Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Hochfest Johannes des Täufers, 24. Juni 2021

24/06/2021 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Ritter – Rüstung? Oder was verbinden Sie mit „Ritter“? Ritter – Kampf? Ritter – Mut? Edelmut? Heer? Wer bei Ritter an Heer denkt, denkt wenig. Wie der, der bei Johannes an die Menge denkt, die am Jordan steht. Wer bei Johannes an den gewaltigen Prediger denkt, vergisst die Wüste. Dort wird nicht gepredigt, sondern geschwiegen. Haben Sie viel geschwiegen in den letzten Monaten? Der Ritter zieht nicht bloß in die Schlacht mit anderen, Heer gegen Heer. Der Ritter durchquert weite Länder, allein, auf der Suche nach dem vornehmsten Herrn. Der Ritter übt und übt und übt den Kampf: allein, schweigend, Tag für Tag. Der christliche Ritter betet. Auch das allein. Der Bruder im Hospital sitzt am Bett des Sterbenden, wieder allein. Kirche ist nicht nur Gemeinschaft; der Orden auch nicht. Was Johannes sagt, sondert ihn ab. Es macht ihn einsam. Und groß. So ist unser Schutzpatron: einsam und groß.

Was Sie in den letzten Monaten erlebt haben – Einsamkeit, Stille, Warten, ganz neue Erfahrungen, anderes Beten als sonst, Aushalten, Sterben, Zweifeln, auch Streiten – das erlebten auch der Täufer und die Ritter der heiligen Kirche. Johannes erlebte die Stille, den Verlust der Freunde, den einsamen Tod. Sein Auftrag stellte ihn nicht an den sicheren Platz, sondern in den Übergang; zwischen das Alte und das Neue, ins Suchen und Warten. Johannes muss vergehen, während ein anderer wird. Den Menschen, die ihm gebannt zuhören, ist er fremd. Er kämpft einen Kampf. Aber kennt er den Gegner? Johannes der Täufer ist der unpassendste Patron, den Sie sich aussuchen konnten.

Sie lieben den Kreis der Vertrauten, das richtige Milieu. Johannes hatte kein Milieu, keine Kreise. Er war allein.

Sie lieben die gesellschaftliche Anerkennung, die Sie bekommen und die Sie anderen geben. Johannes diskutiert mit dem König, aber Orden wird man ihm nicht verleihen. – Sie sind konservativ. Was mir kein Schimpfwort ist, ganz im Gegenteil. Ich bin nur sicher, dass ein blauer Anzug und ein weißes Hemd noch keinen Konservativen machen. Ich für meinen Teil bin Reaktionär. Dazu gibt es ein schönes Wort des Kolumbianers Gómez Dávila: „Der Reaktionär schreitet voran, wenn es darum geht, etwas Vergessenes wieder in Erinnerung zu bringen.“ Aber was ist Johannes? Auch ein Reaktionär? Ein Linker? Ein Fundamentalist? Kein Konservativer, kein Liberaler. Liberale, das sind die, die sich mit dem Himmel gut stellen, es aber auch mit dem Teufel nicht verderben wollen. Liberale sind offen nach allen Seiten. Das ist der Täufer gewiss nicht.

Kurz: Zwischen Johannes und Ihnen funktioniert es nicht auf Anhieb. Und genau deswegen ist es gut, dass Sie auf ihn treffen müssen. Heute etwa. Dass Sie auf einen Patron bauen müssen, der sich den Kategorien entzieht. Sie lieben eine geordnete Welt (oder können Sie sich einen Schwiegersohn namens Kevin vorstellen?). Johannes ist jenseits der Kategorien. Er ist einfach der Größte. Ein Patron, mit dem Sie leicht fertig werden, täte Ihnen nicht gut.

Der Täufer und Sie: Das geht. Sie kennen die Gemälde der alten Meister, wo Johannes neben prächtig gekleideten heiligen Bischöfen steht und neben stolzen Märtyrinnen in allen Garten-Farben. Er steht da, anders als alle, in seiner Kamelhaut, dunkel, mit seinem wirren Bart. Und dennoch verstehen sich alle diese heiligen Gestalten. Sie haben alle dieselbe Blickrichtung. Auch der Fremde gehört zur Gemeinschaft der Heiligen. Haben Sie also keine Angst. Mit Ihrem Patron, diesem Patron! und Ihren vielen malteserischen Besonderheiten tragen Sie dazu bei, das Ganze der Kirche (und auch dieses Landes!) zu definieren. Die Ritter des hl. Johannes sind der Rand, die Kontur. Bisweilen sogar das Licht von oben (Hospitaldienst).

Aber jetzt sind Sie müde. Vielleicht sogar besorgt, verängstigt. Das letzte Jahr war nicht leicht. Es war verstörend.

Haben Sie den Glauben noch? Den Glauben, der sagt: weiterspielen! durchhalten! Kampf! Oder ist er Ihnen abhandengekommen? Sind Sie sicher, dass Ihre Kirche noch glaubt?

„Ich habe mich vergeblich bemüht, habe meine Kraft umsonst und nutzlos vertan.“ Worte des Propheten in der Lesung. Wir sind wohl alle müde. Die allgemeine Lähmung hat die Muskeln schwinden lassen. Lachen, Beten, Handeln – nichts geht mehr leicht. Wir dürfen wieder zusammensitzen, draußen, am Sommerabend, aber so richtig freut uns das noch nicht. Auch die Kirche und der Orden freuen uns nicht. Die Kirche ist stark, aber sie weiß es nicht mehr. Sie meinen, der Kampfplatz sei die Video-Konferenz und der Sieg sei die gestreamte Messe; sie meinen, es sei ja nur Vorsicht gewesen, wenn die Kirchentore verschlossen blieben.

Gott fragt nicht nach unserer Müdigkeit. „Hört auf mich, ihr Völker in der Ferne!“, heißt es in der Lesung. Wir sind in eine weite Perspektive gestellt, in einen gewaltigen Anspruch. Universal! – Wäre es nicht besser, die Kirche würde mal weniger groß auftreten, jetzt, wo alle die Augen verdrehen, wenn ein Priester auf der Straße erscheint? Es wäre vernünftig, es wäre verständlich, sogar klug, vorsichtig zu sein. Aber unser Patron, ist der vernünftig wie der gute Bürger? Ist Johannes verständlich? Ist Christus, ist die Kirche der Heiligen immer zu verstehen? Ist der Täufer ein kluger Mann? Der Großinquisitor ist ein kluger Mann, Metternich und Kaunitz waren kluge Männer. Aber Johannes? Die Messe am Vorabend des Festes verkündet ein Wort aus dem Propheten Jeremias: „Sieh her, am heutigen Tag setze ich dich über Völker und Reiche: du sollst ausreißen und niederreißen, vernichten und verheeren, aufbauen und einpflanzen.“ – Das will Gott „Gott will es!“ Der berühmte Ruf der Ritter. Kein Wort Gottes ist bloß ein Wort. Es ist Kraft. Die Sakramente sind Kraft, nicht bloß Riten. „Nach mir kommt einer, der mit Feuer und Heiligem Geist taufen wird.“ Schalten Sie die Bildschirme ab! Nehmen Sie eine kalte Dusche! Kämpfen Sie wieder für das Reich Gottes. Ebnen Sie ihm die Straßen.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Johannesgasse 2 - 1010 Wien - Österreich | T: +43 1 512 72 44 | E: smom@malteser.at

X