Gründonnerstag 2023
Gründonnerstag 2023 Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Da war also zuerst diese Fußwaschung; dann irgendwann brach Jesus das Brot auseinander und gab es den Aposteln. Und dann? Haben alle geschwiegen? Waren sie nachdenklich und verlegen? Oder haben sie gleich wieder geplaudert? Wer waren die Wortführer, wer hörte nur zu? Und wer hat etwas kapiert? Keiner, denke ich. Jesus war an jenem Abend der einzige, der wusste, was dies alles bedeutet. Alle anderen sollten es erst später verstehen. Es braucht Zeit zu verstehen (deswegen ist es so wichtig, dass die Kinder diese Tage erleben). „Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch.“ Nach dem Mahl. Wir denken uns nichts dabei. Würden wir bedenken, wie lange das dauert vom Brechen des Brotes bis zum Schluck aus dem Kelch, würde es uns ganz anders werden. Denn was geschieht, wenn der Leib vom Blut getrennt wird? Der Mensch stirbt. „Nehmt und esst, das ist mein Leib.“ Und dann, viel später erst: „Nehmt und trinkt, das ist mein Blut.“ In dem Raum dazwischen stirbt Jesus, – und die um ihn herum ahnen nichts. In jeder Messe stirbt Jesus. Und ist dennoch der Auferstandene. Es geht beim Letzten Abendmahl ganz bestimmt nicht um gemütliche Gemeinschaft. Es geht um den Tod. Jesus ahnt seinen Tod nicht nur, er akzeptiert ihn nicht nur: Er erlebt ihn, innerlich. Jetzt, an diesem Abend gibt Er sich hin. Er verschenkt sich total. „Nehmt und esst, das bin ich.“ Jetzt kann Er kann nichts mehr zurücknehmen. Das Kreuz beginnt heute Abend. In jeder Messe sind wir am Kreuz dabei. Ein Abend voller Zeichen. Können diese einfachen Männer verstehen? Schon die Fußwaschung werden die Zwölf kaum verstanden haben, was dann folgt noch weniger. Aber sie werden sich erinnern – und diesen Abend immer und immer wieder vergegenwärtigen, weil sie ahnen: Das war das Wichtigste. An diesem Abend aus Liebe wurden wir gerettet. Wir und die ganze Welt. Jede Messe ist Erinnerung an jenen Abend. – Die Priester sind dazu da, an das Letzte Abendmahl zu erinnern. Deswegen wird am Gründonnerstag auch die Einsetzung des Priestertums gefeiert. Und wozu das alles? Wozu alle diese Zeichen und Erinnerungen? Damit wir verstehen, nach und nach. Die Kirche, das sind die Menschen, die nach und nach verstehen, wieviel Liebe da ist. Und wie sehr wir Liebe brauchen. Wie ist das mit der Liebe? Die Liebe dient, klar. Egoismus ist das Gegenteil von Liebe. Liebe gibt sich hin. Liebe ohne Hingabe ist bloß ein Schlager-Text. Aber wie weit geht Hingabe? So weit, dass der andere von dieser Liebe leben kann. Vielleicht verstehen die Mütter das am besten. Mütter geben von ihrem eigenen Leben; die Kinder leben vom Leben ihrer Mutter. Jahre lang. Hingabe, das geht nicht ein bisschen. Das geht nicht bloß ein-, zweimal. Liebe geht aufs Ganze. Jeder weiß das. Die meisten fürchten das. Jesus nicht. Er gibt sich hin. Ganz. So sehr, dass wir von ihm leben können. Unsere Seele lebt von Jesus. Oder sie stirbt. Liebe, die bis zum Ende geht, ist das Einzige, was den Wahnsinn dieser Welt aufhält. Dieser Welt, die sich Gott aus den Händen windet, sich Ihm entfremdet. Das macht Jesus wieder gut. Deswegen stirbt er. Von heute Abend bis morgen „um die neunte Stunde“. Zum Schluss. Manchmal macht Liebe einsam. Darin bewährt sie sich. Liebe muss sich bewähren. Am Ölberg ist Jesus allein. Die, die er gebeten hat mitzukommen, schlafen ein. Die Apostel geben auf. Sie geben Ihn auf. Er hat ihre Hoffnungen nicht erfüllt. Der Messias, wie sie sich ihn wünschten, war nicht gekommen. Jesus war nicht der Messias, sondern nur ein hinfälliger Mensch, so dachten sie. Nun liegen sie da und schlafen. Enttäuscht, niedergeschlagen, verwirrt, wie betäubt in ihrem Unwissen. Die schlafenden Apostel, die knorrigen Ölbäume und Farne und Zedern, die Nachtlaute, der fallende Tau und das Sirren der Insekten. Niemand hört, wie Jesus betet. Später werden sie verstehen. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
Predigt in Trennfeld am Main am 6. April 2023