Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Ostermontag, 18. April 2022 – Wege

18/04/2022 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wer in die Kirche geht, muss auch wieder heimgehen, klar. Worüber sprechen die Leute auf dem Heimweg? „Über all das, was sich ereignet hatte.“ So steht es im Evangelium vom Ostermontag. Also über den neuesten Pfarr-Tratsch? „Haben Sie’s schon gehört? Der Pfarrer erpresst die Kommunionkinder!“ – Was?!“ – „Ja, er will, dass sie zweimal im Monat in die Messe kommen! Un-er-hört! Und die ganze Karwoche sollen sie mitfeiern!“ – „Bist du deppat!“ – „Also, ich finde, der Pfarrer müsste den Kommunionkindern und Firmlingen sagen: ‚Kommt einfach in die Kirche, wenn ihr mal Lust habt.‘ Das reicht doch!“ – Echt jetzt?

„Und während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus dazu und ging mit ihnen.“ Ja, vielleicht kommt noch wer anderer dazu und sagt: „Zur Erpressung gehört doch ein Druckmittel, oder? Welches Druckmittel hat der Pfarrer denn? Könnte er einem Kind, das vor ihm steht, die Erste Heilige Kommunion verweigern? Könnte er eisig werden mit dem kleinen Kind, das nichts versteht?“ Da müssten die, die da heimgehen von der Kirche, zugeben: „Nein. Das kann der Pfarrer nicht.“ – Recht besehen, hat der Pfarrer kein einziges Druckmittel. Die Eltern und Kinder haben ihn in der Hand, nicht er sie. Gut, er könnte mit beleidigter Miene herumgehen, weil man nicht wollte, wie er will. Und dann? Was hilft eine beleidigte Miene? Na, sehen Sie. Das Gerede von der Erpressung ist also: bullshit.

Und das Gerede von der Auferstehung? Auch bullshit? „Doch die Apostel hielten das alles für Geschwätz und glaubten den Frauen nicht.“ Steht auch im Evangelium.

Die jüdischen Autoritäten hielten das mit der Auferstehung zwar nicht für Geschwätz, wohl aber für einen Riesenschwindel, inszeniert von der Jesus-Bande. Also von einfachen Fischern?? Wer steckte hinter Petrus und Jakobus? Bill Gates? Das mit dem Riesenschwindel kommt bis heute immer wieder. Die Schlaumeier der Welt graben es alle paar Jahre neu aus. Beweise? Werden bestimmt noch geliefert, eines Tages! Genauso wie die Beweise für die Behauptung, die Polizei impfe die Demonstranten aus den Kanaldeckeln heraus. Deswegen: festes Schuhwerk auf der Ringstraße! Mann o Mann!

In den Oster-Evangelien also Gespräche, Reden, Worte aller Art. Und Wege. In den Garten, zum Grab, Wege nach Galiläa, nach Emmaus und zurück nach Jerusalem. Dann bald schon Wege in die ganze Welt: Damaskus, Korinth, Athen, Rom, dann ans Schwarze Meer und bis England und Irland, von dort zurück aufs Festland, auch ins heutige Österreich. Irgendwann, irgendwann führten die Wege bis nach Mailberg. Irgendwann tauchte hier der erste auf, der diesen Namen sagte: „Jesus Christus. Auferstanden von den Toten.“

Die Kirche ist gegründet „auf Jesus Christ allein“, sagt das Lied. Auf den Auferstandenen, – der sie sendet. Die Kirche kommt von den Juden her, von jenem Volk, das durch die Wüste ging und ins Exil und wieder heim. Unsere Kirche kommt aus jenen Jahren, in denen Jesus umherzog. „In alle Städte und Dörfer Galiläas.“ Sie ist also gegründet auf Wege und Worte.

Und wir? Reden wir nur Zeug? Stolpern wir irgendwie durchs Leben? Oder werden wir geführt? Haben unsere Reden und unsere Wege irgendeinen Sinn?

Die Osterevangelien zeigen uns, dass die alltäglichen Dinge die tiefsten, größten Wahrheiten transportieren. In den Evangelien, die von Ostern erzählen, ist wenig Spektakel, aber viel Alltag. Zwei Männer gehen in ihr Dorf. Ein Abendessen zu dritt. Gespräche. Verstehen.

Misstrauen Sie dem Spektakel! Das bedeutet, im Umkehrschluss, haben Sie tiefe Achtung für Ihren Alltag. Er transportiert göttliche Dinge. Brot und Wein auf dem Tisch – dem Tisch des Altares – transportieren Gott selbst in Ihre Seele.

In den Osterevangelien geschieht wirklich nicht viel Spektakuläres. Gut, es gibt Engel, „junge Männer in weißen Gewändern“, aber sogar die sagen: „Fürchtet euch nicht!“ Modern: „Relax!“ Oder sie stellen ganz einfache Fragen. „Was sucht ihr den, der lebt, bei den Toten?“

Die ersten Christen werden schon auch über Alltägliches geredet haben. Aber können Menschen, die von der Auferstehung gehört haben, nur Alltägliches reden? Können Sie sich vorstellen, dass die auch nach Ostern nichts anderes taten als tratschen? Sie werden doch wohl auch diskutiert haben. Zuerst. Dann werden sie gemerkt haben: Ein Austausch ist etwas anderes als eine Diskussion. Stiller, einiger, tiefer. Überhaupt werden sie die Stille erlebt haben. Die Stille des Staunens. – Ein Ereignis, eine Idee, eine Botschaft, – und die Rede der Menschen wird klar und ernst. Seien Sie so, manchmal: klar und ernst.

Und die Wege? Die so belanglos scheinen, so ziellos, so viele? – Erst später geht einem auf: Alle diese Wege waren wichtig. Es gab eine Ordnung, es gab ein Ziel, wir wurden geführt. Ich denke an meinen Weg zu Ihnen. Zu meinem Weg nach Mailberg gehören auch meine Wege durch Paris, früher. Ohne diese wären ich Ihnen anders begegnet.

Es gibt ihn, den Begleiter. Wie damals auf dem Weg nach Emmaus. Manchmal ist er unsichtbar, manchmal checken wir nicht, wer er wirklich ist oder wie wichtig er wirklich ist; manchmal ist es ganz klar.

Nach Ostern mussten alle einen Weg machen. Sie mussten zum Grab gehen, heimgehen, nach Jerusalem zurückgehen; sie mussten miteinander reden, sich erinnern, zusammen beten. Ich denke, wir gehen immer zusammen. Ich gehe mit dem kleinen Leo und staune und lerne von ihm und er von mir. Und manchmal begegnen wir zusammen Ihm. Dem Herrn. So entstand unsere Kirche. Auf Wegen und in Worten. Und genauso wird sie weitergehen.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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