Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Hochfest der Dreifaltigkeit

03/06/2023 


Die Predigt zum Anhören

Hochfest der Dreifaltigkeit
Predigt in Esselbach am 03. Juni 2023

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Warum gibt es Sie hier? (Ich meine nicht: Wie sind Sie zustande gekommen? Die Mann-, Frau-, Storch- oder Reagenzglas-Sache interessiert mich nicht.) Also, warum gibt es Sie? Warum gibt es überhaupt etwas? Warum ist etwas?

„Wozu sind wir auf Erden?“ Auf diese Frage gibt der Katechismus (das ist die Zusammenfassung der Lehre unserer Kirche) folgende Antwort: „Wir sind auf Erden, um Gott zu erkennen und zu lieben, / nach seinem Willen das Gute zu tun / und einst in den Himmel zu kommen“ (Youcat). Dazu gibt es uns. – Das glaubt allerdings kein Mensch mehr. Außer mir. Deswegen frage ich Sie noch einmal anders: Wie sehr gibt es Sie? Wie echt sind Sie? – Klingt komisch, aber jeder hier kennt das: Man fühlt sich halb, ausgebremst, nicht echt; man spürt, dass man weniger wird.

Ich will es Ihnen an einem Beispiel erklären. Das Beispiel ist NN.

NN ist hier. Aber nur hier. NN kann nicht gleichzeitig vor dem Fernseher sein. Gott hingegen… ist überall zugleich. Gleich intensiv. Im Inneren der Sonne genau wie drunten am Main

NN hat 100.000 Möglichkeiten. Er kann Bäcker werden, Fußballprofi, Postbote, Pirat oder Bürgermeister; eine Frau kann er wahrscheinlich nicht werden (obwohl manche das heute anders sehen). Da ist schon die erste Einschränkung. Noch eine Einschränkung: NN muss heute leben, er kann nicht im Mittelalter leben. NN kann nach links gehen oder nach rechts, die Haare schön haben oder grauslig… Er hat alle Möglichkeiten. Davon wird er aber nur einen ganz kleinen Teil verwirklichen. Jede Entscheidung, die wir treffen, schließt 100 andere Möglichkeiten aus.

Sie alle, NN und ich, wir sind ein Mix aus Halbheiten, Unklarheiten, Möglichkeiten, aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wir sind dies und das; wir sind aber vieles auch nicht, was wir sein könnten. Kurz: Es gibt uns nicht sehr.

Gott hingegen… ist Alles. Weltall und Atom. Und zugleich all dies nicht. Gott ist nicht mal so, mal so, er ist immer gleich. Gott ist nicht früher und auch nicht später und schon gar nicht irgendwann. Gott ist das Immer-Jetzt. Gott ist ohne Anfang. Gott ist. In Gott ist kein Zögern, kein Warten, kein Prüfen, keine Alternative: Gott ist eine einzige Tat. Gott ist die dichteste Energie, die sich denken lässt – und noch darüber, über das Denken hinaus. Die Energie einer Atombombe ist ein Hauch dagegen. Gott ist die wirkliche Wirklichkeit. Gott ist hunderttausendmal wirklicher als NN. Gott ist die Realität.

Und NN gibt es nur, weil Gott ihn hält. Ewig denkt Gott den NN. Würde Gott aufhören, NN zu denken, fiele der ins Nichts.

Was feiern wir heute? Das „Hochfest Gottes“? Nein. Das „Hochfest der Dreifaltigkeit“! „Gott“, das haben alle anderen auch. Vater, Sohn und Heiligen Geist haben nur die Christen. Dreifaltigkeit bedeutet: Eins in drei. Und drei in eins. Das ist nicht zu denken. Deswegen sagen viele: „Unsinn!“ Ich mache es anders. Ich frage. Ich frage: Wie kommt man auf solchen „Unsinn“? Wie kommt die Kirche darauf, den dreifaltigen Gott zu verkünden? Sehr einfach: wegen der Bibel. Da beginnt es mit Andeutungen, Nebensätzen, einzelnen Worten und endet in den Evangelien mit der Verkündigung des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Ein Gott in drei Personen. Die Kirche beginnt nachzudenken – und verkündet eines Tages feierlich das Credo. „Gezeugt, nicht geschaffen … Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott… der Geist, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht…“ Und da ist es kein Unsinn mehr, sondern die Erklärung des Universums.

Der Urgrund der Welt ist die Beziehung. Vater, Sohn, Geist. Das wiederum ist das Letzte Wort zu Ihren Ehen, Partnerschaften und Gemeinden. Beziehung ist das Wichtigste. Das Menschlichste. Weil es auch das Göttlichste ist.

Die Schöpfung (die wir Menschen ruinieren) kommt aus dem Dreifaltigen Gott. Aus ihm kommt auch das Wort: die Hl. Schrift, die Lehre, der Rat, jedes Wort Jesu und Jesus selbst. Aus dem Dreifaltigen Gott kommt auch der Geist: alles Verstehen, alle Dynamik, alle Begeisterung, aller Sinn. Aus dem Dreifaltigen Gott kommt die Erlösung. Das Große Aufatmen. Ewige, jubelnde Anbetung.

Wir Menschen haben zwei Dinge: die Sprache und das Tun. Mit diesem Festtag können Sie nicht mehr sagen: „Es ist ein Gott“, – wenn Sie nicht sofort hinzufügen: „…in drei Personen.“ Sie dürfen nicht mehr sagen: „Es sind drei“ – wenn Sie nicht sofort mitdenken: „aber ein Gott.“ Beides zusammen. Noch besser geht es für unseren armen Kopf nicht. „Drei Flammen einer Liebesglut“ – solche Bilder haben wir, mehr nicht.

Aber wir Menschen sind nicht nur Sprache, wir sind auch Tat. Dieses Fest sagt: Die entscheidende Bewegung, die alles entscheidende Tat ist der Schritt von der sichtbaren Welt zum Unsichtbaren. Weil die unsichtbare Welt wirklicher ist als die sichtbare.

Sie stecken alle in einem Alltag. In einer Welt, die sich aufspielt. Wenn Sie ein wehes Knie haben, tut der Schmerz, als sei er die Mitte der Welt. Wenn hinter Ihnen ein Kind quengelt oder Sie im Stau stehen, flüstert das alles, dieser ganze Mist: Ich bin die Wirklichkeit! Dann können Sie antworten: Aber Gott ist noch wirklicher. Gott ist die Wirklichkeit.

Deswegen können Sie, wenn Sie ein Brot schneiden, die ganze Schöpfung mitdenken. Wenn Sie mit der Familie am Tisch sitzen, können Sie denken: Das alles, diese lieben Nasen, sind Geschöpfe, bestimmt, Kinder Gottes zu werden. Oder Sie schauen sich selbst im Spiegel an – und flüstern: Du bist erlöst. In dir wohnt der dreifaltige Gott.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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