Fronleichnam 2023 – Hochfest des Leibes und Blutes unseres Herrn Jesus Christus
Fronleichnam 2023 – Hochfest des Leibes und Blutes unseres Herrn Jesus Christus Predigt in Tiefenthal am 11. Juni 2023 Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Sagen Sie nicht „heiliges Brot“, wenn es um die Kommunion geht. Das bringt nichts. Einmal, weil „heilig“ allein nicht hilft. Nicht wenige Menschen haben heute einen Sinn dafür, dass viele Dinge der Schöpfung „heilig“ sind: Pflanzen, Tiere, Steine… Andere denken sich: blöde Esoteriker. Wieder andere sind sicher, dass Schalke heilig ist oder die Eintracht. „Heilig“ zu sagen bringt also nicht viel. Hinzukommt: Hauptwort (Substantiv) sticht Beiwort (Adjektiv). „Heiliges Brot.“ Da merken Sie sich vor allem das Hauptwort „Brot“. Dann bedeutet Fronleichnam aber: Die Katholiken tragen irgendwie Brot durchs Dorf. Das wäre komisch. Und langweilig. Der springende Punkt an Fronleichnam (das auf das Letzte Abendmahl zurückgeht) ist ja, dass es eben kein Brot ist, was wir da in die Monstranz geben. Es sieht aus wie Brot, schmeckt wie Brot, aber tief im Inneren ist jetzt, nach der Wandlung, der Leib Christi. Wir tragen (vorsichtig gesagt) Christus durch NN. – Das ist das Wunder der Messe: eine radikale Veränderung. Das ist der Sinn des seltsamen Namens „Fronleichnam“. Er bedeutet im alten Deutsch: „Leib des Herrn.“ Was wir hinaustragen in die Straßen, ist also kein nettes Symbol, sondern eine verstörende Behauptung. Wir behaupten vor aller Welt: Er ist da! Christus. In der Hostie. Mir ist lieber, die Leute, die uns sehen, greifen sich an den Kopf als dass sie gähnen. Nur so sind wir auf der Linie Jesu. Im Evangelium heißt es: „Viele seiner Jünger, die ihm zuhörten, sagten: Was er sagt, ist unerträglich!“ Wenn wir „heiliges Brot“ über die Gasse tragen, werden die Leute sagen: „Okay, wenn ihr meint…“ Schielen Sie nicht nach Beifall, halten Sie die Spannung aus, wenn Sie durch Ihr Dorf gehen. „Er ist da. In der Monstranz.“ Denken Sie das einfach mal und schauen, was es mit Ihnen macht… Mache ich es kompliziert? Nein. Ich will verstehen und Ihnen helfen zu verstehen. Alle Fachleute klagen: Die Katholiken wissen nichts mehr von ihrem Glauben. Das will ich ändern. Ich bin sicher: Wer sich auskennt im Glauben, der hat auch Freude am Glauben. Unser katholischer Glaube ist nicht absurder Quatsch, sondern sinnvoll, stimmig. Zweitens. „Das ist mein Leib.“ Was heißt das? Heißt das soviel wie: „Das bedeutet meinen Leib“? Ist die Hostie bloß ein Symbol? – Mal ehrlich, was ist Ihnen lieber? Wenn der Mensch, den Sie ins Herz geschlossen haben, Ihnen eine Rose schenkt, Symbol der Liebe? Oder wenn er Sie wirklich liebt? Eine symbolische Liebe braucht keiner. Das Fronleichnamsfest berührt den Punkt, der Katholiken, Protestanten und Reformierte (das sind z. B. die Calvinisten) unterscheidet. Letztere sagen: Die Hostie ist nur ein Symbol, in Wahrheit ist Christus woanders. Im Himmel oder in der Gemeinde. Wir hingegen hören, was Jesus sagt: „Nehmt und esst, das ist mein Leib.“ Wir nehmen Jesus wörtlich. Die Reformierten können nach dem Gottesdienst die Hostien aus dem Kelch an die Hühner verfüttern. Wir geben sie in die goldene Monstranz und beten an. Warum? Weil Jesus kein Mann der frommen Zeichen war, sondern echt. Fronleichnam passt einfach zu Ihm. Weihnachten: Gott wird Mensch. Ein Baby, das in die Windel scheisst. Echt. Karfreitag: Jesus stirbt elend am Kreuz. Echt. Ostern: Jesus ersteht von den Toten. In seinem Leib, nicht nur als Idee. Echt. Fronleichnam: „Wirkliche und wesenhafte Gegenwart Jesu unter den Gestalten von Brot und Wein.“ Wortlaut des Dogmas. So echt wie Ihre Häuser, an denen wir vorbeigehen. Wir haben einen Glauben, der über fromme Sprüche und gute Ideen radikal hinausgeht. Unser Glaube betrifft die ganze Realität: Leib und Seele. Politik und Messe, die Armen und die Engel. Letzter Punkt. Messe zusammen mit den Protestanten und Reformierten? Wie soll das gehen? Ich frage es mich immer und immer wieder. Wir beten in jeder Messe für den Papst. Protestanten können das nicht. Das Papstamt ist für sie eine Irrlehre. Protestanten können nicht für die Toten beten, sie können nicht die Heiligen verehren, sie können nicht die Hierarchie der Kirche nennen, Bischöfe, Priester und Diakone, weil sie alles das ablehnen, vom Fürbittgebet bis zur Priesterweihe. Die Protestanten und Reformierten behandeln die Hostie mit Respekt – solange der Gottesdienst geht. Wir beugen die Knie und beten an. Auch dann noch, wenn alle längst nach Hause gegangen sind. Aber liebt Jesus nicht alle Menschen gleich? Wohl. Jesus ist für alle gestorben. Wenn es in den Wandlungsworten wörtlich heißt „für viele“, ist gemeint für alle. Weil Jesus da ein Wort der Propheten zitiert, das auf alle Völker abzielt. Das muss man mitdenken. Also kann doch auch ein Muslim mit uns die Kommunion empfangen! – Ich weiß nicht. Es macht mich stutzig, dass Jesus nur die zwölf Apostel dabeihatte, als er das Letzte Abendmahl feierte, noch nicht einmal seine Freunde Maria, Martha und Lazarus. Gibt Ihnen das nicht zu denken? Ist es nicht so, dass die Kommunion auch ein Bekenntnis ist? Wenn die Kommunionhelferin Ihnen die Hostie zeigt und sagt: „Der Leib Christi!“, dann antworten Sie: „Amen!“ – Übersetzt: „Ja, das ist es.“ Das ist ein Glaubensbekenntnis! Das der Muslim nicht geben kann, weil er nicht an Christus glaubt. Das alles ist das Zweitwichtigste. Viel wichtiger: Ihre Kommunion ist eine Begegnung mit Christus. Auch die Prozession heute. Sie bekommen nicht ein komisches Plätzchen, sondern IHN. In dem Moment, in dem Sie die Hostie empfangen, begegnen Sie dem Herrn der Welt, dem Sohn Gottes, Ihrem Heiland. Sie müssen wirklich achthaben, dass in diesem Moment in Ihrem Inneren etwas geschieht… Er ist da. Wie ein Freund, der still neben dir sitzt. Wie ein Freund, der dich anschaut und alles weiß, dich aber nicht verurteilt. Er ist da, in der Hostie, voller Liebe für jeden hier. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
Predigt in Bischbrunn am 08. Juni 2023