Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Pfingsten 2022 – Öffnung

05/06/2022 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Was tun, wenn etwas verschlossen ist, abgesperrt, zu? Ganz einfach: Treten Sie die Tür ein! Schütteln Sie die Verschlossenen durch, bis sie aufmachen. Manchmal braucht es Feuer und Schwert und Brausen vom Himmel her. Wo alles zu ist, verschlossen, abgesperrt, da geht nichts weiter ohne den Sturm der Liebe oder das Schwert des Wortes. Sie erinnern sich an den Hebräerbrief: „Lebendig ist das Wort Gottes, kraftvoll und schärfer als jedes zweischneidige Schwert“ (4,12). Pfingsten bedeutet: Schluss mit der gezähmten Kirche!

Meine Wahrnehmung: Verschlossenheit. Überall. Sie macht diese Zeit aus. Wie viele kennen Sie, denen Sie weiten Geist zusprechen würden? Wollen Sie solche Menschen überhaupt um sich: Frauen und Männer mit weitem Geist? – Oder: Wie finden Sie Zugang zum verschlossenen Herzen eines Kindes? – Oder: Wie nehmen Sie die Kirche wahr? Offen, zu offen, nicht offen genug? Oder geschlossen? Ich nehme die Kirche so wahr: offen für alles Mögliche, aber geschlossen für den echten Glauben, offen für Ideen, aber nicht für Gott. Welche Bedeutung hat GOTT in den Diskussionen des Synodalen Weges? – Und die Politik? Die Globalisierung (die man ja als eine Art weltweite Öffnung verstehen konnte) hat sich innerhalb einer Woche selbst rausgekegelt. Eine Überschrift dieser Tage: „Europa schottet sich ab.“ Aus guten Gründen, oder? Keine Abhängigkeiten mehr! Also auch kein Austausch mehr. Ende der Offenheit. – So auch in der Gesellschaft: Haben Sie schon mit Esoterikern diskutiert? Über Engel und Energien und so? Die Esoteriker haben alle Geheimnisse des Lebens gelöst; sie kennen sich aus. Wozu da noch offen sein? – Oder die Beziehungen. Eine echte Beziehung? Lieber nicht; Spaß und Renommee reichen, wahre Liebe braucht es nicht. Die geht nämlich nicht ohne Offenheit.

Oder die Religion. Die mag nützlich sein für den Zusammenhalt der Gesellschaft und die Erhaltung der Kultur. Aber echter Glaube? Sich einlassen auf das Wort Gottes? Da ist die Türe gleich zu. „Dazu hören wir dich ein andermal“, sagen die kultivierten Bürger zu Paulus, als er von der Auferstehung der Toten spricht.

Verschlossene Türen. Die Jünger hatten sich verkrochen, um ihr Leben gezittert, in ständiger Furcht vor Denunziation und Verhaftung als Kollaborateure eines Aufrührers. Und jetzt gehen sie vors Haus und reden. Öffentlich. Mutig.

„Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt.“ – „Plötzlich“ und „heftig“: Beides verbindet kein Mensch mit der Kirche. Alles an der Kirche ist gemächlich, vorsichtig, absehbar, geregelt. Aber ist das nicht gut so? Brauchen wir das nicht jetzt, Ruhe und Verlässlichkeit? Mag sein, dass manche es brauchen. Nur, wie kann man dann Pfingsten feiern? – Pfingsten ist für die einen das Lieblingsfest, für die anderen geradezu traumatisch – Chaos! Anarchie! – und für die dritten gesichtslos. Zungen wie von Feuer, Sprachen-Wunder, Heiliger Geist, was soll das sein? Ein Feuilleton-Fest?

Ja, was soll das sein, Pfingsten? Ich behaupte: Öffnung. Türen gehen auf, Herzen gehen auf. Offene Herzen, dann offene Worte. Und wie geht das? Mit Gewalt. Oder, wenn Ihnen das lieber ist, mit gewaltiger, freundlicher Kraft. Und so geht es in die Zukunft. Pfingsten ist ein gewaltiger Aufbruch.

Manche haben genau davor Angst. So viele Aufbrüche… und viele davon führten uns in sumpfiges Fieberland. Da bleibt man lieber, wo man ist. Ich verstehe das, aber behaupte: Die Situation ist verfahren; die unlösbaren Probleme sind sesshaft geworden; alle haben Angst. Wird da der Aufbruch nicht die große Hoffnung? So könnten Sie Pfingsten verstehen!

Aufbruch allein ist schlimm, stimmt. Nachts das Haus verlassen und alleine in den Wald gehen: nicht einfach. Manche können noch nicht einmal alleine essen gehen. Aber dieser Aufbruch hier? Ist doch der Aufbruch einer Gemeinschaft. Wir sind in Sicherheit. „Ich bin bei euch alle Tage…“

Pfingsten ist beides: ein Abenteuer und ein Versprechen. Warum Abenteuer? Weil Geist, Heiliger Geist zumal, immer Abenteuer ist. Denken, Suchen, Fantasie, Erkennen, Verstehen, auch Nicht-verstehen (das ja seine eigene Schönheit hat), Liebe, Treue: Alles das ist Geist. Geist haben Kinder und Erwachsene. Ungebildete Leute und gebildete Leute. Frauen und auch Männer. Musiker und Physiker. Und Weinbauern. Engel sind Geist. Geist muss Ihnen keine Angst machen. – Auch wenn der Geist nicht zu steuern ist. Nicht von uns. Oder wollen Sie ernstlich den Geist Gottes steuern? Sie wissen doch: Es gibt das, was nicht zu steuern ist, was überrascht, was Fragen in den Raum stellt. Und das Leben schön macht.

Es gibt Pfingsten. Damit wir die Kirche wieder anders sehen. Als das Beunruhigende in der Welt. Als das, was die Welt öffnet.

Das ist der Grund, warum die Kirche allem in dieser Welt überlegen ist. Weil sie so beginnt: Mit dem Brausen und Feuer des Heiligen Geistes.
Weil ihr Anfang immer bleibt.
Weil sie nie erstarrt.
Weil sie Treue ist und Abenteuer.
Weil sie jung ist und schon alles gesehen hat.
Weil sie sich bewegt, aber nicht wankt; vorwärts geht, aber nicht vergisst. Weil sie lebendig ist, wo alles andere in dieser Welt sich verschließt.
Was ist der Heilige Geist? Der Öffner. Der Lebendig-Macher

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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