Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Karfreitag 2023

07/04/2023 


Die Predigt zum Anhören

Karfreitag 2023
Predigt in Trennfeld am Main am 7. April 2023

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Warum das alles? Darauf gibt es verschiedene Antworten, kein Wunder; seit 2000 Jahren denken Menschen über diesen Tag nach. Ohne die Auferstehung wäre die Antwort leicht: Jesus hat Pech gehabt, ist gescheitert. Kann man traurig finden oder schade oder sinnlos. Ein Tod wie Milliarden andere. Aber was soll das Kreuz, wenn dann die Auferstehung kommt?

Warum das Kreuz? Ich für meinen Teil lebe mit dieser Antwort: Das alles geschieht, weil uns einer liebt. Dieses Kreuz ist ein Zeichen für Liebe. Wie weit einer für mich geht, sehe ich nicht an den Pralinen, die er mir schenkt, sondern daran, ob er bereit ist, für mich etwas auszuhalten. Das Kreuz zeigt, dass da einer ernst macht mit der Liebe. Und das ist es doch, was man mit der Liebe tun soll: ernst machen.

Andere Zeiten hätten vielleicht gesagt: Beim Kreuz geht es um Gerechtigkeit. Also um Konsequenz, auch um Strafe. Jesu trägt, was andere verdient hätten.

Ich denke nicht, dass es Gott vor allem um Strafe und Gerechtigkeit geht. „Gott ist die Liebe“, sagt das Evangelium. Also geht es immer um Liebe. Besser gesagt: Es geht darum, dass die Liebe zwischen Gott und den Menschen unmöglich geworden war; es eigentlich immer noch ist. Oder lieben Sie Gott?

Es geht um den „Schiffbruch dieser Welt“. Menschen bauen Mist. Gewaltigen Mist. Eigentlich alle, irgendwann, irgendwo. So werden die Menschen Gott fremd, und Gott wird den Menschen fremd. Was kann Entfremdung heilen?

Wenn Sie die ganze Mühsal, den ganzen Schrecken der Weltgeschichte und der Beziehungsgeschichten und der Zerstörung des Planeten und, und, und zusammennehmen, die Dummheit und Bosheit aller Zeiten, und dann den guten Gott dazu denken, wird Ihnen klar: Das geht nicht.

Kommen Sie mir jetzt nicht mit Erdbeben und dem bösen Gott. Die Leute bauen Städte am Abhang eines Vulkans und beschweren sich dann über Gott, wenn der Vulkan ausbricht. Sie schnallen sich nicht an, weil anschnallen unmännlich ist und beschweren sich bei Gott, wenn das Auto sich überschlagen hat. Wir sollten alle ein bisschen nachdenken, bevor wir Gott die Schuld geben. Manchmal, manchmal sind wir Menschen einfach selbst schuld. Wir wählen Politiker, die Mist bauen. Wir, nicht Gott. Aber wir klagen Gott an. Der Hunger in der Welt ist nicht die Schuld Gottes. Kinderarbeit und Kindersoldaten sind nicht die Schuld Gottes. Kindesmissbrauch ist die Schuld der Priester.

Jesus klagt Gott nicht an. Jesus schreit eine Frage. „Warum hast du mich verlassen?“ Das ist etwas ganz anderes. Mehr fragen, weniger anklagen!

Jesus klagt den Vater nicht an. Wieso nicht? Jesus ist doch nicht kalt ist oder dumm. Jesus ist einsam vor Gott. Vor Gott, der nicht antwortet, der nicht tröstet, nicht stärkt, nicht wegnimmt. Welcher Gott ist das? Welcher Gott bleibt, wenn die Namen Gottes und die Vorstellungen von Gott nicht mehr stimmen? Wenn die Gottesbilder zerfließen wie billiges Wachs? Was bleibt, wenn der Glaube nicht mehr trägt und da nur noch die ungeschönte, elende Wahrheit über mich selbst auftaucht?

„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Achten Sie auf die Worte, die Jesus wählt! Der Gott, den die Menschen anbeten oder nicht anbeten, von dem sie dieses sagen oder jenes, der Gott hat Jesus verlassen.

Jesus sagt aber nicht: „Vater, warum hast du mich verlassen?“ Der Vater bleibt. Und die Liebe Jesu bleibt. Das Kreuz macht die Liebe echt. Jesus hält aus im Dunklen. Das ist der Punkt: Liebe, die im Dunkeln aushält. Wer zu schnell ins Positive flieht, der zimmert Illusionen. Die, die immer positiv denken, sind Trickser. Jesus trickst nicht am Kreuz. Er leidet. Und er liebt.

Der Vater sieht die Liebe des Sohnes. Das Kreuz ist unwiderlegbar. Die Liebe Jesu macht alles wieder gut. Wegen dieses einen Menschen, Jesus, hat Gott Hoffnung für alle Menschen. Wegen dieses einen Jesus vergibt er allen anderen. Uns. Das Kreuz erlöst die Berge, Wälder, Ozeane und Wüsten, Gestirne und Galaxien und alle Menschen, alle, die es jemals auf dieser Erde gab.

Für viele ist die Liebe ein Gefühl, das vergeht. Oder nur noch eine Erinnerung. Oder eine Floskel. Für viele ist die Liebe nur etwas für die Jungen. Die Alten trauen der Liebe nicht mehr. Deswegen können sie sich gar nicht vorstellen, dass die Welt ohne diese Liebe wirklich verloren wäre.

Es geht nicht um die Lehre Jesu. Mit der Lehre Jesus lebt man richtig. Fertig. Das Kreuz zeigt uns, dass da viel mehr ist als eine Lehre. Liebe ist so viel mehr als gute Ratschläge. Die Liebe Jesu macht alles gut. Alles, was wirklich wichtig ist im Leben.

Und was hat es genützt, das Kreuz? Die Menschen sind ja nicht besser geworden seit jenem ersten Karfreitag. Die Menschen bleiben schwach, töricht oder boshaft. Daran ändert der Karfreitag nichts. Aber der Ausgang, der ist für immer verändert. Wissen Sie, was Jesus am Ende fragen wird? „Was nützt mein Blut, wenn ich Dich verurteile, Dich, den ich selbst gerettet habe?“ Und Er wird uns freisprechen, wenn wir unter seinem Kreuz stehen und ihn anblicken.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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