selbst die Liste vor, laut, Namen um Namen, 102 Frauen und Männer, alle Märtyrer.

Andreas war mit fünfzehn von einem Priester der Missions étrangères getauft worden. Man hatte ihn dann zum Studium ans Seminar von Macao geschickt. Während Andreas im Ausland studierte, erlitt sein Vater zu Hause das Martyrium. 1845 wurde Andreas zum Priester geweiht und kehrte heimlich nach Korea zurück mit dem Auftrag, den Christen beizustehen. Schon im Jahr darauf wurde er verhaftet. Den Rest kennen Sie bereits.

Die Märtyrer sind still. Mitten im Geschwätz der Welt sprechen sie ein einziges Wort. „Credo!“ – „Ich glaube!“ Hier haben Sie die Festigkeit, die Ihre Seele sucht. Der Tod ist fest, in dieser Welt das Verlässlichste überhaupt.

Festigkeit finde ich bei den Frauen und Männern, die im entscheidenden Augenblick genau wussten, was zu tun war. Der Moment, in dem Andreas sich entschied, in seine Heimat zurückzugehen, genau dorthin zu gehen, wo Menschen wie er mit dem Tod bedroht wurden, das war ein Moment solcher Festigkeit. Das schlichte, feste Ja.

Ich vermute, mit Ihnen hier ist es so: Wenn Sie an die Märtyrer denken, denken Sie: „Was die ausgehalten haben! Das könnte ich nicht!“ Sie verstehen das Martyrium als Leistung. Vielleicht verstehen Sie die Religion überhaupt als Leistung, mit den Kategorien von Einsatz, Preis und Gewinn. In diesem Moment wären Sie schon, Pardon, Häretiker. Pelagianer, Leugner der Gnade, Materialisten. Denn was lehrt die Kirche über das Martyrium? Sie finden die Lehre der Kirche in der Präfation von den Märtyrern. Dort heißt es: „Im Martyrium des heiligen“ – Andreas – „offenbarst du das Wunder deiner Gnade.“ Das passt haargenau zu dem Wort aus der Lesung / aus dem Römerbrief: „Gott ist es, der gerecht macht.“ Eines der am häufigsten geleugneten Dogmen. Es gibt nichts, worauf wir uns vor Gott berufen könnten. Alles ist Gnade. Alles ist Glaube, nicht Werk.

Das aber ist für die meisten kaum zu ertragen. „Ich habe doch so viel gebetet!“ Übersetzt: „Jetzt habe ich doch wohl ein Recht darauf, erhört zu werden!“ Meine Herkunft, Bildung, Leistungen, guten Werke, festen Glaubensgrundsätze, das alles soll vor Gott nichts sein? Richtig. Wenn es als Verdienst vorgebracht wird. Wenn daraus ein Recht auf Gott abgeleitet wird.

„Denn in der menschlichen Schwachheit bringst du deine göttliche Kraft zu Vollendung.“ Nur so geht es.

Der Märtyrer begegnet also nicht seiner Stärke, sondern seiner Schwäche. Und er begegnet der Gnade. An diesem Punkt wieder alles wieder flüssig, nicht mehr fest. Denn alles, was wir leisten, sogar das Martyrium, ist zweifelhaft, gemischt, unrein. Martyrium? Was daran ist sicher? Man kann den Tod auch suchen. Weil es reicht. Um heroisch zu sein. Um es den anderen zu zeigen. Weil man zynisch ist oder abgestumpft. Die, die einem Martyrium beiwohnen, wissen nichts. Wir wissen nichts vom Herzen.

Der echte Märtyrer trifft auf die Unfassbarkeit Gottes. Der Märtyrer behauptet: nicht sich, sondern Gott. Hier haben Sie die Bewegung, die Ihre Seele braucht. Nicht ich, sondern Gott. Ein lebenslanges Martyrium. Ein Alltag mit tausend Toden.

Die Rettung der Kirche liegt vielleicht gar nicht in der Festigkeit. Vielleicht liegt die Rettung der Kirche immer schon im Einbrechen des Fremden. In den Auflösungserscheinungen dessen, was gilt. Vielleicht liegt die Rettung in den Angstreflexen. Die Rettung liegt in den Wunden der Märtyrer.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Johannesgasse 2 - 1010 Wien - Österreich | T: +43 1 512 72 44 | E: smom@malteser.at

X