Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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3. Jänner 2022. Fest des Heiligsten Namens Jesu

03/01/2022 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Sie kennen das, darf ich annehmen: einen nicht mehr wiedersehen. Es beginnt mit dem ersten Blick. Aug in Aug. Großes Glück. Wachsendes Glück. Dann irgendwann Ende. Aus dem Blick. Wäre es besser, wenn wir nie gesehen hätten?

Da kommt der dritte Jänner, das Fest des Heiligsten Namens Jesu, mit seinen Lesungen – und den Erinnerungen an den ersten Blick.

Seht, wie groß die Liebe!“ – „Wir werden ihn sehen, wie er ist.“ – „Jeder, der sündigt, hat ihn nicht gesehen.“ So die Lesung. Und dann noch das Evangelium! „In jener Zeit sah Johannes der Täufer Jesus auf sich zukommen.“ – „Seht das Lamm Gottes!“ – „Auf wen du den Geist herabkommen siehst, der ist es.“ – „Das habe ich gesehen und ich bezeuge: Er ist der Sohn Gottes.“

Pardon für die Aufzählung, aber so gehe ich sicher, dass Sie verstehen: „Seht!“ – das ist das Wort dieses Tages. Wie geht Ihr Glaube zusammen mit dem Sehen? Was sehen Sie, wenn Sie Ihren Glauben anblicken?

Das Fest des Heiligsten Namens Jesu wurde 1530 dem Franziskanerorden gewährt und 1721 für die ganze Kirche eingeführt, auf Bitten Kaiser Karls VI. Ein Wiener Fest also, sozusagen… Aber was haben sie miteinander zu tun, der Name und das Sehen?

Erstens: Liebe ohne einen Namen und ohne Sehen ist schwierig. Könnten Sie einen Menschen lieben, den Sie nie sehen und dessen Namen Sie nicht kennen? Wohl nicht. Es braucht den Blick und das Sehen.

Und damit sind wir beim Zweiten: Was bedeutet es Christ sein? Christ sein bedeutet, eine Beziehung mit Jesus zu haben.

Wenn die Formulierung „Beziehung“ Sie irritiert, um so besser. Dann beginnen Sie nämlich zu verstehen. Haben Sie eine Beziehung mit Jesus? Wenn ja, wie läuft die? Sie müssen nicht mir antworten, sich selbst aber wohl.„Call me by your name“, so der Titel eines einigermaßen erfolgreichen Films der letzten Jahre. In der Liebe gibt es doch den Moment, wo aus zwei Menschen einer wird. Dazu braucht es noch nicht einmal Sex, bloß tiefe Liebe. Da wird der eine zum anderen, die beiden werden eins und können einander sagen: „Nenn mich bei deinem Namen. Denn nun bist du ich und ich bin du.“ Misstrauen Sie dem Kino-Argument? Dann komme ich Ihnen noch mit der hl. Theresia von Avila. Irgendwo im Kloster steht eine Figur des Jesuskindes. Eines Tages geht Theresia daran vorbei, und hört eine Kinderstimme fragen: „Wer bist du?“ Sie antwortet wie im Traum: „Ich bin Schwester Theresia von Jesus. Und wer bist du?“ Da hört sie die Antwort: „Ich bin Jesus von Theresia.“ Soviel zu den Namen und der Liebe.

Weihnachten gibt uns ein Gesicht und einen Namen: Jesus. Was geschieht, wenn Sie diesen Namen aussprechen? – „Oh, Jesus“, waren die letzten Worte Karls V. „Oh, Jesus!“ In einem Handbuch der Theologie heißt es: „Wenn wir den Namen Jesu anrufen, denken wir an unsere Bestimmung zur Nachfolge und bitten Jesus, dass Er als unser Retter und Heiland wirken möge.“ – „Jesus Heiland, Seligmacher.“ Solcher Art ist also das Fest Ihrer Beziehung zu Jesus.

Es beginnt damit, dass Menschen hinsehen. Dabei entdecken sie Spuren Gottes: die Engel auf dem Feld, die das Licht Gottes umstrahlt; den Stern, der die Weisen führt; der Himmel, der aufreißt über Jesus am Jordan. Spuren, die Gott in der Welt setzt. Und dann er, Jesus aus Nazareth. „Die sichtbare Gestalt des Erlösers“ (Präfation von Weihnachten).

Schritte Gottes auf uns zu. Damit wir verstehen.

Gott setzt sichtbare Zeichen. Aber sie sagen entweder nichts oder alles; die einen verstehen, die anderen nicht. „Auch ich kannte ihn nicht“, sagt Johannes, zweimal sogar. Und doch war Jesus längst da… Es gibt Sicherheit, aber nicht für alle; es gibt Gewissheit, aber sie ist nicht jedem vermittelbar. Es gibt einen Fortschritt in der Erkenntnis Gottes, aber das Ziel ist nicht erreicht. Die Geschichte des Heils wird immer klarer; etwas treibt nach vorn, aber wir bleiben unterwegs. Wir haben Halt, seit Weihnachten, und gleichzeitig tasten wir nach dem nächsten Schritt. Die Kirche ist feste Form und gleichzeitig gewagter Aufbruch. Mehr als Jesus ist nicht zu sehen.

Ihn zu sehen, haben wir die Mittel. Wir hören das Evangelium. Aus dem Mund der Kirche. Die Gnade schärft uns die Sinne (die Sünde verdunkelt sie). Die Feste führen uns aus der Vergesslichkeit heraus, neu heran an die Spuren Gottes. Damit wir wieder weitergehen und immer weiter. Und dann? Nach diesem Leben, nach unserem Tod und nach dem Gericht? Die „visio beatifica“, sagen die Theologen. Die selige Schau Gottes.

Wir werden ihn sehen, wie er ist. Wir werden uns beim Namen rufen.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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