Montag, 27. Juni 2022, 13. Woche im Jahreskreis
Montag, 27. Juni 2022, 13. Woche im Jahreskreis Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes „Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester.“ Und diese Nester machen mega viel Arbeit. Schauen Sie manchmal Tierfilme? Ein Mordsgetue, bis das Nest endlich steht, das struppige Ding. Er hat nicht nur keinen Ort, wohin er sein Haupt legen kann, der Menschensohn, er hat auch keine Arbeit mit der Wohnung oder dem Haus. Wenn es hell wird, kämmt er sich und zieht weiter. Wissen Sie schon ganz genau, welche Folgerungen Sie aus dem Wort des Herrn ziehen? Mir geht mehr und mehr auf, wie falsch es ist, Jesus festzulegen. Seine Worte treiben einen in alle Richtungen, in Nebenräume, auf Plätze, in Tiefen, in Höhen; ich spüre nur: Mein Leben passt nicht zu Seinen Worten. Aber es will dorthin. Wie kann einer, der gerade versucht, einen Umzug zu organisieren und Kiste um Kiste packt, wie kann der es überhaupt wagen, über dieses Evangelium zu predigen? Antwort: Es muss sein. Weil es mein Job ist, schon deshalb. Der Priester, nein, der Christ steht täglich vor dem Gericht des Evangeliums. Viele tun, als hätten sie nie gehört… Also weiter. Wie ist das, wenn man keinen Ort hat, wohin man sein Haupt legen kann? Man ist frei. Ist das schön, so frei zu sein? Man ist arm. Das sind viele. Viele haben keinen Ort, wo sie sich niederlassen können. Keine Heimat. Wer solchen Ort nicht hat, ist ein Fremder. Ist Jesus das also: ein Fremder? Ist das der Grund, weshalb wir auf ihn aufmerksam werden? Weil er nicht von hier ist? Wo ist die Heimat Jesu? Wer keinen Ort hat, keinen Bau, kein Nest, kein Haus, der ist allein. Wo kann er sich anhalten? Wo hält Jesus sich an? Und Sie, wo halten Sie sich an? Klammere ich mich an Bücherwände und alte, liebe Bilder? Und Sie? Haben Sie einen Ort, wohin Sie Ihr Haupt legen können? Haben Sie vielleicht sogar zwei? Und wie liegt Ihr Haupt da? Ruhig? Aber wo ruht Ihre Seele? Sind Sie sicher, dass Sie diesen Ort immer haben werden, den Ort, wo Ihr Haupt ruht? Allein, frei, fremd, heimatlos… Sind Sie all das nie? „Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester, der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.“ – Was ja offensichtlich so nicht stimmt, nicht buchstäblich. In Nazareth hatte Jesus doch sicher ein Haus, dann, später, war er zu Gast in den kleinen und großen Häusern anderer; er hatte Freunde und Bewunderer. Er war kein Obdachloser wie die hier. Also muss dieses Wort von den Höhlen und Nestern im übertragenen, im weiteren Sinne gemeint sein. Vielleicht geht es darum: Wer keinen Ort hat, „wohin er sein Haupt lege“, der ist auf sich selbst zurückgeworfen. Und das ist gut so. Wer keinen Ort hat, ist beinahe gezwungen, sich selbst zu entdecken. Die Entdeckung des Ich. Das ist etwas ganz anderes als die Erweckung, Bestätigung und Befriedigung der eigenen Gelüste. Es geht um eine Art der Heimatlosigkeit, der Armut. Diese aushalten führt dazu, dass man sich selber fühlt, auch mit allem Negativen, was in einem ist. Schmerz, Trauer, Ratlosigkeit sind ja in uns allen. Jesus läuft vor dem nicht davon. Er flüchtet nicht in falsche Sicherheit (denn was ist schon wirklich sicher?), er flüchtet auch nicht in die Arbeit. Ich kenne Menschen, die arbeiten bis zur völligen Erschöpfung. Warum? frage ich mich. Diese ungeheure Anstrengung gibt ihnen eine Art Sicherheit. Die Sicherheit, etwas getan zu haben, das Richtige getan zu haben, mitgehalten zu haben, andere motiviert zu haben, das Bestehende gesichert zu haben. Sicherheit wie Zement. Diese Art von Sicherheit hat Jesus nicht. Wer sich zu Tode arbeitet, trifft nie sich selbst. Jesus, der nichts hat, ist ganz bei sich – und tut ja trotzdem, was zu tun ist. Wer wirklich wissen will, was mit ihm los ist, wo er steht, der soll die Momente entdecken, in denen er nichts hat, wohin er sein Haupt legen kann, kein Nest und keine Höhle. Die Momente, in denen er allein ist, fremd, heimatlos, untätig in den Augen der Welt. Wenn man nichts hat und nichts erwartet und durch die Langeweile hindurchgeht, gelangt man woandershin. Und nur dann. Viele Menschen haben hier viel, alles – und gelangen… ja, wohin? Jesus hat hier nichts – und gelangt woandershin. Zum Vater. Das ist sein Weg. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören