Zweiter Sonntag der Weihnachtszeit, 2. Jänner 2022
Zweiter Sonntag der Weihnachtszeit, 2. Jänner 2022 Die Predigt Pfarre Mailberg Die Predigt Malteserkirche Wien Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes „Zweiter Sonntag der Weihnachtszeit“, so der Name des heutigen Tages. Wissen Sie noch, was Weihnachten ist? „Als tiefes Schweigen das All umfing / und die Nacht bis zur Mitte gelangt war, / da stieg dein allmächtiges Wort, o Herr, / vom Himmel herab.“ Das ist Weihnachten! Das ist das Wort zur Krippe. Und das Widerwort zum bürgerlichen Weihnachtstreiben nach den Regeln von Charles Dickens und Coca Cola. Dieser Vers steht für den Einbruch der anderen Welt in unsere Welt. Das Weltall ist größer als der Schönbrunner Weihnachtsmarkt. Sie wissen das doch? Halten Sie das aus, die Größe des Alls? Und jenes Wort, das herabsteigt? „Als tiefes Schweigen das All umfing / da stieg dein Wort, o Herr, vom Himmel herab.“ Da! Jetzt! Ein Moment. Der Moment, auf den das All gewartet hat! Der Moment, auf den Ihre Seele wartet, seitdem sie erschaffen wurde. Ahnen Sie das nicht? Sie könnten es wissen. Denn es wurde offenbart. Damit wir glauben. Aber „tiefes Schweigen“, das ist, ich weiß es, Ihr Alptraum. Die Nacht, das ist für Sie die Zeit der Einsamkeit, der Schlaflosigkeit, der Sorgen. Nicht des stillen Wartens. Wissen Sie, dass auf der ganzen Welt Männer und Frauen in der Nacht aufstehen und im Dunkeln zu ihrer Kirche gehen, um dort betend zu warten? Wissen Sie noch, dass die Nacht die Zeit des Sternenhimmels ist? Schauen Sie noch hinauf? Schauen Sie in die Tiefe? „Da stieg dein allmächtiges Wort, o Herr, / vom Himmel herab, vom königlichen Thron.“ Das allmächtige Wort. Ein einziges. Kein Geplapper, keine Konversation, keine Vorträge. Ein einziges Wort wendet die Welt. „Dein allmächtiges Wort, o Herr.“ Herr und Wort: zwei – so beginnt die erste Ahnung des dreifaltigen Gottes. In Gott ist ein Gegenüber, Beziehung. Warum heißt die zweite Person der Dreifaltigkeit „das Wort“? Weil Gott sich mitteilt. Dass Sie hören können, glauben können, (Ihren Kindern) verkünden können, bitten können: Alles das ist durch das Wort erst möglich. Mitteilung Gottes. Das feiern wir an Weihnachten. Und wie teilt Gott sich mit? Durch Bilder? Smsse? Per Twitter wie der Papst? Gott wurde Mensch: Das ist die Art, wie Gott sich mitteilt. Wer Jesus sieht, sieht Gott. Jesus von Nazareth war nicht nur ein guter Mann, Religionsstifter oder Prophet oder Guru. Jesus war bei Gott schon vor der Erschaffung der Welt. Und Jesus ist und bleibt Gott. Gott aber ist der ganz andere. Der hinter dem All. Gott ist der, zu dem es von uns aus keinen Weg gibt, mit allen Meditationen und Kulten nicht. Der unendliche, unfassbare Gott wurde vor 2000 Jahren in irgendeinem Winkel der Welt geboren. Das ist die Behauptung der Christen. Eine Jungfrau gebiert ihren eigenen Schöpfer. – Es wäre nur richtig, wenn Ihnen schwindlig würde bei diesen Gedanken. Hier gibt es keinen Kompromiss mit dem anständigen Denken der anständigen, vernünftigen Leute. „Gottes einzig geborener Sohn / Gott von Gott, / Licht vom Licht, / wahrer Gott vom wahren Gott, / gezeugt, nicht geschaffen, / eines Wesens mit dem Vater.“ So singt es das Lied des Glaubens. Ich kann denen, die in diesen Tagen zuhause sitzen, allein, mit Sorgen, krank, traurig… ich kann denen nur sagen: Stehen Sie auf und sprechen Sie, langsam, laut diese heiligen Worte. Das Herz wird Ihnen übergehen! Christus ist nicht die Wahrheit der Christen. Er ist die Wahrheit schlechthin, die für alle Menschen gilt. Jesus ist Gott. Kein anderer. Jesus ist der Sohn. Der Sohn Gottes. Das bedeutet: Herkunft. So wichtig in einer Welt, in der sich die viele, viele Menschen entwurzelt fühlen, heimatlos! Jesus ist auch der Gehorsame. Gehorsam, das bedeutet: Einer hört auf den anderen. So entsteht Gemeinschaft. So wichtig in einer Welt, in der sich die meisten Menschen alleine fühlen! Oder meinen, sie werden frei, wenn sie nur das tun, was sie wollen. Jesus ist der Gegenwärtige. Der, der da ist. Hier. Und im Himmel. Eine wohlwollende, starke, liebevolle, gerechte Gegenwart erfüllt diese Welt. So wichtig, wo viele alles sinnlos finden! Und wenn Ihnen das alles zu mystisch ist und Sie das Mystische nicht mögen (warum eigentlich?): Es geht auch praktisch. Wo ein einziges Wort eine ganze Welt wandelt, da bleibt uns die Wertschätzung des Wortes. Das bedeutet konkret: Achten Sie auf Ihre Rede. Lernen Sie zu schweigen (warum müssen Sie so laut reden? Um Ihre Angst zu übertönen?). Tratschen Sie immer weniger. Erzählen Sie die Fehler anderer nicht weiter, es sei denn es gibt einen wirklich wichtigen Grund. Reden Sie nicht über Dinge, von denen Sie keine Ahnung haben oder die Sie nichts angehen. Reden Sie nicht nur von sich, lernen Sie zuzuhören. Reden Sie wirklich mit anderen und nicht an ihnen vorbei. Erahnen Sie das Elend derer, die nicht mehr gehört werden. Lernen Sie zu warten. Und überlegen Sie: Kann es sein, dass Schweigen und Nacht Voraussetzungen sind, um irgendetwas von Gott zu verstehen? „Als tiefes Schweigen das All umfing / und die Nacht bis zur Mitte gelangt war, / da stieg dein allmächtiges Wort, o Herr, /vom Himmel herab.“ Das ist Gott. Und wir? Hören. Dann verkünden. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören