Fest Kreuzerhöhung
Fest Kreuzerhöhung Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes 14. September, Fest Kreuzerhöhung. Das Fest ist entstanden aus dem Kirchweihfest der Grabeskirche in Jerusalem, aus der Auffindung des „Wahren Kreuzes“ durch die heilige Kaiserin Helena und aus der alljährlichen Verehrung der hoch erhobenen Kreuzreliquie in Jerusalem: eine lange Geschichte von Verlieren, Suchen, Finden, wieder verlieren. Verschlungene Wege, unentwirrbare Erzählungen. Mit der Frage nach dem „echten“ Kreuz werden wir nicht weit kommen. Weil das so ist, erzeige ich für meinen Teil den Kreuz-Reliquien, die mir hier und dort begegnen, meine Verehrung. Dabei immer dieser Gedanke: Der winzige Holz-Splitter, den ich vor Augen habe, der könnte wirklich von jenem Kreuz sein… Von dem Kreuz, an dem Jesus gehangen hat. Schwindelerregend. Und nichts, wofür ich mich genieren müsste in einer Welt, die für ein Trikot von Messi zehntausende Euro bezahlt. Mein Rat: Verbitten Sie sich einfach allen Spott über die katholischen Reliquien. Wer auch nur ein Foto seines Kindes als Baby aufhebt und es von Zeit zu Zeit gerührt anschaut, soll einfach die Klappe halten. Alle sind sentimental und alle sind gläubig, die Sammler alter Traktoren genauso wie die Sammler von Reliquien. Es sind Menschen. Eines muss klar sein: Die Legenden und die Reliquien sind sekundär, so wie die Kreuze auf den Feldern und in den Klassenzimmern. Alles das ist nur abgeleitet, nur ein Zeichen. Alles das erinnert, wie dieser Festtag, an das eine, wahre Kreuz. Jenes Kreuz, das am Karfreitag, als die Leiche Jesu ins Grab gelegt war, alle nach Hause gegangen waren und es Nacht geworden war, immer noch dastand. Groß und hoch und still. Etwas anderes. Wie ist es derzeit in Ihrem Leben? Da ist nichts still, oder? Da ist nichts einfach nur da. Wenn Sie eine Frau oder ein Mann „von heute“ sind, dann erleben Sie eine Welt, wo es überall fehlt: an Mitarbeitern, an Helfern, an Partnern, an Freunden. Die Leute steigen aus, verlassen einander, sie melden sich ab oder sie werden krank, rückenkrank, seelisch krank… Keiner ist einfach nur da, an seinem Platz. Das Kreuz ist da. Wenn Sie ein Mann, eine Frau dieser Welt sind, dann wissen Sie auch: Es ist heute so viel möglich. Ihre Großeltern mussten sich nicht überlegen, ob heuer noch ein Kurztrip nach Berlin möglich ist, ob sie lieber fortziehen sollen, ob sie einen neuen, besseren Partner suchen sollen und so weiter und so weiter. Unsere Vorfahren dachten eher: Es ist, wie es ist. Sie hingegen fühlen den Druck dessen, was man alles tun könnte oder schaffen müsste. Früher war der Feierabend ein Feierabend und der Sonntag ein Sonntag; heute bekommen Sie die Mails vom Chef auch an Heiligabend. Es gibt keine sicheren Orte mehr, wo wir wissen: Da kann ich einfach sein. Unter dem Kreuz Jesu ist ein sicherer Ort. Die Beziehungen sind unsicher geworden; also müssen sie ständig „gerettet“ werden. Wird die Ehe halten oder ist sie nicht schon längst vorbei? Und die Zukunft? Die zieht uns nicht mehr an. Alle haben nur noch apokalyptische Bilder von der Zukunft. Die Vergangenheit haben wir auch verloren. Aufklärung und Fortschritt, auf die wir einmal stolz waren, sind nun beschmutzt von Ausbeutung und Unterdrückung. Es gibt keine Helden mehr. Das sichere Gefühl: ich habe einen Anker in der Welt, das ist weg. Jederzeit kann das Virus kommen oder der Krieg. Was bleibt? Das Kreuz. Das Kreuz Jesu ist das Einzige, was still dasteht. Groß und hoch. Unverfügbar. Das wahre Kreuz kann sich keiner nehmen. „Heilig“ bedeutet ja genau das: Es gehört keinem. Keinem außer Gott. Der Sonntag gehört Gott. Die Zeit gehört Gott. Ihre Seele gehört Gott. Keiner darf sie sich nehmen. Dieses Fest heute feiert das Unverfügbare. Das, wo es keine Moden gibt, keinen Druck, keine Erwartungen. Vor dem erhobenen Kreuz muss nichts besser, schöner, schneller werden. Unter diesem Kreuz sind Sie verbunden mit denen, die vor Ihnen waren und denen, die nach Ihnen kommen. Mit allen, die alle Hoffnung auf Christus setzen. Unter dem Kreuz sind Sie nicht allein. Da müssen Sie nichts tun. Innere Verbundenheit mit Ihm, das genügt. Sich anziehen lassen von diesem Kreuz. „Wenn ich am Kreuz erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen.“ Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
Predigt am 14. September 2023 in Esselbach