Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Fest des hl. Aloisius Gonzaga, 21. Juni 2021

21/06/2021 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Es war vor vielen Jahren, am Vorabend eines Fronleichnamsfestes. Bei meinem Weg durch den Garten des Klosters bemerkte ich einen jungen Mönch, der, sehr konzentriert und flink, einen Blumenteppich für die Prozession am nächsten Morgen legte. Dieses Bild hat mich sehr angerührt. Ein junger Mann, 21, 22 vielleicht, der nicht nur gescheit aussah, sondern auch so gut, dass sich draußen, in der Welt viele nach ihm verzehrt hätten, so einer lebt in einem Kloster tief im ländlichen Frankreich, wo sie nichts anderes tun als den Gottesdienst zu feiern und ihre Felder zu bestellen. Keine Seelsorge, keine Pfarre, keine Schule, bis heute keine Homepage. Nur (nur?) das Gebet in der schönen hohen Kirche, siebenmal am Tag. Ein ganz junger Mann, der in der Welt etwas hätte werden können, tritt dort ein, wissend, dass er seine Heimat nie mehr wieder sehen wird. (Die Mönche verlassen das Kloster nie mehr, selbst zur Beerdigung der Eltern nicht. So versteht man dort die Stabilitas.) Er ist jung und weiß, dass er keine Karriere machen wird, dass niemand ihn bewundern wird, dass er vergessen werden wird. Sein Aussehen und sein Geist werden keine Rolle spielen. Ein junger Mann wirft sich weg. Nicht in den Drogendreck oder in die faulen Kompromisse der Karriere, sondern in die Stille.

Den hl. Aloisius Gonzaga, den wir heute feiern, stelle ich mir ganz ähnlich vor. Geboren 1568, war er der älteste Sohn des Markgrafen von Mantua. Mit zehn Jahren legte er das Gelübde der Jungfräulichkeit ab, die Erste Heilige Kommunion empfing er aus der Hand des hl. Karl Borromäus; sein Beichtvater war später der hl. Robert Bellarmin.

Aloisius wurde nach Spanien geschickt, als Page am Hof des Königs. Nach langen Kämpfen mit dem Vater erreichte er dessen Zustimmung, auf die Markgrafschaft verzichten zu dürfen und in den eben neu gegründeten Orden der Jesuiten einzutreten. Bei der Pflege von Pestkranken steckte er sich an und starb am 21. Juni 1591 in Rom. Mit dreiundzwanzig Jahren. Aus hoher Familie, vorzüglich erzogen, begabt, mit allen Chancen, die diese Welt bieten kann, wirft er sich weg. Wir wissen alle, dass auch viele gut katholische Eltern das so sehen würden. Wenn er wenigstens Theologie-Professor werden würde! Oder den Armen helfen würde. Oder Pfarrer wäre. Davon könnte man den Leuten erzählen, da hätte man etwas in der Hand. Aber so? Schweigen und Singen und Arbeit auf dem Feld.

Viel zu erzählen gibt es nicht vom Leben des Jesuiten-Novizen. Wie auch? Sie studieren und beten. Eine Anekdote immerhin wurde berühmt: Aloisius, „Luigi“ spielt Handball im Hof des Klosters. Mit jenem zu viel an Enthusiasmus und Einsatz, das erfahrene, alte, so kluge Priester misstrauisch macht. Maß! Nüchternheit in allem! Zurückhaltung! So stellen sie sich den idealen Geistlichen vor. Also interveniert der Obere. Ein Künstler der höflichen kalten Dusche. Ein ausgebildeter Spielverderber. Er fragt den tobenden, schwitzenden Spieler: Was, Gonzaga, täten Sie, wenn Sie wüssten, dass Sie morgen sterben müssen? Antwort des atemlosen Heiligen: weiterspielen! Kein Schrecken, keine Ernüchterung, nichts von dem, was er jetzt wohl zu tun hätte, wenn es nach den Erwachsenen ginge.

Wer immer mit der Frage nach dem Tod das Spiel unterbrochen hat: Es wird einer jener Erwachsenen gewesen sein, die sich mit „ernsten“ Gedanken wichtigtun. Weil sie selbst nicht mehr fähig sind, einfach nur zu leben. – Ich muss an die verantwortungsbewussten Politiker denken, die in den letzten Monaten missbilligend über die Jugendlichen redeten, die hinauswollten, zu anderen jungen Leuten, quatschen, tanzen, trinken… Politiker, denen man mit 40 ansieht, dass sie mit 20 nie in einem Club waren und sich danebenbenommen haben. Weil sie damals schon an ihrer Karriere bastelten. Ewige Erwachsene der peinlichsten Sorte, die nicht querfeldein spazieren gehen können, sondern immer ein Ziel haben müssen. Wenn so ein Erwachsener Teenager tanzen sieht, einfach nur tanzen oder kicken, dann duldet er diese Freiheit nicht neben sich. Sie blamiert ihn ja in seiner aufgeblasenen Armseligkeit. Er will, dass die jungen Leute nicht ans Spielen denken, sondern „an die Zukunft“. Sie wissen, was am Ende der Zukunft steht? Ganz einfach: der Tod.

Doch das Kind spielt weiter, weil es vom Evangelium erfüllt ist. Weil es tanzend bei Christus ist, der uns rät, jedem Tag seine eigene Last zu lassen und das Leben nicht zu zerstören mit der Sorge um das Leben.

„Denn alles, was von Gott stammt, besiegt die Welt“, heißt es in der Lesung. Der kleine Mönch im Garten, der hl. Aloisius besiegen die Welt. Sie werfen ihr Leben weg. Sie verzichten, sie tun Buße, sie leiden. Aber am Ende steht nicht ein besserwisserischer Pedant oder, noch schlimmer, ein lahmer, verkommener Komplize der Welt, sondern ein junger Mann, der spielt oder Blumenteppiche legt.

„Welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste?“, fragt der schlaue Gesetzeslehrer den Heiland. Ja, eine intelligente Diskussion! Mit Für und Wider. – Nachdenklich sind die, die sich nicht aufs Spielfeld trauen; gewissenhaft sind die Pedanten. Aber nicht die Heiligen. Verzweifelt sind die Ungläubigen. Aber nicht die Heiligen. Die werfen sich in Gottes Arme und spielen Ball.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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