Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Fest des hl. Evangelisten Markus, 25. April 2022

25/04/2022 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Sicher gibt es Fragezeichen in der Bibel. Aber nicht sehr viele. Viele Fragezeichen finden Sie dort, wo es allerhand zu sagen gäbe. Was man aber nicht sagen mag. Da retten sich die Menschen in Sätze mit Fragezeichen. Oder in die Ironie. Wo alles voller Fragezeichen ist, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Hoffentlich! Nicht sagen, nicht aussprechen, nicht beim Namen nennen: Das ist die Strategie vieler Menschen. So versuchen sie, irgendwie durchs Leben zu kommen.

Die Menschen der Bibel versuchen nicht, irgendwie durchs Leben zu kommen. Sie sind weder Mogler, noch Feiglinge, auch keine Salon-Existenzen. Die Menschen der Bibel kennen den richtigen Weg. Die Bibel nennt die Dinge beim Namen. Die Hl. Schrift kommt mit wenigen Fragezeichen aus, denn sie kennt letzte Wort längst. Genau deswegen ist die Bibel vielen Menschen verdächtig oder unerträglich.

Natürlich kenne ich den Verdacht, der gegen die Bibel und die Religion erhoben wird: Ideologie, frommer Schwindel, Opium fürs Volk usw. Ich rechne sogar mit der Möglichkeit, dass etwas daran ist. Aber diese Möglichkeit – Gott ist eine Erfindung des Menschen – diese Möglichkeit ist nur eine Option von mehreren. Ich entscheide mich für eine andere Option: Die Bibel ist wahr. Wort Gottes. Es gibt Gott.

Natürlich ist mir die Bibel gelegentlich unerträglich. Zu ernst, zu präpotent, zu menschlich. Dann schaue ich mir einen Film mit Katherine Hepburn und Cary Grant an. Der ist nicht ernst und nicht präpotent, sondern elegant; der ist auch nicht „menschlich“, sondern erfunden. Und geht gut aus.

Kommen wir zu Lesung des heutigen Festes. Fest des Evangelisten Markus. Der Mann hat die Hl. Schrift miterschaffen, ganz vorne dabei. Er war einer der allerersten Christen, eine Zeitlang Mitarbeiter des Apostels Paulus. An den Grabenkämpfen beteiligt. – Es war ja nicht so, dass die ersten Christen eine freundliche, friedliche, allzeit heitere Gruppe waren. Es gab Konflikte: unter ihnen, im Abendmahlsaal sozusagen und draußen vor der Tür. Die Welt gegen die Christen.

Die Analyse, die die Lesung erstellt, ist unerfreulich; die Strategie, die sie vorgibt, ist es auch. Die Lesung zum Fest spricht von Sorgen, Kampf, Leiden, Ertragen, Widerstand. Am liebsten schlüge man das Buch gleich wieder zu. Aber es stimmt ja: So ist das Leben. – „Beugt euch also unter die mächtige Hand Gottes.“ Was ist das: die mächtige Hand Gottes? Das ist das Leben selbst. Die Realität. Die schweren Zeiten. Die sind immer, damals und heute. 25. April 2022: Fest des Evangelisten Markus – und keine Lust zu feiern. Osterzeit – und kaum Hoffnung. Frühlingsaufbruch, – aber Erschöpfung. Sagen, was ist. Das hilft.

Denn was wollen Sie in der Kirche finden? Ablenker, Schönredner, Verharmloser, Varietékünstler? Wohl nicht. Wozu kommen Sie hierher? Für Trost und Klarheit. Für eine Lösung, nicht für Vertröstung.

Eine Lösung braucht es, wenn es verworren ist und schwierig. Heute also. Die Lösung, die der Petrus-Brief anbietet, klingt aufs Erste nicht verlockend. „Begegnet einander in Demut.“ – „Beugt euch also in Demut unter die mächtige Hand Gottes.“ Demut also. Das ist die Lösung.

Ich überlege: Heißt leben nicht, demütig sein? Das Leben nehmen, wie es kommt, statt es sich zusammen zu erfinden oder es sich schönzureden, ist das nicht Demut?

Wir finden Demut auf Anhieb falsch, verdruckst, kopfhängerisch, die unsympathischste aller „Tugenden“. Petrus hat eine ganz andere Idee von Demut. Demut als Form des Widerstands. „Leistet Widerstand!“ – Demut als Ausdruck unbekümmerter Sorglosigkeit. „Werft alle Sorge auf Gott!“ – Demut als Zeichen von Nüchternheit und Wachsamkeit. „Seid nüchtern und wachsam!“ – Demut, die uns zu den anderen hinführt anstatt uns von ihnen zu trennen: „Wisst, dass eure Schwestern und Brüder in der ganzen Welt die gleichen Leiden erdulden müssen.“ – Geldsorgen, politische Sorgen, Schmerzen, Traurigkeit, Unverständnis der anderen, Kinder, die Blödsinn anstellen, Amtsträger, die einen enttäuschen, die eigenen Fehler, die sich einfach nicht bessern wollen… alles das kennen alle Menschen überall. Das zu wissen, macht demütig.

Demütig macht es auch zu wissen, dass sie alle, diese Apostel, Märtyrer, Evangelisten auch nur Worte haben und ihr mehr oder minder armseliges Bespiel. Sie kennen Leute, die kein armseliges Beispiel geben? Misstrauen Sie denen. Auch Markus oder Petrus müssen um das richtige Wort ringen. Auch sie wurden durch den Glauben aus dieser Welt herauskatapultiert und sind in der anderen Welt noch nicht angekommen. Wir und sie wissen, dass der Glaube kein allzeit sicherer Hafen ist, in dem es keine Fragen mehr gibt.

Aber wir lernen dies: Die Demut schützt den Glauben in uns. Das Vertrauen auf Gott. Das ist die Kraft des Glaubens.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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