Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu 2023

15/06/2023 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Ich weiß, warum die Religion so vielen Menschen auf die Nerven geht: weil die Religion einen Anspruch erhebt. Dabei hat der Partner ja auch schon Ansprüche, berechtigte. Die Kinder haben Ansprüche. Die Chefin, der Staat, die Umwelt und die Völker, von denen wir lange Zeit dachten, sie gingen uns nichts an. Jetzt geht uns auf, dass die Leute in Afrika doch etwas von uns wollen, mit Recht.

Und auch noch Gott. Gott will z. B. etwas von unserer Zeit. Das ist der Sinn des Sonntags: Gott etwas von der Lebenszeit zurückgeben, die er uns geschenkt hat. Und Christus will etwas von uns: dass wir unsere Feinde lieben, dass wir das Reich Gottes verkünden, dass wir vor den Kranken nicht davonlaufen. Und unser Herz.

Das ist das Blöde am Christentum: Mit der Erledigung von ein paar Pflichten ist es nicht getan. Unser Glaube fordert die Begegnung mit Christus. Das „Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu“ räumt mit der Illusion auf, Gott sei nur eine Art Beobachter. Oder ein Helfer, der mal hilft, mal nicht. Am Ende ein Richter, der ein paar Sachen abfragt und gut ist. Hat Frau Soundso jemanden umgebracht? Nein. Hat sie anderen geholfen, ab und an? Ja. Hat sie Kinder großgezogen? Ja. War sie ihrem Mann treu? So ziemlich. Okay, passt, Himmel! Mit so einem Gott lässt sich einigermaßen leben. Wie aber, wenn Gott fragt: Wann hast du mir dein Herz geschenkt?

Am Herz-Jesu-Fest geht uns auf, leise und brutal, dass das, was wir tun ein Herz trifft. Es wird persönlich.

Christus beobachtet mich nicht neutral, er nimmt sich meine Taten zu Herzen. Wie wird es Christus gehen, wenn ich das und das tue? So ist das.

Aus den Evangelien wissen wir, dass Jesus Freunde hatte, dass er andere liebte, zornig werden konnte, Angst haben und weinen konnte. Er hatte also offenkundig ein Herz. Was aus diesem Herzen wohl geworden ist? Sie erinnern sich: Christi Himmelfahrt bedeutet, dass die menschliche Natur Christi in die Welt Gottes erhoben wird. Zur Rechten Gottes, in der Majestät sitzt nun vor den Augen der Engel ein Mensch. Also auch ein Herz. Damit ist Gott verletzbar. Was wir tun, trifft in das Herz Jesu.

Macht dies das Leben einfacher? Gewiss nicht. Wenn es nur um Job, Fußball, Saufen, Frauen flachlegen geht, ist es einfacher. (Ich kenne Burschen, die so leben.) Wenn ein Pfarrer oder eine Pastoralassistentin Ihnen erzählt, das Leben werde einfacher, wenn man an Gott glaubt: lassen Sie sie stehen. Es sind Dummschwätzer. Mit Gott, mit Christus wird das Leben schöner, intensiver, wahrer… aber nicht leichter.

Warum sollen wir uns trotzdem auf dieses Fest einlassen? Weil wir in einer herzlosen Zeit leben. Welche junge Frau will einen „herzensguten“ Mann? Welche Eltern erziehen das Herz ihrer Kinder? Welche Firma will einen Mitarbeiter, der gütig, gut, warmherzig ist? Ein Politiker darf pöbeln und lügen, aber darf er Herz zeigen? Die Kälte wird regelrecht kultiviert. Was geschieht auf Tinder anderes? Wisch nach links, ein Mensch weg; man kann sich ja nicht mit jedem Idioten befassen. Gott kann das. Für welchen Momente leben Sie? Für den köstlichen Moment, wo man an das Herz eines anderen rührt? Wo sich ein Herz dem anderen Herzen öffnet? Oder für den Moment, wo Firmen-Prämie steht?

Wir brauchen ein Herz, alle, aber das heutige Fest ist sogar von der Kirche vergessen. Die feiert den Valentinstag mit mehr Einsatz. Kommt ja besser in der Zeitung.

Das Herz Jesu. Schauen Sie genau hin. Da war doch der Soldat mit der Lanze… Hat sich die Wunde geschlossen? Ist sie vernarbt? Alles gut? Nein, sagt dieses Fest: Die Wunde bleibt. Wir leben mit einer offenen Wunde. Aus der, sagt die Liturgie, die Sakramente der Kirche entspringen. Für mich ist die Kirche vor allem dies: Taufe und Eucharistie. Diese beiden Sakramente aber kommen aus dem Herzen Jesu. Das Wasser der Taufe kommt aus dem Herzen Jesu: Sagt das jemand den Eltern, die ihr Kind in die Kirche bringen? Die Kirche lebt von einer offenen Wunde, nicht von vagen, kraftlosen Gefühlen. Dieses Fest bringt zusammen, was wir so gerne auseinanderhalten würden: Schmerz und Liebe. Und Sie wissen es: Der Schmerz läutert die Liebe. Er macht sie stark. Unsere Schmerzen können zu etwas gut sein. Liebe ist nicht einfach da. Sie muss gestaltet werden. Das bedeutet: Glück und Wunden.

Ihr Herz soll am Ende Ihres Lebens nicht wie eine Dörrzwetschke sein. Es soll groß sein. Ein Abgrund an Liebe. Der in den Abgrund des Herzens Jesu stürzt.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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