Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Weißer Sonntag / Sonntag der Barmherzigkeit, 24. April 2022

24/04/2022 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Putin ist unschuldig! – Wie reagieren Sie jetzt? Unbehagen? Oder Empörung? Wenn behauptet wird: Putin hat keine Schuld.

Merkel ist unschuldig; die deutsche Sozialdemokratie auch; Sebi und Gernot haben sich nie etwas zuschulden kommen lassen; Millionen von Deutschen wurden betrogen, damals. Sie sind also auch nicht schuld. Ehebrecher und Ehebrecherinnen sind auch nicht schuld. Sie haben sich halt verliebt! Wer verliebt ist, hat keine Verantwortung. Und Kinder sind unschuldig. An schlechten Noten sind die Lehrer schuld. So denkt heute alle Welt. Die Mehrheit. Es braucht schon Kindesmissbrauch, damit in der Kirche von Schuld die Rede ist. Und auch das nicht prompt, sondern erst auf Druck und stückweise.

Wie kann eine solche Welt Ostern verstehen? Mir fiel heuer auf, so klar wie nie zuvor, wie sehr die Liturgie der Osternacht vom Thema der Schuld geprägt ist. Schuld – und Erlösung von Schuld. Befreiung. Die Freude der Vergebung. Ich bin schuld und mir wird vergeben: So geht Ostern. Die Auferstehung gibt es nicht ohne die Vergebung; die Auferstehung von den Toten ist eine Heilung. Ostern geht also gar nicht, wenn immer nur die anderen Schuld haben (jetzt halt der Putin); wenn wir nie die Täter sind, sondern immer nur die Opfer. Wo soll da die Freude an der Vergebung herkommen? Dem Apostel Thomas wird vergeben. Deswegen, dann erst kann er sagen: „Mein Herr und mein Gott!“

Die Osterbotschaft funktioniert nicht mehr, fürchte ich. Ist das schlimm?

Christus steht vor uns mit seiner Erlösung, – und wir sind geniert; lassen ihn achselzuckend stehen. Die Vergebung Gottes will ja gar keiner!

Erinnern Sie sich an das letzte Mal, wo Ihnen verziehen wurde?

Die Kirche steht vor uns (und jeder weiß, wie schuldig diese Kirche ist!), sie steht vor uns und sagt uns das Evangelium dieses Tages: „Allen, denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen.“ – „Ihr“, das sind die Apostel, die Bischöfe, die Priester. Die Leute hören es und greifen sich an den Kopf. Sie gehen weg. Da ist ja nirgendwo eine Sünde; was also wollen diese Apostel?

Gibt es in dieser Welt, im April des Jahres 2022, wirklich keine Schuld? Gibt es hier wirklich keine Sünde? Ein Vater, der seinem Buben der Glauben nimmt, sündigt schwer: meine feste Überzeugung.

Christus steht da. Die meisten Menschen lassen ihn stehen und gehen weiter. Ein paar wenige zögern; sie bleiben noch einen Moment. Aber sie stellen Bedingungen. Ihnen ist doch klar, dass Thomas hier Bedingungen stellt? „Wenn ich nicht…!“ Der Jünger stellt dem Meister Bedingungen, der Mensch Gott. Stellen Sie Gott auch Bedingungen?

Ahnen Sie jetzt die Verwirrung, die herrscht? Spüren Sie, dass da nichts mehr zusammenpasst? Dass falsches Denken zu falschem Leben führt und falsches Leben zu falschem Denken? Nehmen Sie die Verhärtung wahr? Können Sie noch frei atmen? Können Sie wirklich aufrecht stehen? Wie sollen wir da herauskommen? – Diese Frage stellt sich doppelt, sobald wir mit der Auferstehung konfrontiert sind, mit diesem radikal Neuem.

Wo landen Sie, wenn Sie sich wirklich auf das einlassen: Er lebt?

Ich erkenne nur eine einzige Lösung. Ich finde sie in diesem Evangelium. Was geschieht darin? Begegnung. Worte und Blicke. Das ist alles.

„Sieh meine Hände!“ Der auferstandene Jesus begegnet Thomas. Für einen Moment gibt es auf der ganzen Welt nur diese beiden Männer. Jesus spricht den Mann an, der ihm Bedingungen gestellt hatte. Er blickt ihn an. „Streck deine Hand aus und lege sie in meine Seite…“ In diesem Moment ändert sich alles; entscheidet sich alles: „Mein Herr und mein Gott.“

Sie können Gott Bedingungen stellen. Tun Sie nur. Aber irgendwann müssen Sie Gott auch anschauen. Ihn hören. Berühren. – Blicke und Worte. Begegnung.

Jesus weiß, was da abläuft. „Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig die, die nicht sehen und doch glauben!“ Jesus könnte so viel mehr sagen zum elenden Glauben dieses elenden Apostels. Er tut es nicht. Er sagt ihm: „Empfange den Heiligen Geist!“

Sagt Jesus Ihnen das auch? „Empfange den Heiligen Geist!“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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