Montag der siebten Osterwoche, 30. Mai 2022
Montag der siebten Osterwoche, 30. Mai 2022 Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Männer mit Selbstbewusstsein. Checker. „Jetzt wissen wir!“ Jetzt haben Sie’s drauf. Weil Jesus endlich den richtigen Ton gefunden hat. Jetzt spricht er nicht mehr „in Geheimnissen“. Männer mögen keine Geheimnisse. Männer mögen einfache, klare Dinge. – „Darum glauben wir, dass du von Gott gekommen bist.“ Damit haben die Männer sogar Recht. Trotzdem ist Jesus nur mittel beeindruckt. „Jetzt glaubt ihr? Die Stunde kommt (und sie ist schon da), in der ihr mich allein lassen werdet.“ Gläubige, die das Richtige glauben, – und deren Glaube dennoch nicht viel taugt. Er wird den Realitätstest nicht bestehen. Im Moment ist der Glaube nur eine Idee, die irgendwie gezündet hat. Und ein Lippenbekenntnis. Kurze Zeit später werden sie den im Stich lassen, der von Gott gekommen ist. Vielleicht, weil sie ahnen, dass Er sie gar nicht braucht für sein Werk. So könnte man den Verrat der Kirche an ihrem Herrn auch sehen… Dass die Apostel Jesus verlassen, ist ja nur menschlich bitter; zur Sache tut es nichts. Nur? Sie werden ihn verlassen, aber was tut Jesus? Erstaunliches. Jesus sagt ihnen die Wahrheit: über sich, den Vater, die Welt, über sie selbst – und macht ihnen Mut. „Habt Mut, ich habe die Welt besiegt.“ Habt Mut. Meinetwegen, nicht euretwegen. Jesus ist hier das Gegenüber der Kirche. Er ist Wahrheit und Wohlwollen. Was ist die Kirche heute? Auch beides? Oder nur Wohlwollen? Oder nur Wahrheit? Jesus ist auch die Fähigkeit, einen Weg alleine zu gehen. Ohne Zustimmung, ohne Solidarität. Kann das die Kirche auch? Können Sie das? Was werden die Männer zurückbehalten? Wenn es gut geht das Wissen, dass ihr Glaube nicht viel taugt. Auch an anderer Stelle wird ihnen Jesus auf den Kopf zu sagen: „Ihr Kleingläubigen!“ – Dabei kann Jesus den Glauben des Menschen durchaus bewundern. Mehrfach geschieht es, dass er Frauen oder Männer für ihren Glauben bewundert, für das grenzenlose Vertrauen, das sie in ihn setzen. Vielleicht ist das ja der wahre Glaube: das in Christus gesetzte Vertrauen. Und die Treue zu ihm. Schlussendlich waren 11 von 12 Aposteln treu. Sie kamen zurück, um zu bleiben. Wer prüft eigentlich unseren Glauben? Wird er überhaupt geprüft? Prüfen wir selbst unseren Glauben? Glaube ich wirklich? Glaube ich das Richtige? Kehre ich zurück, wenn ich untreu wurde? Prüft Christus meinen Glauben? An dieser Frage zeigt sich, ob ich wirklich an die Auferstehung glaube, ob ich wirklich an die Gegenwart Christi in der Kirche und in meiner Seele glaube. Ist Christus eine lebendige Instanz? Ich treffe wenige Menschen, die ihren Glauben prüfen. „Ich habe meinen Kinderglauben. Punkt.“ – „Ich glaube schon lange nicht mehr. Ist so.“ – „Ich habe meinen eigenen Glauben. Mit der Kirche habe ich schon lange gebrochen.“ Wo in diesem Komplex ist Christus? Beim eigenen Glauben? Bei der Kirche? Oder nirgendwo? Ich treffe Menschen, die gerne glauben würden; die um den Glauben beten. Aber keine Menschen, die Christus bitten, ihren Glauben zu richten. Sie beten „vermehre unseren Glauben“, aber nie „prüfe meinen Glauben!“ Dabei zeigt uns dieses Evangelium doch, wie fragwürdig der Glaube sogar der Apostel war. Das richtige Bekenntnis wohl, aber ein Glaube, der keiner Herausforderung standhält. Ein Glaube, der nur in den Ideen ist. Diese sind richtig, – mehr auch nicht. Jesus richtet den Glauben dieser Männer. Aber um ihretwillen, nicht um seinetwillen. Was er tut, ist vom Glauben dieser Männer völlig unabhängig. Es geschieht. Der Glaube rettet uns, nicht Gott. Gott muss nicht gerettet werden. Sein Wille soll geschehen, ja. Aber um unseretwillen, nicht um seinetwillen. Jesus braucht den Glauben der Menschen nicht. Der Jesus, den wir in diesem Evangelium erleben, ist, vergessen Sie das nicht, der sterbende Jesus. Wir hören seine letzten Worte. Der, der da auf seinen Tod zugeht und merkt, dass seine Freunde ihn weder verstehen noch ihm treu bleiben werden, der weiß: „Ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.“ Er hat die Treue des Vaters. Deswegen ist sein Tod schon jetzt überwunden; deswegen kann er sagen: „Ich habe die Welt besiegt.“ Das Leiden ist der Weg. Der Weg führt zur Verherrlichung durch den Vater. Die Jünger hätten gerne den kürzeren Weg, ums Leiden herum. Ich hätte den auch gerne, Sie auch? Leiden ist bei den Jüngern das, was weggedrängt werden muss, bei Jesus das, was bestanden werden muss. Und innerlich schon bestanden ist. Jesus weiß, dass er schon gesiegt hat. Könnten wir nicht auch so leiden? Mit dem Wissen, dass wir schon gesiegt haben? Dass wir längst in einer neuen Existenz stehen? Diese neue Existenz wird sogar beschrieben: Frieden. Die göttliche Gabe des Friedens. „Damit ihr in mir Frieden habt…“ Zum Leben in dieser Welt gehört das Leid. Der Friede wird im Kampf erworben. Jesus erwartet Mut und erwidert unseren Mut mit einem Versprechen: „Ich habe die Welt besiegt.“ Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören