Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Lange Nacht der Kirchen, 10. Juni 2022

10/06/2022 


Die Predigt zum Anhören

Lange Nacht der Kirchen, 10. Juni 2022
(Lesungen vom Montag der 10. Woche im Jahreskreis)

(Lesungen vom Montag der 10. Woche im Jahreskreis)

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Schöner Text, nicht wahr, diese Seligpreisungen? Das wäre eine wundervolle Welt, wenn alle so leben würden. Aber die Seligpreisungen sind völlig unrealistisch; leider nur ein schöner Traum. Schade. Politik machen nach der Bergpredigt: Das wäre Wahnsinn. Ein Leben nach den Seligpreisungen? Wir sind doch bitte keine Heiligen! Wir sind ganz normale Frauen und Männer, die mitten im Leben stehen. Wir sind nicht abgehoben. Abgehoben zu sein, das fürchtet die katholische Funktionärin heute mehr als die Sünde.

Und so wird man die Worte Jesu ganz schnell wieder los. Rilke-Gedichte für melancholische Herbsttage, die Matthäus-Passion für ein wenig Einkehr am Karsamstag, romanische Kapellen in Burgund für ein wenig Erhabenheit und die Bergpredigt für den guten Menschen in uns. Bestimmt wird sogar Putin weich, wenn er hört: „Selig, die arm sind vor Gott.“ – Zum Speien.

Ich will mich stören an diesen Worten Jesu. Sie sollen mich blamieren vor mir selbst, mich anstoßen, mich entmutigen und mich herausfordern. Nur das scheint mir zu dem Mann zu passen, der diese Worte gesprochen hat dort auf dem Berg. Ich will sie nicht einbauen in ein sicheres System. Die Malteser-Ritter und die Damen des Ordens wollen diese Worte doch leben! Wenn das von vornherein ausgeschlossen ist, dann ist Jesus selbst eine Unmöglichkeit; dann ist das Reich Gottes nur ein Traum. Und die Kirche nur eine kuriose oder schändliche Institution. Die Seligpreisungen und edles Bedauern („ach, leider zu ideal für diese Welt“): Das bewirkt nichts. Die Seligpreisungen und Mut. Das ändert alles.

Mut ist das Übersetzungsprogramm für diese acht Seligkeiten.

„Selig, die arm sein können vor Gott.“ Einer, der nur auf Gott vertraut und nicht auf sich selbst, nicht auf Tricks und Strategien und Versicherungen, der braucht doch Mut, oder?

„Denn sie werden Gott schauen.“ Wissen Sie, dass der, der Gott anschaut, vergeht? Wissen Sie, dass die Gestalten des Alten Testaments, die in die Nähe Gottes geraten, um Hilfe rufen? Gott zu begegnen, braucht Mut.

„Selig, die Trauernden.“ Sich ablenken ist leicht. Zocken, Alkohol, Aktien, Sex, Twitter und Tinder: alles leicht. Traurig sein und aufrecht bleiben, die Traurigkeit dieser Welt anschauen und weiter hoffen: Das braucht Mut. Und keine Gewalt anzuwenden, braucht Mut, denn die, die Gewalt anwenden, werden dir in die Fresse hauen. Sich für Gerechtigkeit einsetzen und Frieden stiften, das ist nichts für Feiglinge. Das beginnt im Klassenzimmer und endet auf dem Sterbebett. Wie soll die Umgestaltung der Welt gehen ohne Mut?

Denn es geht ja um die Neugestaltung der Welt. Und, ja, ich weiß, dass wir das seit 2000 Jahren versuchen und immer wieder scheitern. Und immer wieder neu anfangen. Weil wir … ja, was? Weil wir überzeugt sind und mutig.

Wir glauben an eine höhere Gerechtigkeit. Die siegen wird über die Schufte dieser Welt, über Krankheit und über Menschen, die uns verlassen. Wir glauben. Das macht uns nicht naiv, sondern klarsichtig. „Selig, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott schauen.“

Wir sind nicht unverletzlich, gewiss nicht. Aber wir sind sicher, auf der richtigen Seite zu stehen. Die acht Seligpreisungen definieren die richtige Seite. Das ist nicht immer gleich die Seite der Gewinner. Aber auf lange Strecke gesehen, eben doch. Welcher Vollidiot der Geschichte, welche finstere Verbrecherin ist geblieben? Sie sind alle fort.

Christus ist noch immer da.

Auf der richtigen Seite zu stehen, reicht aber nicht. Man muss der richtigen Seite zum Sieg verhelfen.

Judith, die wunderschöne Frau des Alten Testamentes, geht ins Lager der Feinde, die ihr Volk ausrotten wollen. Sie macht den Feldherrn geil und betrunken. Dann schlägt sie ihm den Kopf ab. Israel ist gerettet. „Selig, die Frieden stiften.“

Manchmal ist die Situation aussichtslos. Keiner, kein einziger traut sich, gegen die Philister und Goliath-Superheld zu kämpfen. Alle haben Angst. David nicht, der Bub, der sich noch nicht einmal rasiert. Er macht neue Regeln und verändert das ganze Spiel. Plötzlich kommt es nicht mehr auf Waffenarsenale an, sondern auf Geschicklichkeit. Und Mut. Eine Kinder-Schleuder statt des Schwertes: Man muss nur darauf kommen. Und sich trauen. Jesus, der acht Mal sagt: „Selig, die…!“, weiß längst, dass Er siegen wird. Nicht die anderen.

Es geht! Man kann sich in die Propaganda der Diktaturen hacken und der Öffentlichkeit die wahre Lage vor Augen führen. Ein einziges Sandkorn kann die Waage zum Kippen bringen. Und es wichtig, dass es kippt. Die anderen wollen, dass es bleibt, wie es ist: fein für sie. Die moderne Welt taugt ihnen. In der müssen sie nichts wissen vom echten Leben. Ein Wunsch? Zack, geliefert. Wer der Mensch ist, der da läutet, das Paket vor die Tür legt und wieder verschwindet, ob er arm ist vor Gott oder ein reines Herz hat oder dürstet nach Gerechtigkeit: Wurst. – Ein unerfreuliches Bild auf dem Screen? Wischen, weg. Und der Algorithmus schickt nur noch hübsche Bilder. Dieses System muss kippen!

Wir sind im Kippen, Gott sei Dank. Diese Welt gleitet hinein in das Reich Gottes. Entgegen allen Statistiken und Erfahrungen.

Woher kommt der Mut? Aus dem festen Glauben. Aus dem Glauben an sich selbst. An eine Aufgabe. An ein Ziel. Einen Sinn.

Aus dem festen Glauben an Christus: Daher kommt der Mut.

Mut, Stärke ist eine Gabe des Heiligen Geistes. „Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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