Sonntag der Barmherzigkeit, 11. April 2021
Sonntag der Barmherzigkeit, 11. April 2021 Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Wissen Sie immer, was Sie reden? Sind Ihre Worte mehrheitlich bedacht oder mehrheitlich … Geplapper? „Über jedes unnütze Wort, das die Menschen reden, werden sie am Tag des Gerichts Rechenschaft ablegen müssen“ (Mt 12,36). Unsere Mutter erinnerte uns, als wir klein waren, immer wieder an diesen Satz aus dem Evangelium. Über jedes unnütze Wort wirst du Rechenschaft ablegen müssen: nicht die schlechteste Lektion heute. „Mein Herr und mein Gott!“ Das sagt niemand leichthin, unbedacht. Könnten Sie das sagen? Zu Christus? – Was können Sie zu Christus sagen? Es gibt verschiedene Arten von Beziehungen. Geschäftsbeziehungen, Affären, Täter – Opfer, Liebesleute, Familie. Zwischen Thomas und Jesus besteht auch eine Beziehung. Aber nicht auf Augenhöhe. Der Auferstandene und der Apostel sind nicht gleich. Solche Beziehungen gibt es auch. Ein Element solcher Beziehungen ist der Gehorsam. Wenn ich zu einem sage: „mein Gott“, dann bete ich ihn an; wenn ich zu einem sage: „mein Herr“, dann folge ich ihm. Wird es Ihnen jetzt unbehaglich? Muss es nicht. Gehorsam ist etwas sehr Normales. Gehört zum Leben. Eine Mutter, die ihrem schreienden Baby die Brust gibt, gehorcht dem Kind, oder? „Wer mir dienen will, folge mir nach“, sagt Jesus einmal; dieser Mann, der, wie es im Hebräerbrief heißt, „durch Leiden den Gehorsam gelernt hat“. Wenn Jesus gehorsam war und jeder Getaufte ihm nachfolgen soll, dann ist der Gehorsam ein Thema für uns alle. Deswegen beten Sie ja in der Messe oft und oft: „Wir danken dir, dass du uns berufen hast, vor dir zu stehen und dir zu dienen.“ Gehorsam also. Fürchterliches Wort, unbeliebt, in Verruf geraten. Dennoch: Der Christ ist der, der sich mit dem Willen Gottes auseinandersetzt. Es kann Konflikte geben, Irrwege, Pausen, Krisen. Aber irgendwann gilt: „Dein Wille geschehe“ – ja oder nein? Bei uns geht es nicht um den Gehorsam des Soldaten, auch nicht den eines Angestellten. Der Gehorsam in der Kirche muss nicht nur sein, weil eine Pfarre oder ein Kloster dann besser funktioniert. Der Gehorsam des Christen ist ein Gehorsam des Vertrauens. Wie der Gehorsam Jesu. Jesus unterwirft sich dem Vater nicht – welcher gute Vater will, dass sein Kind sich ihm unterwirft? –, sondern Jesus vertraut dem Vater im Himmel. Und Thomas vertraut Jesus. Der Gehorsam des Christen kommt also aus dem Herzen. „Ich lege mein Gesetz in ihr Inneres“, heißt es beim Propheten (Jer 31). Unser Gehorsam hat mit Liebe zu tun. Mit Freundschaft. Es ist kein aufgezwungener Gehorsam, sondern einer aus Übereinstimmung. „Mein Herr und mein Gott!“ Völlige Übereinstimmung. In diesem Moment ist es plötzlich ganz einfach, das zu sagen. „Das Kieselgestein wird zu quellendem Wasser“ (Ps 114). Jetzt ist alles gut. Richtig. Sogar die Schwierigkeiten, die ja nicht einfach verschwinden werden, fangen an zu leuchten. „Mein Herr und mein Gott!“ Das ist schön, weil es wahr ist. Mehr und Richtigeres kann der Mensch Gott nicht sagen. Gibt es eine schönere Beziehung als die, wo der eine dem anderen vertraut und ihn verehrt? So ist unser Gehorsam. Keine Gemeinschaft kann bestehen, wenn jeder nur das tut, was ihm gefällt. Der Staat zerfällt, wenn einzelne Gruppen (egal ob die Reichen oder die Ausländer) nur noch tun, was sie wollen. In der Ehe geht es um Gehorsam: „Ich will dich lieben, achten und ehren.“ Zwei Menschen gehen eine Bindung ein. Bindung aber impliziert Gehorsam. Der Mann anerkennt im Sakrament die Frau als die Partnerin, die von Gott für ihn bestimmt wurde. Und umgekehrt. Also ist das Eheversprechen auch ein Gehorsam Gott gegenüber. Sogar der Glaube ist eine Art Gehorsam. Ein Einwilligen, manchmal dennoch, obwohl. Wir treffen im Evangelium oder in der Lehre der Kirche auf Aussagen, die wir nicht verstehen oder die uns nicht gefallen. Und fügen uns, gehorchen, weil wir der Kirche oder dem Evangelium vertrauen. Ein Fühlen mit der Kirche. Ein Gleichklang. Wenn Jesus irgendetwas mit der Kirche zu tun hat, dann gibt es auch Momente, wo man der Kirche gehorcht. Erinnern Sie sich, was die erste Forderung ist, die Jesus an Thomas stellt? „Sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören