Siebter Sonntag der Osterzeit (C), 29. Mai 2022
Siebter Sonntag der Osterzeit (C), 29. Mai 2022 Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Wozu sind Sie da? Warum sind Sie hier? Weil Sonntag ist? Weil Sie die anderen der Pfarre nicht im Stich lassen wollen? Weil es sonst nachher in der Wirtschaft nichts zu erzählen gäbe? Weil Sie Ihren Pfarrer supertoll finden? Warum sind Sie hier? Warum sind Sie überhaupt immer noch katholisch? Das Evangelium gibt die Antwort, mit der keiner gerechnet hätte. Wiedermal. „Damit die Welt glaubt.“ Deswegen sind Sie also hier: damit die Welt glaubt. „Alle sollen eins sein: wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie“ – Sie! – „in uns sein. Damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.“ Wir sollen eins sein, in Gott sein, damit die Welt glaubt. Woran? An Christus. – Jesus stellt nichts zur Auswahl. Er oder eben keiner. Natürlich hat das mit Ihrem Leben nichts zu tun. Das Evangelium geht am Leben vorbei. Das Pfarrcafé nicht, die Teamsitzung auch nicht. Was tun? Zwei Möglichkeiten. Die eine: Sie lassen das Evangelium einfach Evangelium sein. Die andere: Bekennen. Sie bekennen, gemeinsam, damit die Welt an Christus glaubt. Aber darf man das? Reden darf man, sogar daherreden. Aber bekennen? Eine Überzeugung? Natürlich darf man das. Auf Twitter machen das alle, sogar Bischöfe. Trotzdem hat das Bekennen keinen guten Ruf. „Jeder soll glauben, was er möchte. Mein Kind soll sich einmal selbst entscheiden.“ Das passt irgendwie nicht zum Bekennen. Die Eltern bekennen ihren Glauben, und das Kind überlegt mal…? Einfach das Glaubensbekenntnis zu sprechen, das erscheint vielen als irgendwie peinlich. Glaube ist peinlich. Engagement nicht. Sich nicht entscheiden ist total okay; Glaube ist irgendwie nicht okay. Höchstens dann, wenn man ihn für sich behält. Was ist das für ein seltsamer Deal, wenn die anderen uns sagen: Du kannst gerne glauben, – aber sprich nicht davon. Geh nicht in die Kirche! Bekenne nicht! Die meisten meinen: Jesus redet einfach. Gute Ideen, – wir haben dann die Wahl: mitmachen, nicht mitmachen. Auf die Idee, dass Jesus wollen könne, dass er von ihnen etwas wollen könne, kommen die meisten gar nicht. Das ist es, was den Kommunionkindern nur ganz schwer beizubringen ist: Jesus will etwas von dir. Dass es in der Kommunion darum geht, etwas mitzumachen, mit Christus, das kommt keinem in den Sinn. Aber Jesus macht keine Angebote. Sie machen Ihren Kindern ja auch keine Angebote. „Wasch dich – oder wasch dich halt nicht. Iss etwas – oder iss halt nichts.“ Sie wollen, dass ihre Kinder unter andere Kinder gehen, ihre Schulprüfungen bestehen, einen guten Job finden. Sie sind überzeugt, dass es Ihre Aufgabe ist und auch Ihr Recht, diese Dinge zu wollen und sie nicht bloß mal irgendwie vorzuschlagen. – Wie kommen dann die Leute auf die Idee, Jesus sei einer, der einfach ein paar gute Ideen in den Raum stellt und den Leuten sagt: „Nun seht mal, ob die euch gefallen. Vielleicht möchtet ihr mal mitmachen. Wenn nicht, auch gut.“ Die Sonntagsmesse ist kein Vorschlag. Sie ist eine Pflicht. Sie erleben alle die Unklarheit dieser Zeit. Was ist zu tun? Was ist jetzt das Wichtigste? Wie kann es gehen? Wir stecken zwischen Ratlosigkeit und Ausweglosigkeit und würden am liebsten die Decke über den Kopf ziehen. Was setzt das Evangelium dagegen? Einen klaren Willen. Taten. Jesus bittet den Vater. Das macht ja nur Sinn, wenn Gott handelt (Sie beten nicht mehr, weil Sie aufgehört haben zu glauben, dass Gott handelt). Jesus handelt auch selbst. Achten Sie einmal auf die Tätigkeiten, die in diesem Evangelium vorkommen: Glauben. Eins sein. Bei ihm sein. Wollen. Schauen. Erkennen. Kundtun. Jesus ist doch kein freundlicher Achselzucker! Er will, dass seine Leute eins sind. Dass sie glauben. Und zwar damit die Welt glaubt. Nicht irgendwas. Das Richtige. Er will, dass wir eins sind, damit die anderen an den wahren Gott glauben können. Sie hier sind der Grund für das Heil anderer. Ihr Handeln hat Konsequenzen für andere. Das gilt nicht nur in Umweltfragen (Ihr Fleischkonsum hat Auswirkungen auf die Amazonaswälder; wie viel Sie posten, hat Auswirkungen auf die Erderwärmung). Das gilt auch im Glauben. Wenn man annimmt (was die Bibel lehrt), dass der eigene Glaube Auswirkungen auf das ewige Heil anderer Menschen hat, dann wird es an dieser Stelle sehr ungemütlich. Tut mir leid. Priester, die Kinder missbrauchen, hindern andere daran, an Christus zu glauben. Klar. Zerstrittene Katholiken hindern andere daran, an Gott zu glauben. Auch klar? Wenn es in der Familie Spaltungen gibt oder im Dorf, ist allen klar: Das bedroht uns. Aber in der Kirche wird die Spaltung herabgespielt, indem die Leute sagen: Es ist doch eh alles eins, alles gleich. Überlegen Sie mal, warum Sie einig sind, eins, warum Sie zusammenhalten. Weil Sie Mailberger sind? Weil Sie Österreicher sind? Oder sind Sie einig, weil Sie sich alle zu Christus bekennen? Eins sein ist eine Entscheidung. Die Einheit ist ein Bekenntnis. „Damit die Welt glaubt.“ Das Ziel der Einheit ist der Glaube der Welt. Wann wird die Welt glauben? Wenn wir den Zölibat abschaffen und Frauen vor dem Weihealtar liegen? Nein. Wenn wir in Gott sind, dann wird die Welt glauben. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
Das Bekenntnis