Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Gedächtnis der Schmerzen Mariens

15/09/2023 


Die Predigt zum Anhören

Gedächtnis der Schmerzen Mariens
Predigt in Oberndorf am 15. September 2023

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Achtsamkeit. Gegen Ausgrenzung sein. Für die Schwachen sein. Mit denen, die anders sind. Nächstenliebe. Solidarität… Gerade in der Kirche wird gerne so getan, als bestünde ein echtes Interesse am anderen. Tut es nicht! Wer sich wirklich für einen anderen Menschen interessiert, der schaut sich auch seine Schmerzen an. Alles andere ist Bierzelt oder Cocktailparty. Oder, um modern zu sein, Instagram.

Und Sie? Sind Ihnen die Schmerzen des anderen gleich? Lästig? Werden Sie hilflos? Werden Sie ärgerlich? Oder traurig? Können Sie mit einem Traurigen traurig sein?

Von Schmerzen will keiner etwas hören. Von den Schmerzen der Missbrauchten wollte keiner in der Kirche hören. Man sagt: „Es ist alles so lange her, lassen Sie’s endlich gut sein!“ Nach einem Todesfall sollen die Trauernden sich wieder einkriegen. Vier Wochen reichen doch. Sie sollen auch keine schwarzen Kleider tragen; die erinnern einen ja an den Tod! Liebeskummer ist eh lächerlich. Tränen um ein Haustier auch. Angst vor dem Krankenhaus geht den Arzt an, nicht die Mitchristen. Und so weiter. Der heutige Tag „Maria Schmerz“ zwingt uns regelrecht, auf einen anderen Menschen und sein Weh zu schauen: Maria und ihre Schmerzen.

Die Tradition unserer Kirche liebt die Zahlen: Zehn Gebote, vier Evangelien, sieben Sakramente, sieben Schmerzen Mariens…

Maria empfindet den Schmerz der dunklen Vorahnung, als Simeon ihr prophezeit, ihr werde ein Schwert durch die Seele dringen. Das sagt er ihr, als sie ihr Baby im Arm hält!

Maria kennt den Schmerz der Angst und der Heimatlosigkeit, als sie vor Herodes fliehen muss.

Sie kennt den Schmerz der Eltern, die ihr Kind vermissen und es tagelang suchen. Sie kennt den Schmerz der Entfremdung, wenn ihr Sohn sie zurückweist.

Sie kennt den Schmerz jener Begegnungen, wo man für den anderen nichts tun kann: ihr Sohn, der das schwere Kreuz trägt, blickt sie an. Und sie ihn.

Sie kennt den Schmerz der Eltern, die sehen müssen, wie ihnen das Kind stirbt. Sie kennt den Schmerz des letzten Abschieds, als sie Jesus ins Grab legen.

Wozu diese Schmerzen? Die Lehre des Glaubens antwortet trocken: für unsere Erlösung. Warum die Erlösung so gehen musste, über den Schmerz, können wir allenfalls ahnen. Vielleicht weil kein Zeichen der Liebe kraftvoller ist? Das eigene Leben für andere hingeben, für andere Schmerzen ertragen: Mehr kann ein Mensch nicht tun. – Jesus konnte doch nicht einfach nur reden. Er musste seine Worte einlösen mit dem eigenen Leben. Das unterscheidet ihn von den großen Schwätzern der Geschichte, Lenin, Hitler, Stalin und die ganze Bande.

Sie wissen, was das Kreuz ist? Ein Folterinstrument. So war es gedacht. Das Kreuz war nicht zu feiern. Insofern haben Goethe und alle Kindergärtnerinnen Recht, die sagen: Das Kreuz kann man den Menschen nicht zumuten, Kindern schon gar nicht.

Wir sind da anders. Wir wurden gerettet durch Schmerz. Also gehen wir hin. „Stabant juxta crucem.“ – „Sie standen unter dem Kreuz“, die paar Frauen und der junge Apostel Johannes. Machen Sie das einmal, stellen Sie sich unter das Kreuz. Halten Sie aus neben Maria.

Wir blicken das Kreuz an; wir schauen den Schmerz an. Den der anderen und den eigenen. Was sehen wir beim Kreuz? Einen Menschen, der leidet und Menschen, die bei ihm bleiben. Maria ist bei ihm geblieben. Seine Schmerzen wurden ihre Schmerzen. Wer behauptet, ihm liege etwas an den Menschen, kann die Schmerzen der andere nicht ausklammern.

Es gibt viele Kreuze, beinahe so viele wie Menschen. Menschen leiden, alle sterben. Nicht alle so schrecklich wie der am Kreuz, aber es gibt viele Situationen, wo es plötzlich sehr ähnlich wird. Sehr ernst. Sehr einsam.

Aber was von den Menschen als Qual gedacht war, wird ein Trost. Wer jetzt Angst hat und auf dieses Kreuz schaut, der erinnert sich: Jesus hat dort gelitten, das stimmt. Aber das war nicht das Letzte. Er ist auferstanden von den Toten.

Maria war dabei: am Kreuz, im Schmerz. Den Glauben hat sie dort nicht verloren. Sie ist wirklich die, von Elisabeth prophetisch sagte: „Selig bist du, weil du geglaubt hast.“ Sie war dabei und hat geglaubt. Das hält sie durch.

Für uns, als unsere Mutter.

An unserer Stelle, wenn wir selbst es nicht können.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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