Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Hochfest Johannes des Täufers

26/06/2022 


Die Predigt zum Anhören

Hochfest Johannes des Täufers,
Patron der Schloss- und Pfarrkirche, des Dorfes Mailberg und des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens.

Mailberg, Samstag, 25. Juni 2022, 18 Uhr – Malteserkirche, Sonntag, 26. Juni 2022, 16 Uhr

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Was war dieser Täufer? Johannes war ein Promi. Die Leute strömten in Scharen zu ihm hinaus an den Fluss. Der König unterhielt sich immer wieder mit ihm, – und der Täufer sagte selten was Nettes! Johannes war – alle spürten das – ein großer Mann. Noch mehr: Jesus selbst nennt ihn „den Größten unter den vom Weibe geborenen“.

Gleichzeitig sagt Johannes von sich selbst: „Ich bin es nicht wert, Jesus die Schuhriemen zu lösen.“

Größe und Wertlosigkeit: Eine erstaunliche Mischung.

Vor der Bedeutung, die Johannes für diese Kirche hier hat, für die Mailberger Schloss- und Pfarrkirche, für den Ort Mailberg, für den Souveränen Malteser-Ritter-Orden und für die weltweite, katholische Kirche, vor alldem ist es doch naheliegend zu fragen: Könnte es nicht sein, dass wir von diesem Mann etwas lernen müssen? Ist der Täufer mit dieser Mischung aus Stolz und Zurücktreten nicht ein Vorbild für alle Christen?

Sie erinnern sich doch an das, was Sie selbst sagen, kurz vor der hl. Kommunion, im Anblick der Hostie, die Ihnen der Priester zeigt? Sie sagen, Messe für Messe: „Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehest unter mein Dach.“

„Ich bin es nicht wert.“ – „Ich bin nicht würdig.“ Das sind Kernsätze.

Johannes, der letzte, der größte aller Propheten. Und Sie, die in Ihrer Taufe zu Priestern, Königen und Propheten gesalbt wurden. Zu Priesterinnen, Königinnen, und Prophetinnen. Und gleichzeitig dieses… Eingeständnis? Bekenntnis? „Ich bin nicht viel wert. Nicht würdig.“

Wie bekommt man diese Mischung hin, als Mann zumal? Die Mischung aus Stolz und Demut? Ganz einfach: indem man es versucht. Indem man ernst nimmt, was man selbst redet.

Das tun allerdings die wenigsten. Alle sprechen diese Worte der Messe nach, aber die meisten denken in Wahrheit: „Ich bin ebenso viel wert! Ebenso viel wie dieser Jesus.“ Erschrecken Sie nicht, ich habe Recht. Die meisten Menschen begegnen Jesus auf Augenhöhe. Sie sagen ihm: „Nein, heute gehe ich nicht mit der Prozession. Ich bleibe lieber mal im Bett. Nein, ich habe nichts zu beichten. Du willst in mein Haus kommen? Bitte, gern. Stört dich ja nicht, wenn der Fernseher weiterrennt.“ In der Art wie die Leute Jesus begegnen (z. B. bei der Krankenkommunion) ist gar nichts von Dankbarkeit oder Vertrauen oder Achtung.

Ich bin sicher, der richtige Weg ist es, beides nebeneinander zu halten: Stolz und Demut. Eines allein geht schief. Wer nur sagt: „Ich bin nicht würdig“, wird ein verklemmter Schleicher. Wer nur sagt: „Ich bin der Hauptmann. Ich bin der größte der Propheten“, der wird größenwahnsinnig. Arrogant.

„Ich bin es nicht wert…“ – Solche Sätze erregen Unmut. Die Kirche, die den Menschen nicht aufkommen lässt! Die Kirche, die vom schlechten Gewissen und der Angst der Menschen lebt: tausende Leserbriefe dieser Art. Ich könnte jedes Mal speien. Am liebsten würde ich sagen: Wunderbar, wenn der Mensch nicht aufkommt! Ich habe tiefes Misstrauen gegen Menschen, die unbedingt aufkommen wollen. Putin ist so einer. Wenn ich mir den Zustand der Welt ansehe, weiß ich gar nicht, wie man ernstlich denken kann, der Mensch sei super und es gebe keine Schuld. Weder der Krieg in der Ukraine noch die Klimaveränderung sind einfach so gekommen, sondern weil Menschen Entscheidungen getroffen haben. Sehr wahrscheinlich schuldhafte Entscheidungen! Vor diesem Hintergrund ist die Überzeugung „Ich bin okay, super. Ich bin mindestens ebenso gut wie der“, einfach unrealistisch. Illusorisch.

Worum geht es am Fest unseres Patrons? Um Größe und um Bescheidenheit. Stolz und Demut. – Demut bedeutet für mich Realismus. Der Demütige schätzt sich selber richtig ein; sich und sein Gegenüber: „Ich bin nicht würdig.“

Die Worte des Momentes vor der hl. Kommunion kommen, Sie wissen es alle, aus dem Evangelium. Der, der sie zum ersten Mal sprach, war… ein Soldat! Ein Hauptmann. Ein Mann, der gewohnt war, Befehle zu erteilen. Kein Nerd, kein bittgöttischer Kopfhänger. Der Hauptmann weiß um sich und er weiß um Jesus. Und zu was führt das? Zu was führt das Wort „Ich bin nicht würdig“? Zu großem Vertrauen. Oder wie sonst sollte Johannes der Täufer Jesus begegnet sein? „Ich bin es nicht wert, Dir die Schuhriemen zu lösen“, das ist in meinen Augen ein Wort der Bewunderung und des Vertrauens. „Ich bin nicht würdig, aber sprich nur ein Wort, und alles wird gut.“ Das ist Vertrauen! Und das ist es, was Jesus entzückt. Nicht die Zerknirschung, sondern die Einsicht, das Vertrauen und schließlich der Stolz dieser Männer.

Stolz ist wichtig. Gerade jetzt, wo alle meinen, man müsse die Ideale tief hängen, damit es leichter wird; damit es für alle wird. Ist die Kirche für alle? Nein. Sie ist für die Besten! In dieser Gesellschaft wird jedes Ideal, jede Forderung als Zumutung empfunden. Also muss das Ideal weg. Bloß nicht auf etwas Besseres hinarbeiten!

Diese Haltung ist falsch. Wir müssen Stolz und Ehre haben und Demut.

Sie erinnern sich an den Song, wo es heißt: „Ein Fuchs muss tun, was ein Fuchs tun muss.“

Seien Sie einfach groß und demütig. Beides.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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