Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel, 15. August 2021

15/08/2021 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Der Große Frauen-Tag. Dieser Festtag wirkt das ganze Jahr über. Immer wenn ein Mann oder eine Frau den Rosenkranz betet. „Der dich, o Jungfrau, in den Himmel aufgenommen hat“, heißt es da. Jesus nimmt Maria in den Himmel auf. – Das sind gleich drei Geheimnisse. Oder Ärgernisse: Jungfrau, Himmel, Erhebung.

„Geheimnis“ oder „Ärgernis“, nennen Sie es, wie es für Sie passt. Ich werde hoffentlich auch den Rest meines Lebens sagen, was ich seit meiner Kindheit geahnt habe: Die Aufnahme der Jungfrau Maria in den Himmel bedeutet Geheimnisse und Freuden.

Die Jungfrau. Das ist nicht die, die keinen abbekommen hat. Nach dem Motto: Ohne Mann und ohne Sex ist eine Frau gar keine richtige Frau. Jungfrau ist auch nicht die alte Jungfer, die nach Verbitterung riecht. Die Jungfrau, das ist die souveräne Frau, die selbst entscheidet. Die warten kann. Die weiß, was wirklich wichtig ist.

Die, von der heute die Rede ist, ist aber nicht nur Jungfrau, sondern auch Mutter. Mutter Jesu, Mutter Christi, Mutter des Erlösers. Gottesgebärerin. Und Jungfrau.

In der offiziellen Zeitschrift der deutschen Protestanten durfte sich kürzlich eine berühmte TV-Moderatorin über den katholischen Glauben lustig machen. Das sei ja wohl das Komischste ever: ein Kind vom Heiligen Geist. Höhö. Abgesehen davon, dass die Walküre allerhand durcheinanderbrachte, stand sie am Ende da wie eine biedere Hausmannsfrau, die das erste Flugzeug sieht und sich den Bauch hält vor Lachen. Ein Flug-Zeug,– das gibt’s doch nicht! Gibt’s aber doch.

Ein Kind gebären und Jungfrau bleiben, das kann nichts anderes sein als absurder Quatsch? Wenn das so ist, dann ist es auch absurder Quatsch, dass einer, der tot war, lebt. Dann ist die Auferstehung Quatsch. Dann ist es auch Quatsch, dass Brot verwandelt wird in den Leib Christi. Wenn es nur das gibt, was wir verstehen wie man einen Traktor versteht, dann bleibt vom Christentum nur ein bisschen Moral. „Sei nett!“ Dazu brauche ich keine Kirche.

Wer allein seine Erfahrung, allein sein gewohntes Denken zum Maßstab nimmt, wird reden wie die TV-Tante. Wer aber mit allem rechnet, der kann immerhin anfangen zu zweifeln. Der Zweifel führt zum Glauben. Gerade heute, wo alle von Bewusstseinserweiterung sprechen, vom Sprengen der Grenzen, wo die supergescheiten Leute gegen die Festlegung des Menschen auf nur Mann und nur Frau sind, sondern 100 Dinge dazwischen kennen wollen, gerade da könnte doch die Idee keimen: Warum nicht? Warum nicht Jungfrau und Mutter zugleich?

Maria ist Mutter und Jungfrau. Das ist die Lehre der Kirche. Ich kann damit leben. Ich muss weder wissen noch erklären, wie das gehen soll. Aber ich verstehe: immerwährende Jungfrau, das bedeutet: immer Neuanfang, immer Offenheit, immer heiteres Warten, immer Weite über meinen sehr geringen Verstand hinaus. Ich verstehe es nicht, aber es macht Sinn. So ist das mit den Wundern.

Aufgenommen in den Himmel. – Wenn man den Himmel erklären soll, reicht es zu sagen: Der Himmel ist Welt Gottes. Schau Dir diese Welt hier an… und Du weißt instinktiv, was die Welt Gottes ist. Oder kann sich einer ernstlich vorstellen, in der Welt Gottes gebe es den Tod, den wir kennen? Magendurchbrüche und Lungenembolien, Börsengeschäfte und Ehebruch, Dummheit und Eigensucht? Am Dunklen versteht man, was das Licht ist. Maria wurde aufgenommen in jene Welt Gottes, die so anders ist als diese Welt hier und die wir dennoch ahnen wie man eine verlorene Heimat ahnt.

Aufgenommen… – Maria wird aufgenommen. Christus entscheidet, Christus handelt, Maria geschieht etwas. Keiner, sie nicht, wir nicht, hat ein Recht auf den Himmel. Der Himmel ist immer ein Geschenk. Manche werden grantig, wenn sie das hören. Ich habe kein Problem damit, mir etwas schenken zu lassen, wie ich kein Problem damit habe, um etwas zu bitten. Anderen geht das anders. Dieser Tage äußerten sich zwei ältere Herren sehr wütend über die Hl. Messe, weil es da gleich am Anfang heißt „Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen und Euch, Brüder und Schwestern, dass ich gesündigt habe.“ Und dann später „O Herr, ich bin nicht würdig.“ – „Würde abzuerkennen, ist Machtmissbrauch“, schrieb der eine Herr. Ein pensionierter Schulleiter. Armes Land mit solchen Lehrern. „O Herr, ich bin nicht würdig“, das ist ein Zitat aus dem Evangelium. Der Hauptmann, dessen Sohn todkrank ist, sagt das zu Jesus. Ein Wort der Bescheidenheit. Nicht mehr, nicht weniger. Was ist an Bescheidenheit und Dankbarkeit schlimm? Braucht unsere Gesellschaft wirklich noch mehr dicke Hosen und Super-Egos? Und natürlich gibt es Schuld, in meinem Leben, im Leben von Journalisten (die ja gerne anklagen), im Leben von Schul-Direktor*innen und vielleicht auch in Ihrem Leben. Was ist daran so schlimm zu sagen: Ich habe Mist gebaut? Schuld zerstört nicht die Würde. Und gibt anderen nicht das Recht, dem Schuldigen seine Würde zu nehmen (kleiner Tipp für den nächsten Ehekrach). Schuld wird bekannt, sie wird bereut, sie wird verziehen.

Das Schuldbekenntnis steht nicht umsonst am Anfang der Messe. Es nennt die Dinge beim Namen, zeigt uns, wer wir sind: Geschöpfe, Menschen, Schuldige – nicht gottgleiche Wesen. Und dann geht es weiter! Die Welt bleibt bei der Schuld stehen, die Kirche nicht.

Dieser Festtag ruft uns in Erinnerung: Maria war ohne Schuld, – aber nicht, weil sie so brav war, sondern weil Gott ihr auch das geschenkt hatte: Reinheit. Und dann geht Maria ihren Weg wie wir die Messe entlang gehen. Am Anfang ist sie nüchtern, bescheiden, aufrichtig: „Ich bin die Magd des Herrn.“ Dann ist sie bereit: „Mir geschehe nach deinem Wort.“ Maria hört das Wort des Engels und handelt. Wir hören das Wort Gottes in der Lesung und im Evangelium – und handeln. Und das führt, bei Maria und bei uns, zur Gemeinschaft mit Christus im Himmel. Maria wird in den Himmel aufgenommen, wir empfangen die Heilige Kommunion. Und dann? Maria wird gekrönt zur Königin und gesandt, um Mutter der Kirche zu sein. Wir werden gesandt, um den Glauben zu vermehren: „Gehet hin in Frieden!“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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