Hochfest Johannes des Täufers, 27. Juni 2021, Mailberg

Hochfest Johannes des Täufers, 27. Juni 2021, Mailberg

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Versuchen Sie, die Kontrolle zu behalten? Die meisten tun das. Zufälle, Abenteuer, Rätsel… lieber nicht. Aber Sie wissen schon, dass wir nichts kontrollieren können? Fast nichts. Wollen Sie ein Kind kontrollieren, 20 Jahre lang? Und Gott, wollen Sie den kontrollieren? Kann man das Leben planen? – Es gibt viele Strategien der Kontrolle. Die einen erlauben sich keine Gefühle. Weil Gefühle aus dem Ruder laufen können. Für Gefühle gibt es Fußball und Hollywood, das reicht. Die anderen erlauben sich keinen Glauben. Weil Glaube unmännlich ist oder von vorgestern, aber letztlich, weil Glaube irgendwann mit Gott zu tun hat: dem großen Rätsel. Viele Kirchgänger pflegen den Brauch, aber ohne die Gnade. D. h. ohne die Kraft. Eine schöne Tradition tut keinem was, der Heilige Geist wohl. Er verändert Menschen. So hat die Kirche begonnen vor 2000 Jahren.

Die Erwachsenen hier haben vom Leben gelernt. Sie haben ihre Hoffnungen zurückgeschraubt, sind realistisch geworden. Vernünftig. Ein Kind ist nicht realistisch und nicht vernünftig. Das kleine Kind hat so große Anlagen! Das Kind will noch alles wissen, alles haben: Es liebt, es hofft, es vertraut, in kleinen Anfängen, aber wahr. Und es geht in Weite.

„Ich taufe euch nur mit Wasser… ER wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.“ Johannes sagt das. Wir feiern heute den Täufer, den Schutzpatron dieser Kirche, des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens und auch der Ordenspfarre Mailberg, wo der Hagel die gesamte Weinernte vernichtet hat. Hat der hl. Johannes Mailberg am Donnerstag vor noch Schlimmerem bewahrt, siehe Tschechien? Oder das Dorf gestraft, weil es ihn nicht ehrt? Oder ist beides Quatsch? Was hat die Pandemie für die Welt zu bedeuten? Ich weiß das so wenig wie Sie.

„Ich taufe euch nur mit Wasser…“ Vielen reicht Wasser völlig. „Heiliger Geist“, was soll das sein? – Kurze Frage an die Damen: Wollen Sie einen wässrigen Mann? Oder einen feurigen? – Geist und Feuer statt Wasser. Wer sich auf die Taufe wirklich einlässt, der macht eine Tür auf. Er wird einer Kraft begegnen. Trauen Sie sich das?

Was ist die Taufe wirklich? Was für einer war Johannes der Täufer? Was für Mensch soll das getaufte Kind einmal werden? Diese Fragen hängen zusammen, und die Antworten entscheiden darüber, wie eine Pfarre wird. Gröber gesagt: Ob sie einfach verschwindet oder im Gegenteil auflebt.

„Er“ – Christus nämlich – „wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.“ Heiliger Geist ist eines sicher nicht: Kontrolle. Johannes kontrolliert sein Leben nicht. Er kann es nicht planen. Er wird geführt. Er gehört Gott – und ist trotzdem frei. Er ist gehalten, aber nicht gefesselt. Dieser Mann ist fügsam und souverän. Sein Leben hat einen Sinn. Er hat einen Auftrag: „das Volk für den Herrn bereit zu machen.“ – Das alles können Sie jetzt auf sich selbst übertragen: Sie müssen nicht planen, sondern können sich führen lassen.

Sie sind gehalten. Und souverän.

Sie haben einen Auftrag in der Kirche.

Heiliger Geist: Johannes bekommt den Auftrag zu reden.

Am Jordan kommt der Geist auf Christus herab.

In der Taufe wird der Heilige Geist an die Christen weitergegeben.

Das aber bedeutet: In der Kirche geschieht Schlechtes. Wie überall. In der Kirche geschieht banales Alltagszeug. In der Kirche wirkt aber auch der Heilige Geist. Das zu wissen, ist alles, was ich Ihnen heute ans Herz lege. Öffnen Sie sich dem Heiligen Geist. Ein einfaches Ja genügt.

Heiliger Geist: Das bedeutet auch Geheimnis und Freiheit. „Ich bin nicht das, wofür ihr mich haltet“, sagt Johannes. Sagt der Blick eines kleinen Kindes nicht etwas ganz Ähnliches? Und Sie schauen auf das Kind und fragen sich: „Was wird wohl aus diesem Kind werden?“ Wie die Leute damals bei Johannes.

Manche Eltern werden panisch bei dieser Frage und versuchen, ihr Kind zu planen. Christen hingegen staunen und vertrauen. Johannes ist ein Mann, der staunt und vertraut, nicht einer, der vor allem Sicherheit sucht. Die Sicherheit, die man sich selbst sucht, macht einen langweilig oder fanatisch.

Mit Wissen, Organisation, Können, Geld, Training, mit Kontrolle können Sie bis auf den Mond gelangen. Nur, was finden Sie dort oben? Verlassenheit, Wüste, Staub. Welches Problem ist damit gelöst, welche Frage beantwortet?

Der Glaube hingegen bewegt das Herz. Wo der Heilige Geist ist, da ist Kraft. Johannes, die Getauften: Immer geht es um Kraft. In der Kirche geht es nicht um Kontrolle, sondern um Kraft. So heißt es s von Johannes: „Das Kind wuchs heran, und sein Geist wurde stark.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!