Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Hochfest der Geburt Johannes des Täufers, 24. Juni 2022

24/06/2022 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Ist der Souveräne Malteser-Ritter-Orden ein hochmütiger Orden? Arrogant?! Gute Frage. Mal überlegen. Erstens: Stolz ist okay, Arroganz ist dumm. Zweitens: Alle korrekten Orden sind hochmütig. In Österreich gibt es nichts Hochmütigeres als die alten Klöster und Stifte. Ein rundlich lächelnder Hochmut, aber jede Geste sagt dir: „Wir waren schon immer da!“ Das Hochmütigste, das ich je hörte, kam allerdings aus dem Mund eines französischen (!), Pariser (!) Dominikaners. Der erklärte uns bei Tisch, seine Socken klaue er prinzipiell. Er habe schließlich Größeres zu tun, als vor einer Kaufhaus-Kassa zu warten. Intellektuelle können sehr dumm sein.

Ist also der Souveräne Malteser-Ritter-Orden hochmütig? Und wenn ja, tut das etwas zur Sache? Für einen Papst vielleicht, für mich nicht. Auf jeden Fall beruft sich der Orden doch auf den, den der Heiland selbst „den Größten unter den vom Weibe geborenen“ nennt: Johannes den Täufer. Dieser Mann sagt aber von sich selbst: „Ich bin es nicht wert, Ihm die Schuhriemen zu lösen.“ Größe und Wertlosigkeit: Finden Sie diese Mischung nicht erstaunlich? Könnte es nicht sein, dass sich hier eine Piste für Ihr eigenes Leben auftut? Sie erinnern sich doch an das, was Sie selbst sagen, kurz vor der hl. Kommunion, im Anblick der Hostie, die Ihnen der Priester zeigt? Sie sagen, Messe für Messe: „Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehest unter mein Dach.“ – „Ich bin es nicht wert.“ – „Ich bin nicht würdig.“ Das sind Kernsätze.

Johannes, der letzte, der größte aller Propheten. Und Sie, die in Ihrer Taufe zu Priestern, Königen, Propheten gesalbt wurden. Zu Priesterinnen, Königinnen, und Prophetinnen. Und gleichzeitig dieses… Eingeständnis? Oder Bekenntnis? „Ich bin nicht viel wert. Nicht würdig.“ Wie bekommt man diese Mischung aus Stolz und Demut hin? Indem man es versucht. Indem man es ernst nimmt.

Das tun allerdings die wenigsten. Alle sprechen diese Worte nach, aber die meisten denken in Wahrheit: „Ich bin ebenso viel wert! Ebenso viel wie dieser Jesus.“ Erschrecken Sie nicht, ich habe Recht. Die meisten Menschen begegnen Jesus auf Augenhöhe. Sie sagen ihm: „Nein, heute gehe ich nicht in die Messe. Ich bleibe lieber im Bett. Nein, ich habe nichts zu beichten. Du willst in mein Haus kommen? Gerne. Stört Dich ja nicht, wenn ich weiter Fernsehen schaue.“

Beides beieinander halten. Eines allein geht schief. Wer nur sagt: „Ich bin nicht würdig“, wird ein verklemmter Schleicher. Wer nur sagt: „Ich bin der Hauptmann. Ich bin der größte der Propheten“, der wird größenwahnsinnig. Arrogant.

„Ich bin es nicht wert…“ – „Ich bin nicht würdig…“ Diese Sätze erregen regelrechten Ingrimm. Die Kirche, die den Menschen nicht aufkommen lässt! Die Kirche, die nicht aufhören kann, die Menschen schuldig zu sprechen; die Kirche, die vom schlechten Gewissen und der Angst der Menschen lebt: tausende Leserbriefe dieser Art. Am liebsten würde ich sagen: Wunderbar, wenn der Mensch nicht aufkommt! Ich habe tiefes Misstrauen gegen Menschen, die unbedingt aufkommen wollen. Putin ist so einer. Trump. Wenn ich mir den Zustand der Welt ansehe, weiß ich nicht, wie man ernstlich denken kann, alle seien okay. Weder der Krieg in der Ukraine noch die Klimaveränderung sind einfach so gekommen, sondern weil Menschen Entscheidungen getroffen haben. Sehr wahrscheinlich schuldhafte Entscheidungen. Vor diesem Hintergrund ist die Überzeugung „Ich bin okay, super. Ich bin mindestens ebenso gut wie der“, einfach falsch. Unrealistisch. Illusorisch.

Worum geht es am Fest unseres Ordenspatrons? Um Größe und Bescheidenheit. Um Stolz und Demut. Demut bedeutet für mich nichts anderes als Realismus. Der Demütige schätzt sich selber richtig ein; sich und sein Gegenüber: „Ich bin es nicht wert.“ – „Ich bin nicht würdig.“ Die Worte des Momentes vor der hl. Kommunion kommen, Sie wissen es alle, aus dem Evangelium. Der, der sie zum ersten Mal sprach, war ein… Soldat. Ein Hauptmann. Ein Mann, der gewohnt war, Befehle zu erteilen. Kein bigotter Kopfhänger.

Der Hauptmann weiß um sich und er weiß um Jesus. Und zu was führt das? Zu was führt das Wort „Ich bin nicht würdig“? Zur Dankbarkeit. Zu großem Vertrauen. Wie sonst sollte Johannes der Täufer Jesus begegnet sein? „Ich bin es nicht wert, Dir die Schuhriemen zu lösen“, das ist ein Wort der Bewunderung und des Vertrauens. „Ich bin nicht würdig, aber sprich nur ein Wort, und alles wird gut.“ Das ist Vertrauen! Und das ist es, was Jesus entzückt. Nicht die Zerknirschung, sondern die Einsicht, das Vertrauen und schließlich der Stolz dieser Männer.

Stolz ist wichtig. Es gibt keinen Grund, römischen Beamten gegenüberzutreten wie schüchterne Rekruten oder vornehm resignierte Höflinge. Wenn Jesus seine Apostel nicht zu Kammerdienern und Obergefreiten macht, wird der Papst das auch mit den Ordensrittern nicht tun. Stolz ist wichtig. Gerade jetzt, in einer Zeit, wo alle meinen, man müsse die Ideale tief hängen, damit es leichter wird; damit es für alle wird. Ist der Orden für alle? Nein. Er ist für die Besten! In der modernen Kultur wird jedes Ideal als Zumutung empfunden. Es bedroht die narzisstische Selbstgefälligkeit des Menschen, also muss es weg. Bloß nicht auf etwas Besseres hinarbeiten. Diese Haltung ist falsch. Wir müssen Stolz und Ehre haben! Diese Tugenden sagen einem: Du bist etwas! Darum kannst die Herausforderungen annehmen.“ So müssten die Ritter ihren Gegnern gegenübertreten.

Sie sind tadellose Damen und Herren. Sie sind fabelhafte Helfer. Aber Sie sind miserable Theologen. Lernen Sie endlich, endlich den Unterschied zwischen dem Gehorsam des Kasernenhofs und dem Gehorsam des Ritters. Das ist jetzt überlebenswichtig! Befreien Sie sich aus dem selbstgezimmerten Käfig. Solange Sie alles gutheißen müssen, alles, was Rom entscheidet, aus lauter Angst, andernfalls bei den Linken zu stehen, solange sind Sie gefangen. Handlungsunfähig. Jetzt aber müssen Sie handeln! Glauben Sie einem alten Landpfarrer: Die Ritter und die Damen des Ordens werden niemals links sein. So wie ein Schimmel nie schwarz wird. Seien Sie einfach groß und demütig. Beides.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Johannesgasse 2 - 1010 Wien - Österreich | T: +43 1 512 72 44 | E: smom@malteser.at

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